Senioren Kreis Viersen: Platzmangel in der Kurzzeitpflege

Kreis Viersen · In den Kommunen des Kreises Viersen gibt es zu wenige Plätze in der Tagespflege und in der Kurzzeitpflege für Senioren.

 In Pflegeeinrichtungen müssen deutlich mehr Plätze in flexiblen Pflegeangebiten geschaffen werden.

In Pflegeeinrichtungen müssen deutlich mehr Plätze in flexiblen Pflegeangebiten geschaffen werden.

Foto: picture alliance / dpa/Sebastian Kahnert

Über die Probleme einer mangelnden Versorgung mit Kindergartenplätzen wird – nicht nur in der Corona-Krise – immer wieder diskutiert. Den Kommunen, ob groß oder klein, fällt es immer schwerer, den Bedarf in Sachen Kinderbetreuung zu decken. Indes stehen die Städte und Gemeinden im Kreis Viersen bei der Pflege von Senioren vor fast noch größeren Problemen. Denn insbesondere in der Tagespflege, in der Senioren tagsüber betreut werden, und in der Kurzzeitpflege, in der alte Menschen über mehrere Tage oder Wochen gepflegt werden, bestehen im Kreis Viersen erhebliche Defizite. Es gibt schlichtweg zu wenige Plätze in den Einrichtungen. Das geht aus der Kommunalen Pflegeplanung hervor, über die der Fachausschuss des Kreises Viersen am Montagabend beraten hat.

Besonders prekär ist die Lage im Bereich der Kurzzeitpflege. „Im gesamten Kreis Viersen fehlen bis 2023 etwa 179 eigenständige, verlässlich einzuplanende Kurzzeitpflegeplätze“, heißt es im Bericht des Kreis-Sozialamtes. Die Angebotsform erscheint aus Sicht der Betreiber „offensichtlich unwirtschaftlich“, so das Amt. Denn schon jetzt wird dieser Markt eher behelfsmäßig abgedeckt. Laut Kreis sind von den bestehenden 228 Plätzen nur 63 „eigenständig und solitär“. Heißt, dass die übrigen nur eingerichtet werden, falls vollstationäre Plätze nicht belegt sind. Daher erscheint der angegebene Zielwert von 242 tatsächlichen Kurzzeitpflegeplätzen bis 2023 laut Kreis nicht realisierbar.

Für den Westkreis (Brüggen, Nettetal, Niederkrüchten, Schwalmtal, Viersen) hat der Kreis Viersen im vergangenen Jahr eine Ausschreibung von 97 Plätzen vorgenommen. Für den Ostkreis (Kempen, Grefrath, Tönisvorst, Willich) waren es 81 Plätze. Die Auswertung der dazu eingegangenen Angebote stehe noch aus. Konkret ins Auge gefasst werde derzeit nur die Einrichtung von 17 neuen Plätzen in Viersen.

Um die Lage entzerren zu können, will das Land künftig auch die Kurzzeitpflege in Krankenhäusern möglich machen. Dazu gibt es ein entsprechendes Modellvorhaben, an dem 60 Kliniken in NRW Interesse zeigten, heißt es in der Pflegeplanung. Aus dem Kreis Viersen habe es vier Interessensbekundungen gegeben: St. Irmgardis Süchteln, AKH und LVR-Klinik (beide Viersen) und das St. Töniser Krankenhaus Maria-Hilf, in dem es bereits eine geriatrische Abteilung gibt.

Auch bei der Tagespflege, in der Senioren von morgens bis abends betreut werden können, besteht innerhalb des Kreises Viersen eine Versorgungslücke. Bis zum Jahr 2023 sollten 160 zusätzliche Plätze entstehen, heißt es in der Zielvorgabe des Sozialamtes. Insgesamt sieht der Bericht dann 469 Plätze vor. Den größten Mehrbedarf sieht der Kreis Viersen in den Städten Kempen (34 zusätzliche Plätze erforderlich) und Willich (39). Ausgeschrieben in 2019 wurden bereits folgende Bedarfe: Kempen 29, Tönisvorst 13, Willich 38, Nettetal 38, Viersen 10, Schwalmtal 13, Brüggen 10 und Niederkrüchten 12. Mit Blick auf diese Zahlen ist zumindest alsbald Abhilfe in Aussicht. So könnten laut Vorlage des Kreises Viersen 15 Plätze in Nettetal und 12 in Niederkrüchten entstehen. Dies sei das erste Ergebnis des Ausschreibungsverfahren. Weitere Prüfungen laufen.

Zufrieden kann man in Sachen Tagespflege derzeit nur in Grefrath sein. Die Gemeinde sei bis 2023 vollständig versorgt, so das Sozialamt des Kreises Viersen. Nicht zuletzt deshalb, weil im Gemeindezentrum der evangelischen Kirche am Bergweg in Oedt eine entsprechende Einrichtung vor der Umsetzung steht. Nach Informationen der WZ sollen dort 14 Tagespflegeplätze entstehen, acht davon sind für Grefrather Bürger vorgesehen.

Mit Blick auf die vollstationären Plätze in den Pflegeheimen ist der Bedarf kurzfristig gedeckt. Für 2020 ist nach Angaben des Kreises Viersen kein Mehrbedarf erkennbar. Aber auch hier muss langfristig auf die bestehenden 2617 Plätze etwas drauf gesattelt werden. Bis 2023 sieht der Kreis einen Mehrbedarf von 80 Plätzen. Bei der Ausschreibung dafür will die Behörde die Plätze mit der Realisierung von solitären Kurzzeitpflegeplätzen verknüpfen, um die Versorgungssituation in diesem Bereich verbessern zu können.

Die Auslastungsquoten bei den stationären Plätzen lagen bei den Pflegeheimen im Kreis Viersen in 2019 zwischen 88,3 und 100 Prozent. Eine Einrichtung habe diese 100 Prozent erreicht, so der Kreis. „Im Durchschnitt liegt die Auslastungsquote bei 97,3 Prozent.“

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