Kempen Keine Aussicht auf Bring-Zonen

Das Problem mit den „Eltern-Taxis“ vor den Schulen will die Stadt durch Appelle lösen.

Kempen: Keine Aussicht auf Bring-Zonen
Foto: Kurt Lübke

Kempen. „Es ist unglaublich, welche Szenarien sich da abspielen.“ Das berichtete Dezernent Michael Klee jetzt im Schulausschuss aus persönlicher Erfahrung über die Verkehrssituation vor Schulen. Die „Eltern-Taxis“ sind an vielen Kempener Schulen ein Problem. Das gilt sowohl für die weiterführenden als auch die Grundschulen, wie aus einer Befragung der Stadtverwaltung hervorgeht.

Die SPD hatte den Antrag gestellt, zu prüfen, ob Hol- und Bringzonen an den Schulen eingerichtet werden könnten, um das Problem zu lösen. Vor dem Antrag hatte die WZ über die Problematik in Kempen berichtet.

Besonders morgens, aber auch am Nachmittag nach Unterrichtsschluss, sei der Verkehr problematisch. Im Schulzentrum Süd, mit Regenbogenschule und Grundschule Wiesenstraße, bringen laut Stadt morgens viele Eltern ihre Kinder mit dem Auto. Dabei hielten viele vor den Lehrerparkplätzen und in zweiter Reihe.

Immer wieder steigen die Kinder an der Fahrbahnseite aus, heißt es im Bericht der Verwaltung. Bei Dunkelheit und schlechtem Wetter verschlimmere sich die Situation noch. Der Einsatz von Elternlotsen und die Einrichtung von Lauftreffs habe keinen dauerhaften Erfolg gebracht.

An der Kreuzung der verlängerten Wiesenstraße mit dem Fliethgraben kämen sich zudem immer wieder Fußgänger und Radfahrer ins Gehege. Am Luise-von-Duesberg-Gymnasium (LvD) ist der Lehrerparkplatz nach Angaben der Schule eine „Transitzone“, was auch zu Verkehrsbehinderungen auf der Berliner Allee führt.

Die Straße Am Gymnasium und die Wachtendonker Straße seien zu bestimmten Zeiten fest in der Hand von Rad fahrenden Schülern. Allerdings sei das individuelle Verhalten der Verkehrsteilnehmer dort ein Problem.

An der Grundschule Tönisberg sieht man die Gefahrenpunkte an der Fußgängerampelanlage auf der Bergstraße und am Helmeskamp. Geschwindigkeitsbegrenzungen und Halteverbote würden genauso ignoriert wie die Schülerlotsen — was zu gefährlichen Situationen für Kinder und Schülerlotsen führe.

Die Grundschule St. Hubert und die Astrid-Lindgren-Schule sehen laut Verwaltung keinen Handlungsbedarf in Sachen Verkehr. Dabei hatte sich Leiterin Sabine Stammen im November gegenüber der WZ noch dahingehend geäußert, dass es an der Lindgren-Schule schon Probleme gebe. „Einige Eltern würden ihre Kinder am liebsten mit dem Auto gleich bis vor die Tür fahren“, sagte sie damals der WZ. Die Schule habe sich auch schon selbst geholfen: Der Hausmeister versperre morgens gegen 7.40 Uhr die Zufahrt zum Parkplatz mit einem Poller. Ein spezielles Problem sei, dass an der Straelener Straße viele Lkw parken, so Stammen. Das sei zwar erlaubt, führe aber dazu, dass die Sicht bei der Ausfahrt vom Schulgelände stark eingeschränkt sei.

Grundsätzlich seien viele Schulen offen für die Idee der Hol- und Bringzonen, viele Möglichkeiten dazu sieht die Stadtverwaltung allerdings nicht. Einzig der Parkplatz am Aqua-Sol könnte sich für das LvD und vielleicht noch für die Realschule anbieten. Die Stadtschülervertretung hat das Thema auch diskutiert und ist zu dem Ergebnis gekommen, dass Hol- und Bringzonen einen falschen Anreiz schaffen. Man sollte es nicht noch einfacher machen, die Kinder mit dem Auto zu bringen.

Einigkeit herrscht darüber, dass man an die Eltern appellieren müsse. Auch aus den Fraktionen gab es viel Kritik an den Auto fahrenden Eltern. „Verantwortungslos“ sei es, dass es Eltern gebe, die sich nicht an die Geschwindigkeitsbegrenzungen hielten, sagte zum Beispiel Monika Schütz-Madré (Grüne). Man müsse die Eltern immer wieder darauf aufmerksam machen, dass sie es seien, die die Mitschüler ihrer Kinder gefährden, so Gerd Wilhelm Stückemann (CDU).

Die Schulpflegschaft will sich des Themas annehmen und die Eltern ansprechen. „Es ging uns darum, das Thema wieder hervorzuheben“, so Irene Steeger (SPD) zum Antrag ihrer Fraktion. Diese bat, dass sich auch das Ordnungsamt verstärkt darum kümmert — nicht nur um den Autoverkehr, sondern auch um die Fahrradfahrer.

Man wolle das Thema nicht zu den Akten legen, so Klee. Stattdessen sei es ein Prozess, der in jedem Jahr weitergeführt werden müsse. Die Eltern sollen nun noch einmal informiert werden. Das Ordnungsamt wird mit einbezogen. Auch die Polizei will präsent sein.

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