Grefrath Kleine Giftzwerge sind lecker

Wildkräuterwissen gab es im Niederrheinischen Freilichtmuseum. Die Kräuterpädagogin Celia Nentwig nahm Besucher mit auf eine Exkursion ins Grüne.

Grefrath: Kleine Giftzwerge sind lecker
Foto: Reimann

Grefrath. Die Pflanze, vor der Celia Nentwig stehen geblieben ist, löst bei so manchem der 14 Teilnehmer einer Führung vom bloßen Anblick her ein Kribbeln aus. Es handelt sich um Brennnesseln und mit denen hat ein jeder schon unliebsame Bekanntschaft gemacht. „Brennnesseln haben auf der Oberfläche jede Menge Brennhaare, aber nichtsdestotrotz sind sie vielseitig verwendbar“, erklärt die Kräuterpädagogin. Die oberen Blätter der frischen Triebe schmecken als Salat wie auch als Gemüse.

Wie sie ohne Brennkontakt gepflückt werden können, macht Nentwig praktisch vor, wobei sie insbesondere auf den Unterschied zwischen der kleinen und der großen Brennnessel hinweist. „Die Kleine hat mehr Brennhaare. Ich nenne sie daher auch gerne Giftzwerg“, sagt Nentwig, was Gelächter auslöst.

Und damit ist sie auch schon mittendrin im Thema. Was man alles aus heimischen Wildkräutern machen kann, darüber informiert die Kräuterpädagogin und das auf praktische Art und Weise. Gemeinsam geht es vom Niederrheinischen Freilichtmuseum, dem Startpunkt, in den benachbarten Wald. Vor Ort zeigt die Fachfrau, was es um diese Jahreszeit an geschmacks- und vitaminreichen Wildkräutern gibt und wie sie verwendet werden können.

Nur ein paar Meter weiter folgt der nächste Stopp. Nentwig, die den Blick über den Boden schweifen lässt, hat Scharbockskraut entdeckt. „Es bildet schon im Februar und März seinen Teppich. Die Menschen haben sich früher sehr darauf gefreut, da es extrem Vitamin C reich ist. Es schmeckt wie Salat und wird auch roh verwendet“, informiert die Kräuterpädagogin. Allerdings darf das Hahnenfußgewächs nicht mehr nach der Blüte geerntet werden. Wenn es blüht, setzt es ein Alkaloid frei und das löst Schleimhautreizungen aus.

Viele Teilnehmer haben zu Block und Stift gegriffen und machen sich eifrig Notizen. Sogar Fotoapparate werden gezückt. Neben Sehen sind Fühlen und Riechen wichtig. Wie fühlt sich ein Blatt an, wie riecht es? Das Blatt des Scharbockskrauts ist ganz glatt und fest. Deshalb kann man es gut vom Gundermann und Veilchen unterscheiden.

Aber nicht nur der Boden hat Leckeres zu bieten. Nentwig rupft vorsichtig ein frisches Buchenblatt ab, zerteilt es und lässt ihre Teilnehmer probieren. „Lecker“, „nussig“ und „hinterher ein bisschen säuerlich“ lauten die Kommentare. Dass man Buchenblätter eindeutig an ihren feinen Härchen erkennt, die wie Wimpern am Blattrand wachsen und dass sie sehr gut zu einem Käsebutterbrot oder Kräcker mit Brie passen, erfahren die Teilnehmer auch. Die Blätter des Gundermanns sind schokoliert eine wahre Delikatesse: Dass die Knoblauchraute eine gute Alternative für den Knoblauch ist — auch gehört zu dem Wissen, das Nentwig bei der mehr als zweistündigen Tour vermittelt.

Und wie es schmeckt, erfahren die Teilnehmer ebenfalls, denn nach einem Abstecher zum Bärlauchteppich im Kräutergarten des Freilichtmuseums gibt es im museumspädagogischen Raum Bärlauch-Zitronenbutter auf Baguette.

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