„Klassik lebt“ mit Goethe-Collage

Ein Literaturkurs zwischen Harry Potter und Werther.

Kempen. Götz von Berlichingen hat das Tourette-Syndrom, der Zauberlehrling benutzt Formeln von Harry Potter und Werther ist totunglücklicher Inhaber einer Bonbon-Fabrik. Eines steht in diesem Durcheinander fest: Der Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe (Marcus Brux) hat ein Problem. Er findet sein Werk im 21. Jahrhundert und sich selber auf der Couch einer Psychotherapeutin (Lisa Gerards) wieder.

Schuld daran ist der Literaturkurs des Thomaeums, der sich unter der Leitung von Brigitte Nienhaus Goethe und sein Werk vorgenommen hat. Herausgekommen ist ein lustiges und abwechslungsreiches Theaterstück namens „Fresh G“, das den letzten Teil der Reihe „Klassik lebt“ bildet.

Die rund 25 Mitglieder des Kurses haben sich unter anderem an Elementen aus „Götz von Berlichingen“, „Faust“, „Iphigenie“, „Leiden des jungen Werthers“, „Zauberlehrling“ und Liebesgedichten sowie der Biographie Goethes bedient. So entstanden unterschiedliche Szenen, die durch den roten Faden —Goethe bei der Psychologin — miteinander verbunden werden.

Doch nicht nur Figuren des Dichterfürsten sondern auch seine Zeitgenossen treten auf. So kommt es zum Beispiel zu der verrückten Begegnung zwischen Goethe und Mozart (Tibor Szombati), die sich darüber streiten, wer das größere Genie sei und anschließend mit einem Chor zusammen im klassischen Kanon „Leck mich im Arsch“ singen.

Später sieht man, in köstlicher Anlehnung an einen Loriot-Sketch, Goethe (hier Michael Beulertz) mit Beethoven (Thomas Retzer/Alexander Vornholz) in einer Badewanne sitzen („Die Ente bleibt draußen!“).

Und richtig gefährlich wird es für den Poeten, als seine vier Geliebten sich zusammentun und gegen ihn verbünden. Elena Holthausen besingt diese dramatische (und natürlich völlig frei erfundene) Begegnung mit kräftiger Stimme an der Gitarre.

Die Collage lebt neben dem klassischen Schauspiel vom professionellen Einsatz von Musik, Tanz und Gesang. Sie zeigt abwechselnd klassische Elemente des Goethe-Stoffs und moderne Interpretationen. Am Ende zeigt sich: Auch der alte Text aus Faust ist modern, wenn man ihn nur, unterlegt mit einem Beat, als Rapp vorträgt.

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