„Scheifes Änne“ aus Kempen wird 103 Kempener Original wird 103 Jahre alt

Kempen. · Anna Rouenhoff wird am Sonntag 103 Jahre. Die ehemalige Marktfrau ist besser bekannt unter dem Namen „Scheifes Änne“. Ihr war 2019 eine Ausstellung gewidmet.

 Anna Rouenhoff ist in Kempen vielen Menschen bekannt.

Anna Rouenhoff ist in Kempen vielen Menschen bekannt.

Foto: Wolfgang Kaiser

Am 26. Juli vollendet Anna Rouenhoff ihr 103. Lebensjahr. Bekannt ist sie in Kempen unter dem Namen „Scheifes Änne“. 40 Jahre lang verkaufte sie auf dem Kempener Wochenmarkt Eier, Gemüse und Blumen. Sie ist eine besondere Frau, ein Original, wie es sie heute nur noch selten gibt.

So kann man es den Schilderungen der Kempenerin Monika Thobe entnehmen, die Anna Rouenhoff bereits seit 20 Jahren einmal wöchentlich im Altenheim Von-Broichhausen-Stift am Heyerdrink besucht, mit ihr plaudert und kleinere Besorgungen für sie erledigt. „Die Änne rechnet fest damit, dass über sie geschrieben wird“, erzählt Monika Thobe. Und dass sie den Wahrheitsgehalt dieser Zeilen auch ganz genau unter die Lupe nehmen wird, fügt sie hinzu. Denn geistig ist die Jubilarin noch topfit, sie löst jeden Tag Kreuzworträtsel und hat weiterhin ihre individuellen Ansichten, ihren eigenen Kopf, wie man so sagt. Die Themen „Eier und Hühner“ seien immer noch zentral für sie. Früher habe sie 20 Eier am Tag gegessen, heute seien es „nur“ noch drei Stück – und die verzehre sie mit großem Vergnügen. Da lasse sie sich auch von keinem Arzt reinreden, berichtet Monika Thobe. „Im Ei ist das gesamte Leben“, so laute einer ihrer Standardsätze. Im Hinblick auf einige Altersbeschwerden pflegt sie auch zu sagen: „Das Alter hat mich voll im Griff.“ Kraft gibt ihr der starke Glaube. So pflegt sie beim Abschied manchmal mit dem Finger nach oben zu zeigen und zu sagen: „Ich will nach oben.“ Damit will sie ihrer Hoffnung Ausdruck geben, dass sie gleich – ohne Zwischenstation im Fegefeuer – in den Himmel komme, erläutert ihre Freundin, die hinzufügt, dass die Änne „eine wirklich interessante Persönlichkeit“ sei. Im Herbst vorigen Jahres würdigte das Städtische Kramer-Museum sie mit einer Ausstellung. Damals wurden Fotografien gezeigt, die die Kempener Fotografin Christel Kremser in den 1990er-Jahren von ihr und ihrer sehr individuellen Wohnungseinrichtung in St. Hubert gemacht hatte. Ein beeindruckender Bildband von Kremser wurde 1994 von der Stadt Kempen herausgegeben: Markt in Kempen: „Scheifes Änne“ – die Eierfrau. Zum örtlichen Museum besteht überhaupt eine enge Verbindung. Ihr Mobiliar hat Rouenhoff dem Haus bei ihrem Umzug in das Von-Broichhausen-Stift im Jahr 2001 vermacht. Fünf gewaltige Eichenholzmöbel aus dem 19. Jahrhundert stehen seitdem im Uhrensaal des Museums. Ein Tisch mit sechs handgeschnitzten Stühlen dient im Rokokosaal als Trauzimmertisch. Ein Gedanke, der Scheifes Änne bestimmt gut gefällt.

Rouenhoff wurde 1917 in Veen als viertes von später acht Kindern auf einem Bauernhof geboren. Der Name „Scheifes Änne“ rührt von der Zeit her, als sie den Geschwistern Scheifes auf dem Bleikerhof in St. Hubert den Haushalt führte. 1958 wurde sie die „Eierfrau“ auf dem Buttermarkt und blieb es vier Jahrzehnte lang.

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