Unterricht in der Grundschule Viertklässler machen den Anfang

Kempen · Am Donnerstag durften die ersten Schüler wieder zum Unterricht in ihre Grundschulen kommen. Hier eine Visite im Klassenzimmer der Astrid-Lindgren-Grundschule in Kempen.

 Für Viertklässler der Astrid-Lindgren-Schule gibt es Unterricht. Der Sitzkreis in der Mitte darf aktuell aber nicht genutzt werden.

Für Viertklässler der Astrid-Lindgren-Schule gibt es Unterricht. Der Sitzkreis in der Mitte darf aktuell aber nicht genutzt werden.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

Schriftliches Dividieren steht an der Tafel und die acht Viertklässler der Astrid-Lindgren-Schule sind fleißig dabei – mit Abstand versteht sich. Für Lehrerin Agatha Christ ist das nicht immer einfach. Gerne würde sie den Schüler mal schnell über die Schulter schauen und einen Hinweis zur richtigen Zahl an der richtigen Stelle geben. Aber das geht nicht. Anderthalb Meter Abstand halten ist angesagt.

Zum ersten Mal nach der Corona-bedingten Schulschließung konnten am Donnerstag die Viertklässler wieder zum Unterricht kommen. Und an die neue Situation müssen sich alle erst einmal gewöhnen. Das fängt schon damit an, dass die Klassen viel leerer sind. „Wir haben die drei Klassen in je zwei Gruppen geteilt“, erklärt Schulleiterin Sabine Stammen. Vier Stunden Unterricht gibt es am ersten Tag und an diesem Freitag. Die Klassenlehrer sind immer zwei Stunden in jeder Gruppe.

Freude über das Wiedersehen
mit Klasse und Lehrerin

Es sind die Tage der großen Wiedersehen. Am Donnerstag konnten Sabine Stammen, Stellvertreterin Anke Fröhling und ihr Team die Viertklässler begrüßen. In der nächsten Woche sollen nach und nach die anderen Jahrgangsstufen folgen. Alles war gut vorbereitet für die 64 Schüler. Flexibel zwischen 7.45 und 8.15 Uhr konnten die Jungen und Mädchen ankommen. Auf dem Schulhof sorgen Regenbögen für das richtige Abstandsgefühl, in den Fluren und in den Räumen gibt schwarz-gelbes Klebeband die Richtung vor. Aus den Klassenräumen sind einige Tische herausgeräumt, um Platz zu schaffen. Anderthalb Meter Abstand, regelmäßiges Hände waschen und versetzte Pausen mit Mundschutz gehören zu den Sicherheitsmaßnahmen.

Die Gefühle sind gemischt. Die Schule ist einfach nicht mehr die gleiche wie noch vor einigen Wochen, stellt Sabine Stammen fest. Aber die Freude über das Wiedersehen ist dennoch groß. Das hat sie beim Empfang morgens am Hoftor gleich gemerkt. Und die Kinder in der Klasse von Agatha Christ bestätigen dies. Auf ihre Mitschüler haben sie sich am meisten gefreut. Und auf das Lernen mit ihrer Lehrerin.

Durchschnittlich sieben Tage
in der Schule bis zu den Ferien

Nach Mathe geht es um Sachkunde. Die Lehrer haben für die Schüler Umrisse von Ländern auf Plakate gemalt und den Kindern nach Hause gebracht. Sie haben zu diesen Ländern recherchiert und zum Beispiel typische Speisen und Sehenswürdigkeiten aufgemalt oder aufgeklebt. Anja hat Polen bearbeitet, Luca Italien und an diesem Morgen dürfen sie die Ergebnisse präsentieren.

„Man sieht schon, dass die Eltern in den vergangenen Wochen einiges geleistet haben“, sagt die Lehrerin. Und auch die Schulleiterin kann das nur bestätigen. „Wir haben uns schon bei den Eltern bedankt, dass sie das so gut hingekriegt haben“, sagt Sabine Stammen.

Während des Gesprächs mit der WZ kommt auch die Schulmail mit der Info des Landes-Schulministeriums, dass es am Montag weitergehen kann. Sabine Stammen und Anke Fröhling hatten das Konzept schon entwickelt. Es wird noch Absprachen mit den anderen Schulen geben. Aber es sieht so aus, dass am Montag dann die Erstklässler wieder in die Schule kommen. In einem „rollierenden System“ wird jeden Tag eine andere Jahrgangsstufe kommen. „So hat jeder Schüler bis zu den Ferien durchschnittlich noch sieben Tage in der Schule“, sagt Sabine Stammen. Nicht viel, aber immerhin. Man wolle die Zeit nutzen, um zu sehen, was die Kinder zu Hause gelernt haben und das nächste „Homeschooling“ vorbereiten.

Zurzeit müssen die Schulen oft schnell reagieren. Die Vorgaben vom Land kommen ziemlich kurzfristig. Mehr Vorlaufzeit würde sich die Schule da schon wünschen.

Kempener Grundschulen
im engen Austausch

Die Kempener Grundschulen sind im engen Austausch und wollen in vielen Fragen gemeinsame Entscheidungen treffen. So habe man abgesprochen, dass man die gleiche Anzahl Stunden in den Jahrgängen unterrichten möchte.

Die Kernfächer Mathe und Deutsch, dazu Sachkunde und Englisch stehen in diesen Tagen verstärkt auf dem Stundenplan. Es sei ein wenig „Lernen wie früher“, sagt Agatha Christ. Klassischer „Frontalunterricht“ ist angesagt statt Partner- oder Projektarbeit. Sport, Musik und Kunst sind zurzeit nicht möglich. Für die Schüler ist das eine ungewohnte Situation und so viele Stunden ruhig zu sitzen, fällt nicht jedem leicht.

Auch in der Zeit der Schulschließung sind die Lehrer mit ihren Schülern in Kontakt geblieben. Die Aufgaben wurden zu Hause vorbeigebracht. Es gibt ein „digitales Klassenzimmer“, über das Lehrer zum Beispiel Erklärvideos einstellen können. Auch Video-Chats haben stattgefunden.

Nur noch sieben Tage Schulunterricht. Da fragen sich Familien, wie die Zeugnisse aussehen werden. Dazu warten Sabine Stammen und Anke Fröhling noch auf Vorgaben vom Land. „Wo wir Noten aussetzen können, werden wir das wohl auch machen“, sagt Sabine Stammen für ihre Schule. Das heißt, dass die Kinder dann Berichtszeugnisse bekommen würden, in denen der Leistungsstand nicht in Noten, sondern in beschreibender Form ausgedrückt würde. Besonders das erste Halbjahr und die sechs Wochen vor der Schließung werden dann darin einfließen.

Für die Viertklässler ist die Entscheidung über die weiterführende Schule bereits gefallen. Daher werden sich die Leiter von Grund- und weiterführenden Schulen in der nächsten Woche verständigen, wie ein guter Wechsel vonstattengehen kann.

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