Kempen: Der Sturm auf die Schrottpresse

Abwrackprämie: 2500 Euro für das alte Auto locken zu den Händlern und Schredderanlagen. Es gibt aber einiges zu beachten.

Kempen. "Es ist ziemlich turbulent", gesteht Karim Djabbarpour, Geschäftsführer der Car GmbH, einer Autorecyclingfirma in Kempen. Seit die Umwelt- oder Abwrackprämie in trockenen Tüchern ist, geht es rund bei dem zertifizierten Demontagebetrieb. Aber: "Der große Boom wird noch kommen", ist sich der Autoverwerter sicher. Schließlich hat die Bundesregierung die Richtlinie erst am 27. Januar verabschiedet.

Auf der Halde an der Kempener Otto-Schott-Straße 10 stapeln sich derweil die geschredderten Karossen. "Der Zufluss ist stärker als der Abfluss", sagt Djabbarpour. An die Grenzen des Machbaren sei der Betrieb aber noch nicht gekommen.

Die neue Abwrackprämie sorgt allerdings für einige Unsicherheiten, so Djabbarpour. Davon kann auch Michael Scharfenberg berichten: "Es ist sehr beratungsintensiv. Manche Kunden sind auch gar nicht informiert." Der Kempener Autohändler hilft deshalb bei der Abwicklung.

Wichtig sei vor allem, die Unterlagen vollständig und korrekt ausgefüllt einzureichen - und zwar per Post. Wie lange das zuständige Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) braucht, um die Anträge zu bearbeiten und das Geld wiederum beim Autokäufer ist, wisse bisher keiner. Vor März fließt es wohl nicht, prophezeit die Bafa.

Die Prämie im Kaufvertrag einzuberechnen, halten Scharfenberg, Djabbarpour und auch Hans-Willi Schumpich vom Autohaus Erens in Oedt deshalb für keine gute Idee. Eine Garantie für den Kunden auf die Prämie gebe es nicht. Allerdings: "Wir prüfen auf der Internetseite der Bafa, wie viele Anträge eingegangen sind, damit der Kunden sicher sein kann", erklärt Schumpich. Derzeit sind es 4400.

Er rät dennoch, nicht allzu lange zu warten, schließlich ist die Prämie limitiert auf 600000 Autos - Rechtsanspruch gibt’s nicht, bearbeitet wird der Reihe nach. Auf den Zeitdruck reagieren die Kunden: "Der Zulauf ist überwältigend", berichtet Schumpich, der für die Kunden die Formalitäten übernimmt und berät. Vor allem Kleinwagen und Modelle bis 20000 Euro sind dank der Prämie von Vater Staat gefragt. Bei BMW Berten in Schaag bleibt es daher vergleichsweise ruhig in Sachen Prämie, erzählt Verkäufer Pierre Kroß.

Und noch eines gibt es zu beachten beim Sturm auf die Schrottpresse: Es kann es bringen, das alte Schätzchen privat weiterzuverkaufen. Ein Aspekt, der angesichts der 2500Euro gelegentlich vergessen wird, wie Karim Djabbarpour erlebt hat.

Muss das alte Auto direkt in die Presse, weil es selbst als Ersatzteillager nicht zu gebrauchen ist, fallen für den Besitzer zwar rund 150 Euro Kosten an. Oft sei es aber so, dass Teile des Autos noch verwendet werden können. Bis zu einigen hundert Euro könnten dann noch herausspringen.

Einen Tipp hat der Verwerter noch: Die künftigen Neuwagenbesitzer sollten darauf achten, dass sie ihren Alten bei einem anerkannten Demontagebetrieb abgeben. "Bei uns hängt die Zertifizierung in den Geschäftsräumen aus", sagt Djabbarpour. Ist es nicht offensichtlich, unbedingt danach fragen - damit es kein böses Erwachen gibt, wenn die Bafa den Antrag am Ende ablehnt.

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