Labèque-Schwestern begeistern in Kempener Paterskirche Perfekte Dialoge zwischen zwei Flügeln

Kempen · Katia und Marielle Labèque begeisterten mit ihrer „Hommage à Leonard Bernstein“.

Katia und Marielle Labèque begeisterten an zwei Flügeln in der Paterskirche.

Katia und Marielle Labèque begeisterten an zwei Flügeln in der Paterskirche.

Foto: Reimann, Friedhelm (rei)

Peter Landmann nutzt in der ausverkauften Paterskirche erst einmal die Gelegenheit, einen zehnminütigen Werbeblock an das Publikum zu richten. Er appelliert, Mitglied in der Kempener Stiftung „Bürger für Klassik“ zu werden, dafür zu spenden oder auch später nach dem Ableben mit Vermächtnissen „für ein glanzvolles vitales Konzertleben in unserer Stadt“ zu sorgen. Zwar habe die Stiftung bereits ein Kapital von rund 200 000 Euro, doch für die Zukunft reiche das nicht. „Ohne die Stiftung wäre auch dieses Konzert nicht möglich“, sagt er, und philosophiert, ob die Labèque Schwestern nun die Besten der Welt seien.

Dass sie das berühmteste Pianistinnen-Duo der Welt sei, da ist er sich sicher. Da wird ihm das Publikum sicherlich zustimmen, dass schließlich so zahlreich erschienen ist. Katia und Marielle Labèque nennen ihr Programm des Abends „Hommage à Leonard Bernstein“, doch den ersten Teil des Konzerts hätten sie als eine Ehrung von  Philip Glass (*1937) bezeichnen können.

Pianistinnen starten eine musikalische Verfolgungsjagd

Sie spielen Werke des amerikanischen Komponisten für ein und zwei Klaviere. Glass zählt zu den Begründern der Minimal Musik, die in den 1970er Jahren entwickelt wurde. Er bezeichnet diese Musikrichtung jedoch lieber als „Repetitive Music“ (sich wiederholende Musik) oder „Additive Progression“.  Als berühmteste Vorlage oder Inspiration für das musikalische Fortschreiten durch Hinzufügen kann man den im Jahr 1928 entstanden Bolero von Ravel sehen.

Dieses  Prinzip bestimmt den ersten Teil des Konzerts. Mit der Scene 8 „La Poursuite (The Chase) aus der Oper „Orphee“ beginnen die Pianistinnen und starten eine musikalische Verfolgungsjagd an zwei Flügeln. In „Stoke’ s Duet“ folgt ein weniger aufgeregtes Spiel. Die beiden Schwestern bringen äußerst feine Nuancierungen in die Repetitionen. Sie lassen es in schönster Harmonie plätschern und grummeln, entwickeln daraus ein filigranes Tongeflecht mit einer zarten Melodie. Ihre Interpretation stellt den meditativen Charakter des Duetts heraus, man kann sich von dem einfühlsamen Spiel und den gehauchten Tönen in den Bann ziehen lassen.

Im Unterschied dazu verstehen sie es nicht minder, mit eindrucksvollem Klangvolumen oder auch tänzerisch mitreißenden Stücken und perfekt abgestimmten Dialogen zwischen zwei Flügeln zu begeistern, wie in den „Four Mouvements“ (Vier Sätzen). Mit begeistertem Applaus entlässt man die Pianistinnen in die Pause.

Der zweite Teil des Konzerts bringt eine Kurzfassung der West Side Story von Leonard Bernstein (1918-1990) im Arrangement für zwei Klaviere und Percussion von Irwin Kostal. Raphael Séguiner und Gonzalo Grau steuern zum Klavierpart ein großes Klangspektrum aus der Schlagzeugabteilung bei.

Grau motiviert auch das Publikum, mit Fingerschnipsen seinen Teil beizutragen, und Teil der Show zu werden, in der die Schlagzeuger um die Pianistinnen herum liefern. Mit stehendem Applaus bedankt sich das Publikum am Ende.

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