Kempen - ein gefährliches Pflaster?
Um ein rätselhaftes Einschussloch und Angebote, die man nicht ablehnen kann, geht es heute im Altstadtgeflüster.
Kempen. Seit Jahren kommt der Altstadtflüsterer fast jeden Tag daran vorbei. Doch aufgefallen ist es ihm noch nie: Die Rede ist von dem Einschussloch in einer der großen Scheibe des Rathausfoyers. Stadtsprecher Christoph Dellmanns machte ihn vor einigen Tagen darauf aufmerksam. Der Wind pfeift richtig vom Buttermarkt her durch die kleine Öffnung ins Foyer. Doch was es mit dem Loch auf sich hat, wer dafür verantwortlich war, ob dahinter ein erbitterter Mafia-Streit steckt oder das Ganze nur ein peinlicher Fehlschuss war — selbst Christoph Dellmanns weiß es nicht. „Das Loch gab’s da schon, als ich bei der Stadt Kempen angefangen habe“, berichtet er. Und das ist schon mehr als 20 Jahre her.
Nicht nur der Pate Don Corleone macht Angebote, die man nicht ablehnen kann. Kulturamtsleiterin Elisabeth Friese erhielt gleich zwei, bei denen sie nicht nein sagen konnte. Erst hat sich ein Düsseldorfer Aktionshaus gemeldet und mitgeteilt, dass es ein silbernes Kännchen von Leonard Heinen unter den Hammer bringen will. „Da könnten wir, der Museumsverein und ich, nicht nein sagen“, berichtet Friese. Glücklich, dass sie nur über das Tischangebot gehen mussten, sicherten die beiden Damen sich das Werk von Kempens berühmtesten Goldschmied des 18. Jahrhunderts. Zwei Monate später meldete sich ein Kölner Aktionshaus, das gleich zwei dieser Kännchen anbot; dieses Mal von Goldschmied Franz Xaver Hellner, der Ende des 19. Jahrhunderts in Kempen gearbeitet hat. Auch dieser Verlockung konnten Friese und Ute Lueb, Vorsitzende des Kempener Geschichts- und Museumsvereins, nicht widerstehen. „Das war etwas teurer, weil es eine komplette Messpollengarnitur ist“, so Friese. Diese besteht aus zwei Kännchen, eines für Wasser und eines für Wein, die während der Wandlung zum Einsatz kommen. Zu unterscheiden sind die Kännchen nur an der Innenseite des Deckels, der für den Wein ist goldfarben und der für das Wasser silberfarben.
Und noch ein Angebot, was man nicht ablehnen kann. Der Kulturausschuss hat nun der schon vom Flüsterer angekündigten Thomas-Skulptur zugestimmt. Durch den Rat muss der Antrag des Lions Clubs Kempen, der die vier Stelen schenken und im Altstadt-Grüngürtel aufstellen möchte aber noch. Das Kunstwerk hat die Künstlerin Edith E. Stefelmanns entworfen.