Gesamtschul-Neubau Die Varianten für den Schulcampus

Kempen · Vier Möglichkeiten hat die Verwaltung in ihrer Machbarkeitsstudie geprüft – alle haben Vor- und Nachteile. Die Varianten im Detail.

 Der Ludwig-Jahn-Platz: Er böte viel Platz für Gebäude und Schulhof, nur ein kleiner Teil bliebe für Sport erhalten.

Der Ludwig-Jahn-Platz: Er böte viel Platz für Gebäude und Schulhof, nur ein kleiner Teil bliebe für Sport erhalten.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

. Am Dienstag hat die Stadt Kempen die lang erwarteten Machbarkeitsstudien zu einem möglichen Schulcampus entweder auf dem Gelände des Ludwig-Jahn-Sportplatzes oder neben dem Luise-von-Duesberg-Gymnasium (LvD) an der Wachtendonker Straße online gestellt. Am 31. August soll im Rat darüber entschieden werden – wenn der Beschluss nicht auf den 7. Oktober vertagt wird. Hier die möglichen Varianten im Überblick:

Ludwig-Jahn-Sportplatz

Variante 1 ist ein dreigeschossiger, fast quadratischer Baukörper mit Innenhof und Flachdach. Im Erdgeschoss ist ein Forum mit Bühne vorgesehen. Bei mehr Raumbedarf könnte ein Teil des Gebäudes unterkellert werden.

Variante 2 wäre ebenfalls dreigeschossig mit Flachdach und ähnelt in der Form einem E. Im Erdgeschoss, mittig angeordnet, befindet sich ein Forum mit Treppe, die auch als Tribüne nutzbar wäre. Das Dach des Forums könnte auch als Aufenthaltsfläche genutzt werden. Auch bei dieser Variante wäre eine Unterkellerung möglich.

Bei einer Bebauung am Ludwig-Jahn-Sportplatz würde die Gesamtschule ein zusammenhängendes Schulgelände erhalten, was auch von der Bezirksregierung Düsseldorf befürwortet wird. Beide Varianten würden sich städtebaulich in die Umgebung einfügen – dies hatte die Stadt als Vorgabe für die Gebäudeformen bestimmt. Als Ersatz für den Ludwig-Jahn-Sportplatz – von dem nur noch ein kleiner Teil als Sportfläche nutzbar wäre – müsste die Sportanlage an der Berliner Allee neu konzeptioniert werden. Würde man den Jahn-Platz erhalten, wären laut Machbarkeitsstudie aber auch hier mittelfristig Sanierungen notwendig.

Standort LvD

Der auf dem deutlich kleineren Gelände mögliche Baukörper von Variante 3 hätte in etwa die Form eines Z. Er wäre viergeschossig mit einem eingeschossigen Anbau und würde sich städtebaulich nicht in die Umgebung einfügen. Auch würden die Abstandsflächen zur angrenzenden Wohnbebauung nicht ausreichen, weshalb die Stadt diese Variante als nicht realisierbar einstuft – es sei denn, man würde mit geringerem oder einem anders aufgeteilten Raumangebot planen. Auch hier wäre ein Forum mit Bühne vorgesehen, eine Teil-Unterkellerung wäre noch möglich.

Variante 4, auch neben dem LvD, hätte einen ebenfalls viergeschossigen, diesmal L-förmigen Baukörper mit Forum und möglichem Keller. Hier könnten die erforderlichen Abstände zu Nachbargebäuden eingehalten werden – aber auch diese Variante würde sich nicht harmonisch in die Umgebung einfügen. Das Gebäude läge zudem gleich neben der Aula des LvD, wodurch ein Fluchtweg aus der Aula nicht mehr ins Freie, sondern in den Neubau führen würde. Dies könnte brandschutztechnisch ein Problem werden.

Für die Varianten 3 und 4 müsste die Turnhalle an der Wachtendonker Straße abgerissen und an anderer Stelle ersetzt werden – durch eine Zweifachturnhalle. Möglichkeiten dazu sähe die Verwaltung auf der Fläche des Gemeinschaftsgebäudes Aula/Turnhalle am westlichen Ende der Gesamtschule. Die neue Zweifachturnhalle müsste vor dem Abriss der Halle an der Wachtendonker Straße fertiggestellt werden. Je nach Ausrichtung würden zudem entweder Teile der Sportanlage oder das Kunststoff-Kleinspielfeld aufgegeben werden, ebenso wie die Aula.

Schulhof und Fahrrad-Stellplätze

Bei etwa 1270 Schülern (gemäß Schulentwicklungsplan) würde die Gesamtschule rund 6350 Quadratmeter Schulhoffläche benötigen. Am Ludwig-Jahn-Platz ließen sich laut Verwaltung je nach Variante am Ende 8160 bis 8400 Quadratmeter Schulhof nachweisen. Bei einer Bebauung am LvD wären es hingegen nur 4700 bis 4900 Quadratmeter – als nicht zusammenhängende Flächen. Unter Umständen  könnte ein Teil des LvD-Schulhofes bereits übergangsweise durch die Gesamtschule genutzt werden.

Als Abstellfläche für Fahrräder würden etwa 500 bis 700 Quadratmeter benötigt. Am Ludwig-Jahn-Platz könnten dazu Teile des großen Schulhofes verwendet werden. Am LvD müssten Teile des derzeitigen Lehrerparkplatzes dazu genutzt werden.

Zeitplan und Kosten

Am Ludwig-Jahn-Platz rechnet die Verwaltung mit einer Fertigstellung des Schulcampus (ohne Außenanlagen) Anfang 2028, am LvD ab Mitte 2028. Eine endgültige Fertigstellung der Schulcampus-Landschaft mit allen Umzügen und Sanierungen sieht die Stadt bei allen Varianten ab Mitte 2033.

Insgesamt geht die Stadt davon aus, dass für das Projekt je nach Variante 78 bis 84 Millionen Euro  in den kommenden 12 Jahren veranschlagt werden müssen, wobei den ersten Schätzungen zufolge die günstigeren Varianten jene am LvD wären. Allerdings sind mögliche Baukostensteigerungen dabei nicht einkalkuliert, die Schätzungen wurden ohne vertiefende Planung erstellt. Die Kosten könnten bei allen Varianten um die 20 Prozent nach oben oder unten abweichen.

Erste Reaktionen aus der Politik

Aus der Politik gab es am Mittwoch zunächst nur sehr vorsichtige Reaktionen. Den Ratsfraktionen waren die Ergebnisse der Machbarkeitsstudien bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht detailliert vorgestellt worden. Dies wird der Technische Beigeordnete Torsten Schröder nun nach und nach bei Besuchen in jeder Fraktion tun. Einen kurzen Einblick in die umfangreichen Unterlagen hatten sich einige Ratsmitglieder aber bereits verschafft.

Zum Beispiel zum Thema Kosten, die je nach Variante auf 78 bis 84 Millionen Euro geschätzt werden. „Damit tue ich mich schwer“, sagt CDU-Fraktionsvorsitzender Jochen Herbst. Ob eine Variante wirklich günstiger sei als die andere, sei nur schwer abzuschätzen und hänge am Ende beispielsweise von den Ausschreibungen ab. „Darum darf diese Entscheidung nicht nur aufgrund der Kostenfrage entscheiden werden“, so Herbst. „Wir müssen sehen: Wie kriegen wir eine gute Lösung für alle hin.“

Auch Andreas Gareißen, Fraktionschef der Kempener SPD, hatte am Mittwoch nur einen kurzen Blick in die Studienergebnisse werfen können. Er kritisierte aber erneut, dass zu dem enormen Vorhaben keine politische Diskussion vorgesehen sei. Ein 80-Millionen-Euro Projekt einfach durchzuwinken halte er für „undemokratisch“. Am 31. August um 17 Uhr ist der Schulcampus Thema im Haupt- und Finanzausschuss, bereits eine Stunde später dann in der Ratssitzung.

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