Fußball-Geschichte Kempens „Truppe mit großem Charakter“

Kempen. · Der SV Thomasstadt stieg 1998 in die Landesliga auf. Nun gab es eine Tour nach „Malle“.

Und so sehen die Herren 2018 aus. Mit 20 Mann machte das frühere Aufstiegsteam sich kürzlich nach Mallorca auf. Das Foto entstand auf der Anlage des Hotels in El Arenal. Organisiert wurde die Tour von Franz-Josef Schmitz (stehend 2.v.r.) und Andreas Keens (stehend 3.v.r.).

Und so sehen die Herren 2018 aus. Mit 20 Mann machte das frühere Aufstiegsteam sich kürzlich nach Mallorca auf. Das Foto entstand auf der Anlage des Hotels in El Arenal. Organisiert wurde die Tour von Franz-Josef Schmitz (stehend 2.v.r.) und Andreas Keens (stehend 3.v.r.).

Foto: Schmiko Schmitz

Zwei durchwachsenen Unentschieden folgte eine 0:6-Klatsche in Schaag. „Das war unfassbar. Die Schaager hatten so gerade elf Leute – und wir kriegen sechs Stück.“ Franz-Josef Schmitz, den in Kempen alle nur „Schmiko“ nennen, redet sich immer noch in Rage, wenn er an diesen Sonntag im Spätsommer 1997 zurückdenkt. Die Erste Mannschaft von Thomasstadt Kempen hatte einen glatten Fehlstart in die Bezirksliga-Saison hingelegt. Dabei hegte das Team von Trainer Dieter Hußmanns doch Aufstiegsambitionen. „In der Woche nach dem Spiel in Schaag hat Dieter die Vertrauensfrage gestellt“, erzählt Schmitz. Das Ergebnis war eindeutig: Die Mannschaft stellte sich hinter den Trainer und eilte fortan von Sieg zu Sieg. Im Sommer 1998 stand der größte Erfolg in der Geschichte des SV Thomasstadt fest: Die Erste stieg in die Landesliga auf.

So, als hätten sie kürzlich noch zusammen trainiert

20 Jahre später haben sich die Protagonisten von einst nun auf der Insel ihrer Träume – natürlich Mallorca – wieder getroffen. 20 deutlich älter gewordene Herren feierten vier Tage auf der Insel, die Fußballteams so gerne besuchen. „Ich habe schon viele Touren erlebt“, sagt der 64-jährige Schmitz. „Aber das war wohl die beste.“ Trainer Hußmanns ist ebenso begeistert: „Mit den Jungs ist das so: Wenn wir uns wiedersehen, fühlt sich das an, als hätten wir in der Woche davor noch – wie immer – zusammen trainiert.“

Ein großes Wiedersehen war es ohnehin nicht, denn die meisten Spieler aus dem 98er-Team sehen sich regelmäßig. Rund um Weihnachten steht Jahr für Jahr ein gemeinsames Kegeln an. Und alle drei Jahre besteigen sie gemeinsam einen Wagen im Rosenmontagszug. „Dass wir uns immer wieder und gerne sehen, zeigt, welchen Charakter diese Truppe damals hatte“, findet „Schmiko“, der damals als Obmann und somit als eine Art Manager fungierte. Nicht wenige nannten ihn auch den „Calmund von Kempen“, was natürlich nichts mit dem Gewicht des ehemaligen Kempener Torhüters zu tun hatte.

Nach der Saison 2003 drehte der Verein den Geldhahn zu

Auf den guten Zusammenhalt sind Schmitz und Hußmanns heute noch stolz. „Ohne Frage wurde damals in Bezirks- und Landesliga auch Geld bezahlt. Das spielte in der Mannschaft aber überhaupt keine Rolle. Die Jungs wollten Spaß haben und gewinnen“, so Schmitz. Das Abenteuer Landesliga dauerte in Kempen bis 2003. Dann drehte der Verein besagten Geldhahn zu. In Kempen sollten überwiegend Kempener spielen, fand der inzwischen verstorbene Vorsitzende Willi Hamacher.

Das konnte Franz-Josef Schmitz „schon irgendwie“ nachvollziehen. „Aber es war ja nicht so, dass das eine zusammengekaufte Truppe war“, sagt „Schmiko“. 13 A-Jugendliche habe Hußmanns, der auch die Jugend schon trainiert hatte, in das Erfolgsteam eingebaut. Kempener und St. Huberter Spieler wie Patrick Thoenes, Stefan Kubsda oder Andreas Keens waren ebenso wichtige Säulen wie die von außerhalb verpflichteten Michael Herzig, Horst Frenzen und Helmut Mertens. Ein Verein, der so hoch spielen möchte, müsse für die richtige Mischung sorgen, ergänzt Hußmanns.

Der Trainer, der später auch bei höherklassigen Vereinen wie dem KFC Uerdingen tätig war, wollte mit Thomasstadt Kempen hoch hinaus. „Es war ja so, dass der 1. FC Viersen früher Oberliga gespielt hat. Und die Oberliga war damals ein Pfund. Meine Meinung war, dass Kempen das schaffen kann und muss, was Viersen geschafft hat“, so Hußmanns. Deshalb wurden für die Landesliga weitere Spieler verpflichtet, einige Aufstiegshelden verließen schon 1999 bzw. Anfang der 2000er Jahre den Verein. So ist das im Fußball. Ein Satz, dem Dieter Hußmanns und Franz-Josef Schmitz beipflichten.

Erinnerungen an ein kurioses Ende der Saison 1998

Zurück in die Gegenwart: Wie war das denn jetzt eigentlich auf „Malle“? „Einfach schön. Ganz entspannt“, sagt Hußmanns. „Wir haben viel gelacht und viel gesungen. Das hat einfach nur Spaß gemacht.“ Gesprochen wurde auch noch einmal über die entscheidenden Wochen 1998 – und so landet man dann eben doch schnell wieder in der Vergangenheit. Denn die Saison verlief am Ende sehr kurios. Am letzten Spieltag stand das Derby beim VfL Tönisberg an. Und auch die „Berger“ hatten noch Aufstiegshoffnungen. Allerdings nur, weil der Verein noch Protest gegen die Wertung eines 1:1 gegen Viersen wenige Wochen zuvor eingelegt hatte. Hätten die Tönisberger mit diesem Protest Erfolg gehabt, wären sie für den SV Thomasstadt noch ein Konkurrent gewesen.

Kurz vor dem brisanten Derby zum Saisonabschluss entschied sich Tönisberg aber dazu, den Protest zurückzuziehen – man sah keine Erfolgschancen. „Die Tönisberger haben mir das schon ein paar Tage vor dem Spiel mitgeteilt“, erzählt Franz-Josef Schmitz. Man habe jedoch Stillschweigen vereinbart, um möglichst viele Zuschauer auf den Tönisberger Sportplatz zu locken. „Auch unsere Mannschaft wusste nichts. Wir haben uns am Freitag vor dem Spiel noch zum Essen getroffen, um die Jungs auf ein Aufstiegsendspiel einzuschwören“, so Schmitz. Erst fünf Minuten vor dem Anpfiff gab es in Tönisberg eine Durchsage, dass der Protest zurückgezogen wird. „Das Spiel ging dann 0:0 aus und danach gab es kein Halten mehr“, erinnert sich „Schmiko“. 

Er und „Hussi“ freuen sich schon jetzt darauf, diese Geschichte noch einmal mit den Jungs durchzusprechen. Nächste Gelegenheit ist der 21. Dezember, dann wird gekegelt. Und bis zur nächsten Tour soll es übrigens nicht mehr 20 Jahre dauern. „Wir werden ja alle nicht jünger“, sagt Schmitz.  

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