Altstadt : Ohne Verpackung einkaufen
Die St. Huberterin Annett Schendel hat in Geldern einen „Unverpackt“-Laden eröffnet.
Geldern/St. Hubert. „Neues Lebensmittel-Konzept ist in Sicht“ hieß es ganz hoffnungsvoll im April 2017 für die Kempener Altstadt. Da stellte die WZ die St. Huberterin Annett Schendel und ihre Idee vor, einen Lebensmittelladen zu eröffnen, in dem man unverpackte Lebensmittel kauft und in mitgebrachten Behältnissen mit nach Hause nimmt. In Zeiten, in denen viele davon sprechen, wie man Plastikmüll vermeiden kann, eine gute Idee. Annett Schendel hatte einen Businessplan und Lieferanten — nur ein Ladenlokal fehlte.
Wenn man ihr Geschäft „Lieber unverpackt“ nun besuchen möchte, muss man sich ins Auto setzen und mehr als 20 Kilometer weit fahren. Was in Kempen nicht gelungen ist, hat in Geldern geklappt. Dort fand die St. Huberterin nicht nur ein Ladenlokal — sie gewann mit ihrem Konzept sogar einen Wettbewerb. „Retail Lab“, Ausprobier-Geschäft, heißt die Idee, bei der die IHK und die Stadt Geldern Unternehmern die Gelegenheit geben, sich auszuprobieren — in Geschäftsräumen in der Innenstadt mit günstiger Miete und flexiblem Mietvertrag. So wird Leerstand vermieden und gute Konzepte erhalten eine Chance.
Seit Anfang Dezember führt die 41-jährige St. Huberterin nun ihr Geschäft in Geldern und das Konzept geht auf. Von Nudeln, Reis und Linsen über Erdnüsse, Müsli, Essig und Öl, Gewürzen und Schokolade bis hin zu Badreiniger und Waschmittel kann man dort alles, was man so braucht, in Dosen, Flaschen oder Gläser füllen, die man selbst mitbringt oder dort kaufen kann. Shampoo gibt es als Seife am Stück, die vegane Zahnpasta am Stiel.
„Es wird gut angenommen. Viele Kunden kommen wieder“, sagt die Inhaberin. Ihren Kunden liegt die Umwelt am Herzen. „Ich bin selbst froh, dass ich die Möglichkeit habe, hier einzukaufen und so Müll zu vermeiden. Unsere gelbe Tonne war vorher immer so voll“, sagt die Mutter von vier Kindern. Aber auch ältere Kunden freuen sich, dass sie zum Kochen oder Backen kleine Portionen kaufen können und keine Reste entstehen, die weggeworfen werden müssen.
Ebenfalls ihre Zulieferer achten darauf, auf unnötiges Plastik zu verzichten, liefern vieles in großen Säcken, in Papier eingepackt oder in großen Tonnen, die wieder befüllt werden können. So kommt der Kaffee in Zehn-Liter-Tonnen aus einer Rösterei in Kevelaer. Annett Schendel ist es wichtig, dass ihre Produkte möglichst aus der Region kommen.