Klares Signal pro Stolpersteine

Der Kulturausschuss empfiehlt mit 10:4-Stimmen die Verlegung.

Klares Signal pro Stolpersteine
Foto: Kurt Lübke

Kempen. Die Initiative zur Verlegung von Stolpersteinen zum Gedenken an die Opfer des Holocaust hat am Dienstagabend einen Erfolg verbucht: Mit 10:4-Stimmen sprach sich der Kulturausschuss dafür aus, dem Rat zu empfehlen, die Stolpersteine in Kempen zu genehmigen.

Dass es zu dieser überraschenden Empfehlung kam, war einem Antrag der SPD geschuldet. Die Fraktion hatte die Abstimmung beantragt. Der Aussschuss ließ diese zu. Bürgermeister Volker Rübo (CDU) war kein Freund davon: „Ich finde eine Abstimmung über eine Empfehlung nicht gut. Das Thema sollte jedes Ratsmitglied für sich persönlich entscheiden dürfen“, sagte er mit Blick auf eine mögliche geheime Abstimmung in der Ratssitzung am 16. Dezember.

Bevor die Politiker diskutierten, hatten die Vertreter der Initiative für die Gedenksteine geworben. Unter anderem Ute Gremmel-Geuchen, Vorsitzende der Schulpflegschaft am Thomaeum, und Roland Kühne, Pfarrer und Lehrer am Berufskolleg, ergriffen das Wort. Gremmel-Geuchen überreichte dem Bürgermeister drei „Stellungnahmen pro Stolpersteine“ von Angehörigen von Holocaust-Opfern.

Auch Jugendliche verschiedener Schulen, die sich bereits im Antrag für die Stolpersteine ausgesprochen hatten, gaben am Dienstag im gut gefüllten Ratssaal ein starkes Signal. So sagte eine Schülerin des Berufkollegs, dass die Stolpersteine eine Möglichkeit zu einem „lebendigem Gedenken im Unterricht“ seien.

Unterstützung bekam die Initiative von Heinz Wiegers (SPD): „Ich bin für die Stolpersteine als Ergänzung zu den bestehenden Gedenkmöglichkeiten in Kempen.“ Die Steine seien ideal, um an individuelle Schicksale zu erinnern. Sie seien ein Bekenntnis. „Und keine Stolpersteine zu haben, ist auch ein Bekenntnis“, so Wiegers.

Ute Straeten lobte für die Grünen das „großartige Engagement der Initiative, der sich so viele Jugendliche angeschlossen haben“. „Angesichts dieses Engagements bekomme ich eine Gänsehaut“, so Straeten. „Die Stolpersteine sind ein Wunsch der Jugend, der uns am Herzen liegen sollte.“

Auch FDP-Vertreter Helmut Möller sprach sich für die Stolpersteine aus: „Kempen hat bereits viel für das Gedenken getan. Wenn zu diesen Dingen noch die Stolpersteine dazu kämen, wäre das ein gutes Agreement.“

Bei den Wortbeiträgen der CDU wurde deutlich, dass es an dieser Fraktion hängen wird, ob der Rat am 16. Dezember für oder gegen die Stolpersteine stimmen wird. Die größte Fraktion ist beim Thema zerrissen. Josef Lamozik ist für die Stolpersteine — er möchte sogar eine Patenschaft für Kosten und Pflege eines Steins übernehmen. Lamozik erinnerte an 2011, als der Rat einen ersten Antrag auf Stolpersteine in geheimer Abstimmung abgelehnt hatte: „Auch jetzt weist uns die Verwaltung darauf hin, dass es andere Gedenkmöglichkeiten in Kempen gibt. Bei all diesen Möglichkeiten fehlt mir aber die Wahrnehmung. Die Stolpersteine hingegen werden wahrgenommen.“

Gegenargumente, die im Raum stehen, kann Lamozik nicht nachvollziehen: „Es wird gesagt, dass auf den Namen der Opfer herumgetrampelt wird. Das sehe ich nicht so.“ Seine Parteikollegen Jürgen Klement und Ina Germes-Dohmen vertraten diese Meinung sehr wohl. Beiden behagt nicht, dass die Steine „mit Füßen getreten werden“.

Germes-Dohmen: „Ich schätze das Engagement aller Schüler. Aber die Stolpersteine halte ich für den falschen Weg des Gedenkens.“ Klement würde die Aktion des Historikers Hans Kaiser, Gedenktafeln an Häusern aufzuhängen, gerne ausweiten: „Das ist ein Gedenken auf Augenhöhe.“ Kaiser gehört auch zu den Unterstützern der Stolpersteine.

Der Bürgermeister machte keinen Hehl daraus, dass er die Stolpersteine ablehnt. Mit dem Mahnmal an der Umstraße und der Stele am Rathaus stehe Kempen für eine „eigenständige Gedenkkultur“. Die Stolpersteine, die inzwischen in 18 Ländern verlegt worden sind, bezeichnete er als „Gedenken von der Stange“. „Aber, das ist meine persönliche Meinung“, so Rübo. „Letztlich wird der Stadtrat entscheiden.“

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