Kempen: Wohin kommt der Suppenlöffel?

Benimm: Heikle Fragen in Sachen Tischkultur und Manieren werden beim VHS-Kurs beantwortet. Vor allem junge Leute sind interessiert.

Kempen. Wer betritt als erster das Restaurant? Darf man den Salat auch mit dem Messer schneiden? Ist Pusten erlaubt, wenn der Appetit groß und die Suppe noch zu heiß ist? Die 16 Männer und Frauen, die sich zum Volkshochschul-Kurs "Das etwas andere Ma(h)l" angemeldet hatten, können diese und viele andere Fragen jetzt locker beantworten.

Im Restaurant "Ela" ließen sie sich am Freitagabend von Dorothea Treichel-Linnenweber (57) aus Duisburg erklären, wie man "Stolperfallen" in feinen Speiserestaurants elegant umgeht. Was auffiel: Viele junge Leute nahmen an dem Benimm-Kurs mit großem Interesse teil.

Die erste "Stolperfalle" lauert bereits beim Betreten des Restaurants. Emanzipation hin, Emanzipation her - der Herr hält in der Regel die Tür auf. Aber keine Regel ohne Ausnahme: Wenn eine Frau Männer zu einem Geschäfts-Essen einlädt, ist sie diejenige, die die Tür aufhält und vorgeht.

Die bunt gemischte Gruppe hatte zunächst eine gar nicht so einfache Aufgabe zu lösen: Sie musste den Tisch eindecken, dabei auf vieles achten. Klar, die Gabel liegt links neben dem Teller, das Messer rechts. Aber wo kommt der Suppenlöffel hin? Waagerecht über den Teller, das war einmal. Er gehört rechts neben das Messer. Die kleine Gabel und das Löffelchen fürs Dessert findet über dem Teller Platz, wobei der Löffel über der Gabel liegt. Die Benimm-Spezialistin hatte folgende "Eselsbrücke" parat: "Der Löffel ist männlich, die Gabel weiblich. Der Mann liegt auf der Frau."

Eine kleine Wissenschaft für sich: Wo kommt welches Glas hin? Dorothea Treichel-Linnenweber erklärte, dass das Rotweinglas das "Richtglas" sei und oberhalb des Messers platziert werde. Das Wasserglas stehe immer rechts außen.

"Ein eingedeckter Tisch ist ein kleines Kunstwerk", gab die Dozentin zu verstehen. Ein Kunstwerk, das nicht durcheinander gebracht werden dürfe - mit einigen Konsequenzen: Der Aperitiv, der im Stehen gereicht wird, darf nicht mit zum Tisch genommen werden.

Und der Salat links neben dem Teller sollte auf keinen Fall kurzerhand in den Teller gestellt werden. Das verlängert den Weg vom gesunden Grünzeug hin zum Mund und erhöht die Gefahr, dass unterwegs etwas verloren geht, Hemd und Krawatte befleckt.

Trotzdem darf die Serviette nur auf den Schoß gelegt werden und nicht wie ein Lätzchen verwendet werden. Diesen wesentlich effektiveren Fleckenschutz lassen die Benimm-Leute nur gelten, wenn Hummer auf dem Teller ist. Immerhin ist es mittlerweile erlaubt, Salat mit dem Messer zu schneiden.

Christian Belitz (29) aus Lobberich, der mit Freundin Julia Peters (27) gekommen war, war hinterher erleichtert: "Vieles hätte ich instinktiv richtig gemacht." Instinkt wurde zur Gewissheit.

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