Kempen: Buch & Film zum Jubiläum des Thomaeums

Zum 350. Geburtstag hat Heinz-Wilhelm Wolters in Archiven gestöbert.

Kempen. Ein Ereignis ist Georg Strasser noch gut in Erinnerung geblieben: Es war im Jahr 1993 und die Abiturienten der beiden Kempener Gymnasien, Luise-von-Duesberg und Thomaeum, hatten sich entschlossen, nach intensiver Zusammenarbeit ihren Abi-Gag gemeinsam zu feiern. Also gab es eine Hochzeit der beiden Schulen - mit den jeweiligen Direktoren als Brautpaar. "Ich war der Bräutigam und Helmut Grießmann, damaliger Lvd-Rektor, die Braut", schmunzelt Strasser, zu dem Zeitpunkt Leiter des Thomaeums. "Im Nachhinein eine bewundernswerte Leistung von Grießmann, den weiblichen Part beim Hochzeitswalzer zu meistern."

Gespickt mit n solchen Anekdoten ist die Dokumentation, die Heinz-Wilhelm Wolters zum 350-jährigen Bestehen des Thomaeums zusammengestellt hat. Der ehemalige Absolvent erzählt die Historie seiner Schule von den Anfängen 1659 bis heute in zwei Stunden auf DVD und auf 160 Seiten in einem gebundenen Buch.

Aus technischen Gründen wurden zwei DVDs erstellt: Der erste Teil beinhaltet viele Abbildungen von alten Dokumenten über die Zeit von 1659 bis 1925. Im zweiten Teil erzählen die Gymnasialdirektoren Martin Reiß, Georg Strasser und Edmund Kaum in Interviews von ihrer jeweilige Amtszeit.

"Im Buch konnten einige Kapitel wie Schulordnungen, Rats- und Schulprotokolle so ausführlich wiedergegeben werden, dass man annehmen kann, alle historisch relevanten Ereignisse darin wieder zu finden", sagt Wolters. Zudem erhalte das Schriftstück mehr als 140 Abbildungen, darunter viele Fotos aus den vergangenen Jahrzehnten.

Eine dieser alten Schulordnungen, die er bei seiner Recherche fand, fällt Wolters sofort ein: "Darin war dem Schüler vorgegeben, sich nach der Bestrafung durch den Lehrer, vor diesem niederzuknien und sich für die Prügel zu bedanken. Ich war überrascht zu sehen, wie schnell sich Art und Weise der Be-strafung im Laufe der Jahre geändert hat."

Stützen konnte sich Wolters bei seiner Arbeit auf die Schriften eines ehemaligen Thomaeum-Lehrers aus dem 19. Jahrhundert, der die Historie akribisch ausgearbeitet hatte. Zudem arbeitet der 74-jährige Kempener, der bereits Dokumentarfilme über die Propsteikirche und deren Kunstschätze gedreht hat, auch ehrenamtlich im Propsteiarchiv.

Dass bereits mit der Chronik des Thomaeums gearbeitet worden ist, konnte Edmund Kaum berichten: "Vor den Sommerferien haben die Schüler in den Projekttagen die 350-Jahr-Feier der Schule im September vorbereitet. Dafür gab ich ihnen erste Auszüge aus dem Buch - wir haben jetzt also eine tolle Grundlage."

Durch die Unterstützung der Volksbank Kempen-Grefrath und eines unbekannten Sponsors kann der gesamte Erlös aus dem Verkauf der beiden Dokumentationen der Schwester-Ina-Stiftung zufließen. Diese unterstützt das Kempener Kinderheim St.Annenhof. "Wir haben uns auf die Fahne geschrieben, allen Kindern im Annenhof die Chance zu geben, zu Herrn Kaum aufs Gymnasium gehen zu können", sagt Wolters. "Durch spezielle Förderprogramme aus der Schwester-Ina-Stiftung soll das Leben der Kinder dort bunter werden."

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