Kempen: Das Spiel mit dem Schauspiel

Sieben Schüler des Thomaeum haben Shakespeares Wintermärchen in die Gegenwart übertragen und auf die Bühne gebracht.

Kempen. Was die siebenköpfige Theatergruppe der Jahrgangsstufe 13 da nach einem halben Jahr der Vorbereitung auf die Bühnenbretter der Thomaeum-Aula brachte, hatte mit der Shakespeare-Komödie "A Winter’s Tale" nicht nur ein großes Vorbild, sondern fiel als einstündiges "Wintermärchen" auch ebenso großartig aus.

Unter der Regie von Klaus von Mirbach gewann die Adaption des Originals schnell an Fahrt, ohne Tiefgang vermissen zu lassen. Es begann vor verschlossenem Vorhang als Gespräch unter Schauspielern - womit der Bruch der Illusion perfekt eingeleitet wurde.

In moderne Sprache übertragen, kam die Aktualität Shakespeares schnell zu Tage: Eifersucht, Machtmissbrauch und Geltungsbedürfnis werden als Urtriebe des menschlichen Wesens vorgeführt und scheinen - nein, sind vollkommen zeitlos.

König Freddy macht eben "all sein Regierungszeug", hält die größten Stücke auf sich und präsentiert sich bei der gemeinsamen Bärenjagd gerne als souveräner Fürst.

Die niederen Instinkte bestimmen sein wahres Handeln, selbst wenn "zum Wohle des Landes" sein Nebenbuhler erschossen werden soll. Die Parole "Kannst Du’s besser - dann mach’s selber" zeichnet diese "humanen" Schwächen klar nach.

Dieses Theater im Theater machte Freude und wurde von allen Beteiligten stimmig umgesetzt. Den Schauspielern war der Spaß an ihrer Aufgabe anzumerken, das Publikum war angetan vom sekundenschnellen Emotionswechsel von spaßig über poetisch hin zu Ohnmacht und Trauer.

Es ist genau dieses Spiel mit dem Schauspiel, die Wahrheit zwischen Glück und Unglück, die dem Stück seine Stärke verleiht. Die Umsetzung: fantastisch! Herrlich absurde Szenen mit Flinte, Gesang und Pausenbrot haben nur einen Sinn: Wer die Erbse findet, hat gewonnen. Bleibt die Vorfreude aufs nächste Stück.

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