Kempen: Der Premier regt zum Denken an

besuch Nach einem Stadtrundgang hält Juncker eine humorvolle Rede in der Paterskirche.

Kempen. Noch eine schnelle Zigarette, ein kurzes Telefonat und los geht’s: Luxemburgs Premierminister Jean-Claude Juncker macht sich auf einen Rundgang durch die Kempener Altstadt. Der Vorsitzende der Euro-Gruppe bekam am Mittwoch die Thomas-a-Kempis-Ehrenstele überreicht. Stifter des Preises ist der CDU-Bundestagsabgeordnete Uwe Schummer.

Beim Altstadtrundgang wirkt der Premier sehr gelöst- Sicherheitsleute und Polizei halten sich dezent im Hintergrund, Juncker lauscht interessiert den Ausführungen von Propst Thomas Eicker, der dem Gast als Stadtführer die Sehenswürdigkeiten näher bringt: Tiefstraße, Buttermarkt, Propsteikirche und natürlich das Thomas-Denkmal. Im Beisein der Kempener Polit-Prominenz um Bürgermeister Volker Rübo und Alt-Bürgermeister Karl-Heinz Hermans findet Juncker vor allem am Altarraum der Propsteikirche Gefallen.

"Jean-Claude Juncker ist ein hervorragender Vertreter des europäischen Gedankens. Er steht für die Einheit Europas", sagt Uwe Schummer in seiner Laudatio in der Paterskirche. Die Friedensgedanken Junckers seien im Sinne von Thomas a Kempis.

"Es ist mir eine Ehre, diesen Preis zu bekommen", bedankt sich Juncker in seiner Rede. Humorvoll und gleichzeitig nachdenklich spricht er ohne Manuskript über Europa und das heutige Politikverständnis: "In der Zeit des schnellen Wortes darf man ja nicht mehr nachdenken, bevor man etwas sagt. Und in der Politik sieht man, dass dabei oft nichts Gutes herauskommt." Wenn man sich im Gegensatz dazu die Schriften von Thomas a Kempis durchliest, merke man, dass Thomas in aller Ruhe über das nachgedacht hat, was er geschrieben hat. Dieser "feinsinnige Geist" würde der Politik gut tun, so Jean-Claude Juncker.

Dem berühmtesten Sohn Kempens sei Juncker schon als Schüler eines katholischen Internats begegnet. "Seine Schriften gehörten zum Inventar", sagt der Premierminister. "Ich gestehe, dass ich die vier Bände der ,Nachfolge Christi’ nie ganz gelesen habe." Es sei aber lehrreich, sich zumindest in Teilen damit auseinanderzusetzen.

"Wer etwas eigenes haben will, der verliert die Gemeinschaft." Das ist Junckers Lieblingssatz aus der Lehre des Thomas. "Gerade in der Finanzkrise wurde deutlich, dass viele den Gemeinschaftsgedanken vergessen haben. "Der Egoismus und der Weg des Betrugs, den einige Banker gegangen sind, führt ins Verderben", sagt der Staatsmann und bekommt in der Paterskirche tosenden Beifall.

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