Kempen: Auch Lehrer brauchen mal einen Coach

Fünf Kempener haben sich zu Beratern ausbilden lassen. Sie helfen in Schulen bei Problemen und geben Tipps.

Kempen/Mönchengladbach. Kollegien, die in Grüppchen zerfallen sind, unzufriedene Eltern, aggressive Schüler - Probleme gibt es viele an Schulen. Der Einzelkämpfer Lehrer muss oft lernen, im Team zu arbeiten und Schwäche zu zeigen.

"Die Schulen müssen sehr viele Aufgaben bewältigen, die brauchen auch Hilfe von außen", weiß Reinhard Wagner-Hawelka. Der Sonderpädagoge aus St.Tönis ist einer von 13 frischgebackenen Schulcoaches.

Dazu gehören auch Alexa Bernards-Niermann, Uta Petring-Dörr, Gabriele van Wickeren und Hinzfried Esser aus Kempen. In der Familienbildungsstätte Mönchengladbach haben sie sich in einem Jahr zum Schulcoach ausbilden lassen.

"Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Schulen den Bedarf haben", erklärt Dirk Strotmann, der den Kurs entworfen und geleitet hat. Strotmann hat jahrelang in der Lehrerfortbildung gearbeitet. Aber: Oft müssten Schulen lange warten, bis die Bezirksregierung auf ihre Anfrage reagieren kann. Schulcoaches seien da flexibler.

"Wir sind keine Supermänner", sagt Wagner-Hawelka. Dennoch können Schulcoaches helfen. "Wir wollen die Ressourcen der Leute herauskitzeln." Es gehe vor allem darum, den Schulen bei der Entwicklung ihrer Organisation zu helfen, mit den Beteiligten herauszufinden, wie die Probleme am besten zu lösen sind.

Abitur in acht Jahren, Ganztagsunterricht, Fremdsprachen schon in der Grundschule: Es tut sich viel in den Schulen. Während in der Wirtschaft Coaching als Zauberwort für Probleme aller Art gilt, ist es den Schulen noch fremd. "Es ist keine Schande zu sagen, ich brauche Hilfe", betont Wagner-Hawelka.

In der "Kollegialen Fallberatung" wird genau das geübt. Mit der Sicht der anderen gelingt es, blinde Flecke zu entdecken, mehr Verständnis für den Schüler aufzubringen, neue Lösungsmöglichkeiten zu finden. "Das ist kein Kaffeekränzchen", betont Uta Petring-Dörr.

Aber: "Nach einem Coaching können das die Lehrer alleine." Insbesondere große Kollegien müssten oft lernen, miteinander zu reden. "Meist ist gute Kommunikation ohne Organisation nicht möglich", sagt Alexa Bernards-Niermann.

Um da helfen zu können, haben die fünf Coaches ein Jahr die Schulbank gedrückt, an den Abenden und am Wochenenden gepaukt und trainiert. Die fünf von der "Kempener Gruppe" sind optimistisch, dass ihr Angebot gefragt ist. "Das muss erstmal nebenberuflich laufen", ist sich Bernards-Niermann sicher, die als Sonderpädagogin an der Franziskus-Schule in Süchteln arbeitet.

Im eigenen Umfeld wollen die fünf nicht als Schulcoach aktiv werden. Aber dafür haben sie ja ihr Netzwerk. "Wir müssen den Auftrag auch genau hinterfragen", erklärt Hinzfried Esser. "Es ist wichtig, dass alle Beteiligten wollen", sagt Bernards-Niermann. Und die Schulen wollen unterschiedlich, hat Strotmann festgestellt: "Die Kollegien der Förderschulen sind eher sensibilisiert." An den Gymnasien entwickele sich das derzeit.

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