Kempen: Kinder führen Bautagebuch

Monatelang beschäftigten sich die Kinder aus der Kita St. Peter-Allee mit dem Bau der Villa Basels direkt gegenüber.

Kempen. Mit Stift und Block in der Hand stand Noël im Oktober letzten Jahres vor dem Neubau der Villa Basels. Es war der Tag der Grundsteinlegung der Senioren-Wohnanlage an der St. Peter-Allee. Aufmerksam beobachtete der Fünfjährige das Geschehen und schrieb seine Eindrücke nieder. Das fiel Sozialamtsleiterin Petra Sdunek auf: "Er hatte wirkliches Interesse an den Arbeiten."

Noël fing an, ein Bautagebuch anzulegen und so die Vorgänge zu verfolgen. Diese Idee griff Sdunek auf und stellte sie Lisa Hinrichsen, der Leiterin der evangelischen Kindertagesstätte an der St. Peter-Allee, vor. "So wurden aus einem Kind viele Kinder, die sich mit dem Neubau beschäftigten", erzählt Sdunek.

Lisa Hinrichsen hofft, die Kinder und die baldigen Bewohner der Villa Basels zusammenzuführen: "Für die Kinder könnten die Senioren Ersatz-Großeltern werden. Und Menschen, die im Alter alleine sind, schließen so Kontakte." Darum sollen die Kids aus der Kindertagesstätte auch am 21. August bei der Einweihung der Villa Basels dabei sein.

Seit Oktober 2008 hatten sich die 25 Kinder der Nilpferdgruppe der Kita mit dem Errichten der Appartementanlage beschäftigt. Mit großem Interesse haben die Drei- bis Sechsjährigen die Baupläne begutachtet und bemalt, bei Besuchen auf der Baustelle den Fortschritt des Arbeiten miterlebt und die Handwerker nach Herzenslust ausgefragt. Die Vorschulkinder, die schon schreiben konnten, hielten ihre Erlebnisse schriftlich fest und nahmen die Notizen mit nach Hause.

Auch die Eltern der Kinder haben sich beim Projekt "Bautagebuch" engagiert: "Eine Mutter, die Ingenieurin ist, hat mit den Kindern Beton gegossen", erzählt Erzieherin Brigitte Rieck. Und die Väter waren mit Begeisterung dabei, wenn es darum ging, Kräne und Co. auf der Baustelle zu begutachten.

Von der Kita aus konnten die Nachwuchs-Handwerker das Geschehen an der Villa Basels miterleben. Mit Bewegungsspielen, themenbezogenen Liedern und einem selbstgebauten Kran haben sie das Beobachtete verarbeitet. Natürlich wollten sie auch selber eine Mini-Version des Gebäudes zusammensetzen - stilecht mit Absperrung und Bauklötzen als Ziegel.

"Jetzt müssen nur noch die Dachziegeln drauf", stellt Carla beim Betrachten des Nachbaus fest. Die Sechsjährige stakst in übergroßen Gummistiefeln um die rote Konstruktion herum und hantiert mit den Bauplänen. Begeistert ahmen die Kindern nach, was sie bei "den Großen" gesehen haben: Mit Wasserwaage, Mundschutz und Schutzbrille ausgerüstet, wird Jonas zum Schreiner und sein Freund Peter zum Maurer. Für den sechsjährigen Benjamin steht nun endgültig fest: "Ich möchte Elektriker werden - dann kann ich nämlich immer ganz viele Kabel verlegen."

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