Kirchliche Textilien erzählen Geschichten

„Antependien — Orgel für die Augen“ heißt die aktuelle Schau im Haus der Seidenkultur.

Kirchliche Textilien erzählen Geschichten
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Krefeld. Im Krefelder Haus der Seidenkultur ist noch bis zum 18. März die Sonderausstellung „Antependien, Orgel für die Augen“ zu sehen. Im nostalgischen Websaal des Museums an der Luisenstraße wurden zwischen 1908 und 1992 Priestergewänder für die katholische Kirche gewebt.

Die Kuratoren Christel Naber und Dieter Brenner stellen dort eine Vielfalt an sakralen Textilien der evangelischen Kirche vor. Sakrale Textilien, die sich von Priestergewändern bis hin zum Altar- und Fahnenschmuck erstrecken, werden in der Fachsprache Paramente genannt.

Evangelische Paramente beschränken sich, im Gegensatz zur üppigen Pracht katholischer Priestergewänder, hauptsächlich auf Antependien, also Altar- und Kanzelbehänge. Allerdings gibt es seit einigen Jahren auch eine Tendenz in der evangelischen Kirche den Pfarrern, statt des früher obligatorischen schwarzen Talars, mit weißen Beffchen, wie der spezielle Kragen des Pfarrgewandes genannt wird, immer mehr Farbe in Form bunter Stolen oder farbig bestickter Beffchen zuzubilligen.

So ist der erste Raum der Ausstellung den innovativen Pfarrgewändern gewidmet. Auch der Humor kommt nicht zu kurz: Auf einem Bildschirm kann man sich die Videopräsentation kreativer „Scherzbeffchen“ nach der Idee eines evangelischen Pfarrers ansehen. Da gibt es das Beffchen für den Pfarrer mit feuchter Aussprache, auf dem Tröpfchen abgebildet sind oder das Beffchen für Zockerpfarrer in Form zweier Spielkarten.

Im zweiten Raum befinden sich Antependien, die überwiegend im Diakoniewerk in Kaiserswerth angefertigt wurden. Dort war der Grafikdesigner Kurt Wolff lange künstlerischer Leiter der Werkstatt für textile Objekte. Aus seinem Nachlass werden Altar-Antependien ausgestellt, die auf den jeweiligen Farben des Kirchenjahres mit der schlichten Andeutung eines Kreuzes bestickt sind. Sie sind Teil der Fliedner- Kulturstiftung Kaiserswerth.

Weitere Exponate experimentieren mit unterschiedlichsten Materialien, wie Glaselemente und Filz, und dreidimensionalen Stickereien sowie ungewöhnlichen Formen, die einen breiten Interpretationsspielraum zulassen. Sie sollen die Fantasie des Betrachters anregen.

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