Innige und zauberhafte Interpretationen

Das Aris Quartett trat in der Paterskirche auf. Die jungen Musiker begeisterten mit Haydn, Webern und Beethoven.

Innige und zauberhafte Interpretationen
Foto: Kurt Lübke

Kempen. Beim Internationalen Musikwettbewerb der ARD im Jahr 2016 räumte das Aris Quartett fünf Preise ab: den zweiten Preis in der Gruppe der Streichquartette sowie vier Sonderpreise (inklusive — als einziges Ensemble — des Publikumspreises). Dass somit am Dienstagabend in der Paterskirche durchaus hohe Erwartungen bestanden, ist nicht verwunderlich.

Anna Katharina Wildermuth und Noémi Zipperling (Violine), Caspar Vinzens (Viola) und Lukas Sieber (Violoncello) lassen auch keinerlei Zweifel an dem hohen Niveau des jungen Ensembles aufkommen. Sie beginnen mit dem Streichquartett f-Moll op. 55 Nr. 2 von Joseph Haydn. Mit dem ersten Satz Andante o più tosto allegretto bieten sie einen gefühlvollen Einstieg, indem sie das gesangliche Thema innig wie zauberhaft leicht interpretieren. Man kann sich freuen, dass Haydn es so oft wiederholt.

In seinem fein abgestimmten Zusammenspiel versteht es das Aris Quartett, im nachfolgenden Allegro viel Spannung aufzubauen, die immer wieder von filigranen Intermezzi unterbrochen wird. Leichtigkeit und Eleganz zeichnen die Interpretation aus. Jugendliche Frische und eine gewisse Verspieltheit, zum Beispiel im Presto, das die Künstler als musikalisches Nachlaufen gestalten, kommen hinzu.

Doch sie sind auch in ernsterem Milieu nicht minder souverän unterwegs. Bei Anton Weberns Fünf Sätzen für Streichquartett op. 5 können sie im Unterschied zum Werk des Altmeisters Haydn ihren Instrumenten neue Klangfarben entlocken.

Das Werk aus dem Jahr 1909 verlangt von seinen Interpreten hohes technisches Können und die Fähigkeit, der modernen Tonsprache eine das Verständnis fördernde Struktur zu geben.

Dieses schafft das Aris Quartett; es fesselt mit seinem Spiel, das von Temperamentsausbrüchen voller Kraft und Dynamik bis zu meditativen sphärischen Momenten reicht. Wenn man von facettenreichen Klangfarben sprechen möchte, dann gehört auch eine Bandbreite pastelliger Töne zu ihrem Spiel.

Revolutionär für seine Zeit war auch Ludwig van Beethovens Streichquartett cis-Moll op. 131, das den zweiten Teil des Konzerts füllt. Im Adagio ma non troppo e molto espressivo lässt das Quartett nicht nur mit der führenden Geigenstimme nicht den geringsten Zweifel aufkommen. Obwohl Beethoven fließende Übergänge zwischen den Sätzen seines Quartetts vorgibt, sind sie im Spiel des Ensembles gut zu unterscheiden. Wenn der Komponist einen Satz mit „molto cantabile“ bezeichnet, wird das sogleich deutlich.

Das Presto, fast ein Scherzo voller Virtuosität, präsentieren die Vier mit aller Leichtigkeit und großer Spielfreude. Begeisterter Applaus und Bravorufe beenden das Konzert, an einer Zugabe kommt das Aris Quartett nicht vorbei.

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