Wirtschaft Neue Ideen für den Arbeitsweg

Kempen/Kreis Viersen. · Die Wirtschaftsförderung will den Personenverkehr in die Stadt anders gestalten – es geht um ein Mobilitätsmanagement.

 Viele Autos auf dem Weg nach Kempen: Die St. Töniser Straße ist einer der Einfahrtswege in die Stadt.

Viele Autos auf dem Weg nach Kempen: Die St. Töniser Straße ist einer der Einfahrtswege in die Stadt.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

Kempen ist in vielerlei Hinsicht eine außergewöhnliche Stadt. Das gilt auch für die Statistik des berufsbedingten Pendelverkehrs. Denn die 35 000-Einwohner-Stadt verzeichnet in den aktuellsten Statistiken der IHK (Dezember 2018) weiterhin mehr Ein- als Auspendler. Laut Statistik kommen 11 772 Menschen nach Kempen, um hier zu arbeiten. 10 929 Arbeitnehmer verlassen die Stadt, um zur Arbeit zu gelangen. Für die Größe der Stadt Kempen ist dieses Verhältnis ungewöhnlich. Die Städte Tönisvorst (ca. 30 000 Einwohner) und Willich (ca. 50 000 Einwohner) haben mehr Aus- als Einpendler. Anders ist das Verhältnis in den Großstädten Krefeld und Mönchengladbach, die mehr Arbeitsplätze und somit auch mehr Einpendler haben.

Nicht zuletzt diese Zahlen haben den noch neuen Kempener Wirtschaftsförderer Stefan von Laguna dazu veranlasst, über das Projekt „Betriebliches Mobilitätsmanagement (BMM)“ nachzudenken. „Ich sehe durchaus die Möglichkeit, dass wir mit unseren Unternehmen Einfluss darauf nehmen können, wie die Menschen nach Kempen zur Arbeit kommen“, sagt von Laguna. Das Ziel entsprechender Projekte in anderen Städten war und ist, „den Personenverkehr so zu beeinflussem, dass er effizienter, umwelt- und sozialverträglicher und damit nachhaltiger wird“.

Im Pressegespräch zu seiner Halbjahresbilanz machte von Laguna deutlich, dass das Projekt noch im Anfangsstadium steckt. „Im Moment geht es noch darum, Kontakte zu Unternehmen aufzubauen, die daran interessiert sind“, sagt der Wirtschaftsförderer. Wenn man eine Gruppe von interessierten Kempener Unternehmen beisammen habe, müsse es darum gehen, externe Fachleute für so einen Prozess zu gewinnen.

„Ich bin mir bewusst, dass das ein sehr langer Prozess ist. Aber wir haben hier als wirtschaftsstarke Stadt eine große Chance“, so von Laguna. Konkrete Maßnahmen könnten dann letztlich sein, den Radverkehr zu fördern. „Vielleicht gibt es die Möglichkeit, dass Unternehmen die Anschaffung von E-Bikes für ihre Mitarbeiter gefördert bekommen.“ Ebenso möglich sei das Carsharing oder eben ganz altmodisch Fahrgemeinschaften für Arbeitnehmer, die aus einer Stadt nach Kempen pendeln. Ferner würde das Thema Jobtickets eine Rolle spielen. „Und grundsätzlich muss es natürlich darum gehen, das ÖPNV-Angebot zu optimieren“, so von Laguna. Im ländlichen Bereich gebe es da Probleme. Kempen sei keine Ausnahme.

Von Laguna will sich nun konkret mit der Kempener Wirtschaft zu diesem Thema auseinandersetzen. Und dann sei es Sache der Politik, inwiefern die Stadt als Kommunalverwaltung in diesem Thema aktiv werden soll. Insofern dürfte der Wirtschaftsförderer nach der Kommunalwahl am 13. September schon mehr Klarheit zur künftigen Ausrichtung haben. Denn das Thema Verkehr und Klimaschutz steht in nahezu allen Parteiprogrammen.

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