Kempenerin hilft Kindern auf der „Insel der Witwen“

Die 19-jährige Carolina Knerr lebt zurzeit in Nicaragua. In Lateinamerika unterstützt sie Halbwaisen.

Kempen/León. Abi — und was dann? Studieren oder erst etwas ganz anderes? Carolina Knerr aus Kempen hat sich diese Fragen gestellt. Und hat sich dann dazu entschlossen, erst einmal die Welt zu entdecken. „Vor drei Jahren habe ich an einem Schüleraustausch teilgenommen und war für drei Monate in Mexiko. Diese Zeit hat mich geprägt. Ich wollte mehr über die lateinamerikanische Kultur wissen, auch an meinen Spanischkenntnissen arbeiten. Also habe ich mich auf die Suche nach einem interessanten Projekt gemacht, das freiwillige Helfer sucht.“

Fündig geworden ist Carolina Knerr bei der „La Isla Foundation“ in León, Nicaragua. Seit Ende November ist sie nun in Mittelamerika, genießt das warme Wetter und die Gastfreundschaft der Menschen. Doch ihr Aufenthalt hat einen ernsten Hintergrund. Die 19-Jährige arbeitet in einem Dorf, das „La Isla“ — die Insel — genannt wird. Das Dorf ist von Zuckerrohrfeldern umgeben.

Claudia Knerr, Helferin

Die meisten Männer arbeiten auf diesen Feldern. 75 Prozent der Arbeiter zwischen 35 und 55 Jahren in der Region sterben an chronischer Niereninsuffizienz (CKDu). Im Dorf hat sich die Krankheit epidemieartig verbreitet. Wegen der Todesfälle wird das Dorf „Insel der Witwen“ genannt. Die Hilfsorganisation hat sich zum Ziel gesetzt, die bisher unbekannte Ursache für die Epidemie zu finden.

Neben der Forschung und Öffentlichkeitsarbeit wird auch das Dorf unterstützt. Es gibt einen „Kids Club“, in dem die Kinder, meist Halbwaisen, Englisch- und Computerkurse belegen können. Nachmittags gibt es im Dorf Kunstprojekte, sportliche Aktivitäten und Umwelterziehung.

Im „Kids Club“ hat Carolina Knerr ihren Platz gefunden: „Im Moment arbeite ich mit 20 Kindern an einem Kunstprojekt. Wir bemalen eine große Leinwand mit dem La Isla Logo.“ Es besteht aus der Weltkugel über einem zweigeteilten Zuckerrohrblatt. „Der Landteil der Erde besteht aus den Handabdrücken der Kinder, im Wasser haben sie kleine Bilder ihrer Zukunftsträume gemalt“, berichtet die Kempenerin. So hat die zwölfjährige Karina geschrieben, dass sie Ärztin werden möchte.

Auch Knerr möchte das. Nach ihrer Rückkehr im Sommer will sie Medizin studieren und auch von Kempen aus weiter für die Organisation arbeiten. „Mir ist bewusst geworden, dass es ein großes Glück ist, in Deutschland geboren zu sein. Dinge, die für mich selbstverständlich waren, sind den Kindern hier unbekannt. Man hat manchmal dass Gefühl, dass sie nicht wissen, dass es eine Welt außerhalb ihres Dorfes gibt.“

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