Wegekreuz in Schmalbroich Heimatverein erwirbt Thelen-Kreuz

Kempen · Der Heimatverein Schmalbroich hat das Wegekreuz gekauft, das an der Ecke Rahmweg/Zum Bruch steht und von Pilgern gern zum Innehalten genutzt wird. Nun soll die Anlage unter Denkmalschutz gestellt und näher erforscht werden.

 Achim Evertz (v.l.), Reiner Ribkens, Robert Strumpen, Karl Gleumes und Annette Berghs bei der Übergabe des Wegekreuzes an den Heimatverein Schmalbroich.

Achim Evertz (v.l.), Reiner Ribkens, Robert Strumpen, Karl Gleumes und Annette Berghs bei der Übergabe des Wegekreuzes an den Heimatverein Schmalbroich.

Foto: Norbert Prümen

Bekannt ist es unter dem Namen „Thelen-Kreuz“. In der nordwestlichsten Ecke Kempens, in der Honschaft Wall, an der Ecke Rahmweg/Zum Bruch steht auf einer Wegeinsel eine große Kreuzanlage aus Sandstein auf einem Podest aus Basalt im Schatten von drei gewaltigen Lindenbäumen. In der Nähe rauscht die A 40, nur wenige Meter entfernt verläuft die „Schwarze Rahm“. Der Übergang in das Aldekerker Bruch ist nicht weit. Das Kreuz ist vier Meter hoch und trägt diverse Inschriften, die zum Teil verwittert sind. Als Jahreszahl der Errichtung ist 1865 angegeben. Der Korpus des Gekreuzigten fehlt. Zwei Nachbildungen wurden in den 1960er- und 70er-Jahren gestohlen. Eine Bank lädt zum Verweilen ein. Blumen und Kerzen befinden sich am Fuß des Kreuzes.

Neuer Eigentümer der Anlage ist seit Kurzem der Heimatverein Schmalbroich. Für einen fast schon symbolisch zu nennenden Preis von 500 Euro hat der vorherige Eigentümer Reiner Ripkens aus Neuss das 45 Quadratmeter große Stückchen Land verkauft. Vermittelt hat den Verkauf die Strümp‘sche Benediktus-Schützenbruderschaft, die in Wall und Ziegelheide beheimatet ist. Und zu tun hat dies mit einem Kegelabend und einem dort gegebenen Versprechen: Karl Gleumes aus Kempen sprach seinen Schützenbruder Robert Strumpen, der mittlerweile in Krefeld lebt, bei einem Kegelabend auf das Kreuz und dessen Sanierungsbedürftigkeit an. Beide kennen sich schon seit ihrer Kindheit und stammen aus Höfen in der Umgebung des Thelen-Kreuzes. Eine Vorfahrin von Robert Strumpen ist auf dem Kreuz als Stifterin eingraviert. Und darauf angesprochen, versprach Robert Strumpen spontan, 500 Euro im Falle des Erwerbs des Kreuzes für den Heimatverein zu stiften.

Aus dieser Idee erwuchsen Taten. Reiner Ripkens wurden kontaktiert und war zunächst „ziemlich perplex“, wie er bekundet. Seiner Familie gehörte der namengebende Thelen-Hof in Sichtweite des Kreuzes. Der Hof ist zwischenzeitlich verkauft worden, doch die landwirtschaftlichen Flächen und die Kreuzanlage sind in seinem Besitz geblieben.

Er freut sich, dass die historische Anlage nun in gute Hände kommt, zumal er selbst in Neuss lebt und auch in seiner Familie keiner ein Interesse an der Betreuung des Kreuzes habe.

Drei Monate dauerte es, bis die Eigentumsübertragung rechtlich unter Dach und Fach war. Achim Evertz, der Vorsitzende des Heimatvereins Schmalbroich, möchte die Anlage gerne unter Denkmalschutz stellen lassen. Er will ihre Geschichte genauer erforschen. Zudem soll sie restauriert werden und der Korpus des Gekreuzigten nachgefertigt und wieder installiert werden. Als Vorbild dient ein altes Ölgemälde vom Thelen-Hof, das die Anlage zeigt. Mit Korpus. Und der sei aus Stein gewesen, ist man sich bei den alten Nachbarn sicher.

Gepflegt wurde die Anlage bislang bereits von den Schützen. Sie errichteten die Bank, die regelmäßig von Rast machenden Radlern und Spaziergängern genutzt wird. Schließlich liegt das Kreuz inmitten der Felder am Wegepunkt vieler Rad- und Wanderwege.

Die 83-jährige Annette Berghs wohnt ganz in der Nähe und betreut seit 1961 die Anlage. Sie berichtet von Pilgergruppen auf dem Weg nach Kevelaer, die dort einen besinnlichen Halt machen. Und auch aus früheren Zeiten, als Jagdgesellschaften hier Pause machten. Regelmäßig bringt sie Blumen zum Kreuz, zündet dort eine Kerze an. Und leert den Mülleimer hinter der Bank, der nach schönen Wochenenden gut befüllt ist.

Inschriften im Sandstein verweisen auf Stationskreuz

Das Kreuz erzählt seine Geschichte selbst. Die Inschriften im Sandstein verweisen darauf, dass es ein Stationskreuz ist. Dabei wird auf die Woche vom „24. Dez. – 1. Jan. 1866“ verwiesen. Warum dies so ist, das will der Heimatverein noch weiter erforschen. Am Kreuzfuß ist als Aufforderung zur Betrachtung zu lesen: „Oh, ihr alle, die ihr vorübergeht, sehet, ob ein Schmerz dem meinigen gleich ist.“ Die hintere Seite ist die Wetterseite, und daher ist dort die Schrift sehr verwittert. Zu erkennen ist aber der Name der Stifterin: „Anna Gertrud geb.Rahnen Wittwe von Michael Strumpen auf Thelenhof.“ Als Steinmetz ist ein „Joh. Buvter, Kempen“ angegeben. „Der war aber wohl eigentlich Schreiner“, hat Achim Evertz bereits herausgefunden.

Jetzt werden aber erstmal Plastikstühle unter den Linden aufgestellt, und der Eigentumsübergang wird von allen Beteiligten ganz traditionell mit Brot und Bier gefeiert.

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