Kempen: Ein schräger Paradiesvogel

Der Barde und seine Band Die Orthopädischen Strümpfe sorgten auf dem Buttermarkt für einen schrillen Schlussakkord des Altstadtfestes.

Kempen. Guildo hat Kempen lieb. Der selbst ernannte Meister rockte am Sonntagabend zum Abschluss des Altstadtfestes den mit Zuschauern gefüllten Buttermarkt. Rockte? Ganz recht. Denn der Musiker, der bekanntlich Schlager toll findet, steckte die seichten Hits in ein rockiges Gewand. Für den richtigen Sound sorgte seine Band Die Orthopädischen Strümpfe.

Gewohnt stilvoll mit grün-weiß gestreiftem Anzug, giftgrünem Hemd, gelbem Pullunder und groß gestreifter Krawatte betrat der Paradiesvogel zu den Klängen von "Tiamo" die Bühne.

Guildo Horn forderte Publikum und Schlagzeug abwechselnd zum Krachmachen heraus und sorgte damit für die richtige Betriebstemperatur an dem milden Frühlingsabend. Auch die Zuschauer in den "Sozialwohnungen" im ersten Stock der Buttermarktgebäude begrüßte der Musiker und machte direkt auch Franz Beckenbauer als Zuschauer aus, wobei es sich wohl eher um Kempens Vizebürgermeister Karl-Heinz Hermans handelte.

Mit "17 Jahr, blondes Haar" und "Azzurro" gab der Entertainer dann die musikalische Marschrichtung für die gute Stunde Programm vor. Das Publikum brauchte zunächst aber eine kleine Starthilfe. Mit Anfeuerungen wie "Geht das auch in laut" und "Zwischenapplaus" motivierte der bekennende Nussecken-Fan die Zuschauer zum Applaus.

Zu Guildo Horns Show gehört neben seinem Gesang - zwischendurch ließ er durchblicken, dass er auf der Opernbühne eine gute Figur macht - eine ausschweifende Bühnenshow. Wie ein Flummi hüpfte der Meister über die Bühne, legte alle Energie auch in Gestik und Mimik, wenn er sich lasziv durchs schüttere lange Haar fuhr und seine Schokoladenseite präsentierte.

Bei Guildo Horn und seiner Combo, die er aufgrund des vorgeschrittenen Alters der Musiker als Friedhofskapelle bezeichnete, schließen sich Schlager und Rock’n’Roll nicht aus- damit kokettiert der Trierer sehr gerne. Wenn er zum Beispiel seinen Gitarristen August Schrader nach dessen "Smoke on the Water"-Einlage erstaunt anschaut und bemerkt, dass das nicht abgesprochen ist. Oder der 46-Jährige die Flippers zu Erfindern des Rock’n’Roll erklärt und "Aber dich gibt’s nur einmal für mich" anstimmt. Diese musikalische Symbiose vereinte das junge und alte Publikum auf dem Kempener Buttermarkt. Mitsingen kann bei den Gassenhauern eh jeder.

Zur Einstimmung auf das Schlagerfestival Grand-Prix in zwei Wochen gab es dann noch den Ralf-Siegel-Hit "Moskau", bevor als Zugabe- wie könnte es sein- "Guildo hat Euch lieb" erklang.

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