Kabarett Hartmann: Socken in Sandalen und Islamismus

St. Hubert. · Politisch und bisweilen anstrengend war der Jahresrückblick der Kölner Kabarettistin Anny Hartmann im Forum St. Hubert.

 Anny Hartmann lobte bei ihrem Auftritt „Fridays for Future“, Kevin Kühnert und forderte scherzhaft eine „Führerscheinpflicht für Rechte“.

Anny Hartmann lobte bei ihrem Auftritt „Fridays for Future“, Kevin Kühnert und forderte scherzhaft eine „Führerscheinpflicht für Rechte“.

Foto: Wolfgang Kaiser

Wenn das neue Jahr beginnt, kommt Anny Hartmann mit ihrem „besonderen Jahresrückblick“ um die Ecke. Die 49-Jährige trat jetzt im Forum St. Hubert auf und präsentierte sich genau so, wie man sie kennt und liebt – beziehungsweise hasst. Eines muss man ihr bei aller Kritik lassen: Sie bietet politisches Kabarett pur; und sie ist durchaus unterhaltsam. Lustig ist sie aber auch, und dieser Humor macht das, was sie dem Publikum vermittelt, erträglicher.

Für die 49-Jährige, die ein Volkswirtschaftsstudium absolvierte und danach bei einer Sparkasse arbeitete, ist Kevin Kühnert der einzige Linke in der SPD, was sie bedauert. Diese politische Gesinnung muss man im Hinterkopf haben, um das, was sie ihrem Publikum da vermittelt, einordnen zu können. Und am besten tickt man auch so wie der Juso-Vorsitzende, um das Programm in vollen Zügen genießen zu können. So verteidigt sie dessen Forderung, BMW zu verstaatlichen, mit dem Argument, eine Enteignung sei durch das Grundgesetz gedeckt – ebenso wie man Bürgern ihren Grund und Boden wegnehmen könnte, wenn der zum Bau einer Straße gebraucht wird. Aua, dieser Vergleich tat einfach weh. Und dann gleich noch einer: Hartmann verglich eine verschleierte Frau mit einem Rentner, der in seinen Sandalen Socken trägt.

Die Rechten trieben in 2019 recht ausgiebig ihr Unwesen, allein diese Tatsache hätte genug Stoff hergegeben für Anny Hartmanns Jahresrückblick. „Wir Deutschen sind auch kriminelle Ausländer, in Österreich zum Beispiel“, erfuhr das Publikum. Anny Hartmann wünscht sich einen Gesinnungstest bei der Führerscheinprüfung, damit radikale Rechte nicht die Chance haben, Ausländer mit ihrem Wagen über den Haufen zu fahren.

Was hält die 49-Jährige von „Fridays for Future“? Viel. Dass Unterricht ausfällt, spielt keine Rolle: „Die Welt geht unter. Welcher Unterricht kann da sinnvoll sein? Schwimmunterricht vielleicht – und der fällt meistens aus“, erklärte die Kölnerin.

Hartmann schoss mehrfach
gegen die Autoindustrie

Ihr Programm hatte sie mit einem Sprechgesang eingeleitet, in dem so ziemlich alle aus ihrer Sicht nennenswerten Ereignisse vorkamen, immer wieder hatte das Publikum die Chance, ein Zitaträtsel zu lösen. Da kam zum Beispiel Dr. Dieter Kohler vor, der Lungenarzt, der die Stickoxid-Grenzwerte kritisierte. Die frühere Sparkassenfrau mit der ausgeprägten Kapitalismus-Allergie zog daraus einen Schluss, der in ihr Weltbild passt: „Die Autoindustrie zahlt besser als die Krankenkasse.“

Die hennarote Kleinkünstlerin nutzte selbst die Großspenden, die nach dem Brand von Notre Dame eingingen, zur Kapitalismusschelte: Menschen, die versuchen, so wenig wie möglich von ihrem Geld abzugeben, zeigten sich plötzlich großzügig – um die Spenden dann von der Steuer abzusetzen. Auch Friedrich Merz bekam sein Fett weg: Er sei Millionär – was offenbar etwas ganz Schlimmes ist -, fühle sich aber – was fast noch verwerflicher ist - zum Mittelstand gehörend.

Hartmann sprach mit einfacher Sprache, fast wie man es aus der Sendung mit der Maus her kennt. Islamisten in ihren Gewändern stellte sie katholischen Geistlichen gegenüber: „Priester tragen auch lange Gewänder und vor ihnen haben viele Kinder zu recht Angst.“

Als nächstes hat sich in der Kempener Kulturreihe „Kabarett & Comedy“ der Kabarettist, Musiker und ehemalige Karnevalist Tobias Mann mit seinem Programm „Chaos“ im Forum in St. Hubert angekündigt. Seine beiden Auftritte beginnen am Montag, 10. Februar, und Dienstag, 11. Februar, jeweils ab 20 Uhr.

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