Joachim Straeten: Das grüne „Komplettpaket“

Joachim Straeten will im zweiten Anlauf Bürgermeister werden. Mit der WZ sprach der Grüne über seine Ziele für Kempen.

Joachim Straeten: Das grüne „Komplettpaket“
Foto: Kurt Lübke

Kempen. WZ: Herr Straeten, Sie haben als erster der Bewerber Ihre Kandidatur angekündigt. Sogar bevor Bürgermeister Volker Rübo durch seinen Verzicht auf ein Jahr Amtszeit überhaupt den Weg zur Wahl freigemacht hat. Warum waren Sie so früh dran?

Am 25. Mai wurde gewählt.

Am 25. Mai wurde gewählt.

Foto: grhi

Joachim Straeten: Weil uns als Grüne früh klar war, was wir wollen. Da muss man nicht mehr lange hinterm Berg halten. Wir wollten uns früh positionieren und den Wahlkampf vorbereiten.

Andere Fraktionen hatten die Idee, einen gemeinsamen unabhängigen Kandidaten gegen Rübo zu nominieren. Wäre das nicht eine Überlegung wert gewesen?

Straeten: Das war für uns nie ein Thema. Wenn wir grüne Ideen vertreten, dann ist es auch wichtig, dass ein eigener Kandidat dahintersteht. Und diese auch in Verantwortung umsetzt. Wir haben ein Komplettpaket für Kempen — und dafür haben wir auch einen Bürgermeister.

Warum muss Volker Rübo aus Ihrer Sicht denn überhaupt abgelöst werden?

Straeten: Herr Rübo ist ein super Verwaltungsfachmann, ein super Kämmerer. Aber so stelle ich mir das Bürgermeisteramt in Kempen nicht vor. Bei den Herausforderungen, die wir haben, muss ein Bürgermeister die Menschen mitnehmen. Ich möchte das mit den Bürgern zusammen schaffen. Ich würde mich als Bürgermeister zum Anfassen bezeichnen. Ich will mich nicht hinter den dicken Verwaltungsmauern verstecken. Im Rathaus fehlt mir derzeit die Leidenschaft für Kempen.

Welches Thema würden Sie als Bürgermeister als erstes anpacken?

Straeten: Das ist vielschichtig. Wichtig ist, dass das Thema Klimawandel und erneuerbare Energien eine Querschnittsaufgabe in der Verwaltung ist. Alle Dezernate müssen sich damit beschäftigen. Das Thema muss im Fokus stehen. Dann fehlt mir die Vernetzung zwischen Bürgermeister und Unternehmerschaft. Da fehlt ein richtiges Netzwerk, um auch Arbeits- und Ausbildungsplätze zu fördern. Und ich möchte eine Bürgermeistersprechstunde mit festem Termin.

Haben Sie weitere Ideen für Kempen?

Straeten: Natürlich. Beim bezahlbaren Wohnraum müssen wir darauf achten, dass die junge Generation berücksichtigt wird. Wir brauchen Wohnungen für Menschen, die am Anfang des Berufslebens stehen. Das muss bei künftigen Bebauungsplänen eine Rolle spielen. Junge Menschen müssen in Kempen gehalten werden. Und dann sollte Kempen auch nicht mehr viel weiter wachsen. Mit Blick auf den demografischen Wandel werden bald keine neuen Häuser mehr gebraucht. Deshalb stellen wir uns als Grüne im Kempener Westen eher einen Stadtwald vor als ein weiteres Neubaugebiet.

Machen wir mal ein Farbenspiel. In der laufenden Legislaturperiode gab es Themen, da waren CDU und Grüne einer Meinung. Können Sie sich im Rat eine dauerhafte Partnerschaft mit der CDU vorstellen?

Straeten: Punktuell gibt es sicher Gemeinsamkeiten. Aber gerade der letzte Sitzungszyklus — zum Beispiel mit den Themen Klimaschutzkonzept und Tönisberger Zeche — hat gezeigt, dass wir noch ganz weit voneinander entfernt sind. Die CDU in Kempen ist noch nicht soweit. Stand heute kann es keine Zusammenarbeit geben.

Sie sprachen die Zeche an. Ist das ein willkommenes Wahlkampfthema für die Grünen oder sehen Sie realistische Chancen für den Erhalt?

Straeten: Klar, müssen da Investitionen getätigt werden. Ich finde die Zeche aber erhaltenswert — sie ist ein Teil unserer Geschichte. Deshalb ist es mehr als ein Wahlkampfthema.

Sie treten zum zweiten Mal als Bürgermeisterkandidat an. 2009 haben Sie 13,3 Prozent geholt. Das Ergebnis wollen Sie bestimmt ausbauen.

Straeten: Ja, das stelle ich mir vor. Damals war ich völliger Newcomer. Aber durch meine Rolle als Fraktionschef seit zweieinhalb Jahren bin ich bekannter geworden. Ich denke, dass ich als grüner Ansprechpartner wahrgenommen werde. Ich habe die Hoffnung, die 13,3 Prozent auszubauen. Und bei einer guten Wahlbeteiligung kann ich vielleicht auch eine Stichwahl erreichen.

Wie sehen Sie die Chancen für Ihre Partei? 2009 waren es 12,7 Prozent, was fünf Sitzen im Rat entspricht.

Straeten: Das war ehrlicherweise ein hohes Niveau. Das kann aber ausgebaut werden, weil wir entsprechend gute Arbeit für Kempen geleistet haben. Ich kann mir vorstellen, dass wir sechs oder sieben Mandate erreichen.

Gibt es zum Schluss des Gespräches noch ein Thema, das Ihnen besonders am Herzen liegt?

Straeten: Ja, ein Thema bewegt mich sehr. Wenn ich durch Kempen fahre, erschüttert es mich, wie viele Plakate der NPD hier hängen. Als Demokraten müssen wir gegen Rassismus kämpfen. Es ist uns wichtig, das Thema nicht unter den Teppich zu kehren. Wir Grüne sprechen die Probleme offen an. Wir kämpfen offensiv gegen den Rechtsextremismus. Als Bürgermeister würde ich, wenn gewünscht, die Schirmherrschaft für das Netzwerk Buntes Kempen übernehmen.

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