Kreis Viersen: „Die Distanz zu den Linken muss klar bleiben“

In Kempen, Grefrath und Nettetal sind die SPD-Chefs entsetzt über das Wahlergebnis. Die FDP hingegen jubelt.

Kempen/Grefrath/Nettetal. Zwei Tage nach dem Wahldebakel der Sozialdemokraten fordern die Spitzen der SPD in Kempen, Grefrath und Nettetal einstimmig eine Erneuerung ihrer Bundes-Partei.

Allerdings wollen sie auch nichts "über’s Knie brechen" (Jürgen Pascher, SPD-Kempen) und schon gar nicht über neue Bündnisse orakeln. "Die Distanz zu den Linken muss ganz klar bleiben. Ich sehe hier vorerst auf keinen Fall eine Möglichkeit der Annäherung mit einer Gruppierung, der es doch nur um Protest geht", sagt Pascher.

Dennoch war die Linke, die sich im Kempen am Freitag erst noch gründen will, auch in Grefrath Thema. "Ich habe von den Menschen auf der Straße gehört, dass sie früher uns ihre Stimme gegeben haben und jetzt den Linken. Das müssen wir analysieren", fordert die Chefin der Grefrather SPD, Rita Mack.

Klare Zustimmung gibt es von den drei Parteivorsitzenden zu Frank-Walter Steinmeier. "Er hat sich bewährt. Und er wird uns als Oppositionsführer Impulse geben", sagt Pascher. Offen sagen, dass Franz Müntefering abtreten soll, traut sich noch niemand. "Aber das wäre wohl die logische Konsequenz und ein Zeichen für die nötige Erneuerung", sagt Claudia Schürman, SPD-Chefin in Nettetal.

Schürmann berichtet, dass sie auf der Straße gemerkt habe, "dass die Menschen kaum noch wissen, wofür wir stehen." Das müsse sich ändern. "Auch weil wir stetig an Mitgliedern verlieren."

Ganz anders sieht es bei der Kempener FDP aus. Die war gestern nach dem Wahlergebniss (18,5 Prozent Zweitstimmen) noch in Jubelstimmung. "Ich bin seit zwölf Jahren FDP-Mitglied. Einen Zuspruch wie es ihn momentan gibt, habe ich noch nie erlebt", sagt Kempens Liberalen-Boss Jörg Boves. "Früher wurden wir im Wahlkampf schon mal beschimpft. Das ist diesmal absolut nicht passiert", sagt er. "Ich weiß aber, dass wir jetzt in der Regierung auch Menschen weh tun müssen - ich hoffe nur, dass es nicht so schlimm wird."

Trotz aller Freude glaubt Grefraths FDP-Chef Olaf Bayer nicht, "dass wir jetzt mehr Mitglieder bekommen".

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