Kammerchor Libera Voce präsentiert Madrigale und mehr in Kempen Laute hatte gegen Chor keine Chance

Kempen · Der Kammerchor Libera Voce bot in der Paterskirche eine Reise in die Musikwelt der Renaissance.

 Der neue Chorleiter Ingo Hoesch führte den Kammerchor durch das Konzert in der Paterskirche.

Der neue Chorleiter Ingo Hoesch führte den Kammerchor durch das Konzert in der Paterskirche.

Foto: Norbert Prümen

(Knoll/Red) Vielversprechend begann am Samstagabend in der Paterskirche das Konzert des Kempener Kammerchors Libera Voce, als eine Sängerin die Einstimmung in das Programm „Madrigale und mehr“ übernahm. Es sollte eine Reise in die Klangwelt der Renaissance und den Alltag jener Zeit werden. Das 16. Jahrhundert sollte mit den „Singgedichten“ lebendig werden, die nicht nur an den Höfen, sondern auch beim gewöhnlichen Volk, in deren Alltag auf Märkten und in Schänken beliebt waren. Von Liebesfreud und -leid, von Schönheit, Reizen, Erotischem handeln die Texte der Madrigale – manches auch mit Witz und Augenzwinkern.

Für die instrumentale Unterstützung der Sängerinnen und Sänger standen der Lautenspieler Johannes Festerling und drei Chormitglieder mit ihren Blockflöten und Schlagzeugen zur Verfügung. Die Leitung von Libera Voce hatte in der Corona-Pandemie Ingo Hoesch übernommen – von den Rahmenbedingungen schon einmal eine sehr ungünstige Zeit, wie der weitere Abend noch zeigen sollte.

Das breite Spektrum an Stimmungen und Emotionen, das für die Madrigale angekündigt wurde, ässt sich in dem Konzert kaum nachvollziehen. Die Interpretation der Sängerinnen und Sänger arbeitet da keine nennenswerten Unterschiede heraus. Der Part der drei Chormitglieder mit ihren Instrumenten bot das Tänzerische der Tanzliedern überzeugend dar. Beim Gesang ist davon nichts zu erahnen.

Völlig überflüssig bei der Darbietung ist bei allen Stücken, die der Chor singt, die Begleitung durch den Lautenisten. Das Instrument hat keinerlei Chancen selbst gegen einen Kammerchor, der sich höchstens bis ins Mezzoforte wagen darf. Und auch bei den beiden Soli des Lautenisten zwischen den drei Gesangsabschnitten hat das Instrument mit seinem leisen Klang keine Chance – nicht einmal in der Mitte des Kirchenraumes ist alles zu hören.

Dass am dem Abend akustisch einiges nicht rund lief, offenbarte sich, als eine andere Sängerin in ihrer Einleitung der Werke einen Text vortrug, ohne das Mikrofon einzuschalten. Daraufhin musste die Leiterin des Kulturamts, Elisabeth Friese, durch die Kirche nach vorne sprinten, um das Gerät in Gang zu setzen, damit das Publikum doch noch eine Vorstellung von einem Madrigaltext bekommen konnte. Bei den anderen Werken war das nicht möglich. Denn wer versteht schon das Englisch, Italienisch, Spanisch oder Französisch des 16. Jahrhunderts ?

So konnte der Laienchor bei seinem ersten Konzert nach längerer Corona-Pause nicht in der Form überzeugen, wie er es sich sicher selbst vorgestellt hatte. Und von einem studierten Chorleiter kann man erwarten, dass er die Raumwirkung des Klangs hinter seinem Rücken einschätzen kann – selbst wenn im Chorraum der Paterskirche alles in Ordnung gewesen sein mag.

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