Harsche Kritik : SPD-Vorsitzender poltert nach Grobben-Beschluss
Kempen Nach dem Beschluss zum Erhalt des Straßennamens attackiert SPD-Chef Stefan Kiwitz die Fraktionen von CDU und FDP scharf.
Nach wochenlangen Diskussionen ist das Thema nun geklärt. Trotz der Nazi-Vergangenheit von Wilhelm Grobben bleibt die Straße im Westen der Stadt nach dem Mundartdichter benannt. Der Hauptausschuss hatte die Entscheidung zur Umbenennung des Kulturausschusses am Dienstagabend kassiert. Mit 10:8-Stimmen setzten sich CDU und FDP damit durch, statt der Umbenennung nun ein Hinweisschild auf die Vergangenheit des 1944 verstorbenen früheren NSDAP-Ortsgruppenleiters (1937/38) aufzustellen (die WZ berichtete).
Auf Vorschlag des Historikers Hans Kaiser lautet der Text: „Diese Straße wurde 1964 nach einem in Kempen beliebten Heimatdichter benannt. Er war aber auch anderthalb Jahre NS-Ortsgruppenleiter und nahm mehrere Funktionen im NS-Kulturwesen wahr. Damit verkörpert er ein Dilemma deutscher Geschichte.“
Jetzt ist das Thema also geklärt, aber politisch noch nicht vom Tisch. Das zeigt die Reaktion des SPD-Vorsitzenden Stefan Kiwitz auf diesen nun getroffenen Kompromiss. „Für mich ist es ein Skandal, dass wir 75 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg immer noch darüber diskutieren, ob wir eine Straße nach Wilhelm Grobben benennen dürfen. Ein Nazi-Funktionär und NSDAP-Ortsgruppenleiter gehört nicht auf ein Straßenschild unserer Stadt Kempen. Basta. Eine Adolf-Hitler-Straße gibt es schließlich auch nicht mehr“, wird Kiwitz in einer Pressemitteilung der SPD zitiert. „Grobben war kein Mitläufer, sondern als Überzeugungstäter mitverantwortlich, dass Juden und Behinderte ermordet wurden und ein menschenverachtendes Regime Fuß fassen konnte.“