Mülhausen Übersetzungen made in Grefrath

Mülhausen. · Julie Cornillie hat sich selbstständig gemacht – in ihrem Zuhause.

 Julie Cornillie an ihrem Arbeitsplatz in ihrem Wohnhaus.

Julie Cornillie an ihrem Arbeitsplatz in ihrem Wohnhaus.

Foto: Norbert Prümen

Julie Cornillie (47) öffnet die Tür ihres Einfamilienhauses in einem Neubaugebiet im ländlichen Mülhausen. Ihr Blick aus den blauen Augen ist direkt, ihr Händedruck fest. In der großen Wohnküche sitzt Schulpraktikantin Julia und arbeitet am Computer. Vor der Terrassentür steht die dreijährige Schäferhündin Juno. Sie möchte offensichtlich gerne die Gäste begrüßen. Doch sie muss draußen bleiben. „Sie ist ein wenig zu stürmisch“, sagt Cornillie mit unverkennbar US-amerikanischem Akzent.

Bilder ihrer sechsjährigen Tochter dekorieren das Treppenhaus. Alles sieht nach einem rein privat genutzten Heim aus, doch hier ist auch der Standort eines Unternehmens, das für Kunden in ganz Deutschland arbeitet und das international vernetzt ist. Cornillie Consulting heißt das Unternehmen. Es ist spezialisiert auf Übersetzungen aus der deutschen in die englische Sprache. Der Begriff „Consulting“, also „Beratung“, weist aber bereits darauf hin, dass hier mehr als reine Übersetzungen geliefert werden. „Making Global Business Personal“ lautet der Slogan des Unternehmens. „Wir begleiten unsere Kunden zum Teil schon seit vielen Jahren, sehen die Entwicklungen und entwickeln uns selbst mit“, erklärt Cornillie: „Wir beraten unsere Kunden so, dass sie sich global präsentieren können.“

Einen Slogan etwa könne man meist nicht direkt übersetzen. „Das kann ganz schön schiefgehen“, sagt Cornillie. Und: „Wichtig ist dabei das Zielpublikum.“ Ob ein Text etwa auf dem internationalen Markt verwendet wird. „Dann benutzen wir ein klares, einfaches Englisch, das auch Kunden in Spanien oder China verstehen.“ Ein Text für den amerikanischen Markt wird dagegen schon wieder eine andere Nuancierung erhalten.

Die US-Amerikanerin
kam 1998 nach Deutschland

Vor allem mittelständische deutsche Unternehmen, Zulieferer aus der Automobilindustrie, Softwareentwickler, Rechtsanwälte und Steuerberater sind ihre Kunden. Übersetzt werden Schriftstücke aller Art, aber auch Broschüren, Handbücher, Kataloge, Businesspläne oder Websites.

Die gebürtige US-Amerikanerin mit englischen und belgischen Wurzeln kam nach ihrem Studium in Miami 1998 nach Deutschland und arbeitete zunächst bei einem IT-Unternehmen für Sicherheit und Netzwerkprodukte in Willich. Als 15-Jährige hatte sie ein halbes Jahr in Bayern gelebt und wollte seitdem unbedingt zurückkommen.

„Nach sieben Jahren hatte ich eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis und habe den Sprung in die Selbständigkeit gewagt.“ Mit Erfolg darf man sagen. Sie beschäftigt zwei Mitarbeiter, die von zu Hause aus arbeiten. Mary aus Grefrath ist für die Buchhaltung zuständig. David, ebenfalls gebürtiger Amerikaner, lebte mit seiner Familie zunächst in Bayreuth, ist aber mittlerweile wieder in den USA. Er und Cornillie leisten die Übersetzungsarbeiten und lesen gegenseitig Korrektur.

Die Branche insgesamt sei infolge der Digitalisierung stark im Umbruch. „Die Entwicklung der maschinellen Übersetzung ist rasant“, sagt Cornillie, die jedoch überzeugt ist, mit ihrem personalisierten Service eine Nische auszufüllen.

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