Kempen Immer mehr Menschen im Kreis Viersen sind krank

Das ist das Ergebnis einer Studie der AOK Rheinland/Hamburg, bezogen auf ihre Mitglieder im Kreis Viersen.

Kempen: Immer mehr Menschen im Kreis Viersen sind krank
Foto: Kurt Lübke

Kreis Viersen. „Bedauerlicherweise gab es einen geringfügigen Anstieg des Krankenstandes. Damit liegt der Kreis, bezogen auf das ganze Rheinland, im oberen ,Tabellendrittel’.“ So fasst Gregor Mertens, stellvertretender Leiter des Instituts für betriebliche Gesundheitsförderung, den Gesamt-Krankenstand der versicherungspflichtig Beschäftigten zusammen. Er bezieht sich dabei auf die bei der AOK versicherungspflichtig Beschäftigten im Vergleich des Jahres 2015 mit 2014. Das Institut ist eine 100-prozentige Tochter der AOK Rheinland/Hamburg. Die höheren Zahlen gelten dabei sowohl für einen Krankheitszeitraum von bis zu sechs Wochen als auch darüber. Das bedeutet für Arbeitgeber und AOK geringfügig höhere Kosten.

Der Zusatzbeitrag der AOK stieg deshalb um 0,5 Prozentpunkte auf insgesamt 16 Prozent. Grundsätzlich gilt: Je älter die Versicherten, desto länger sind sie krank. Am deutlichsten war der Anstieg bei den über 55-Jährigen (von 3,53 auf 3,96 %).

Am häufigsten erkrankten die AOK-Patienten im vergangenen Jahr an den Atemwegen, gefolgt von der Diagnosegruppe Muskel/Skelett, zu der beispielsweise Rückenbeschwerden gehören. Wie lange die Arbeitnehmer krank sind, ist völlig unterschiedlich. So konnten an den Atemwegen Erkrankte (Husten, Schnupfen, Heiserkeit) im Durchschnitt schon nach einer Woche wieder zur Arbeit gehen, während psychische Erkrankungen eine Arbeitsunfähigkeit von durchschnittlich 30 Tagen zur Folge hatten.

Erfreulich ist die Entwicklung bei den psychischen Störungen. Erstmals seit Jahren gab es dort eine leichte Entlastung: Die durchschnittliche Genesungszeit sank ebenso wie die Anzahl der Fälle. „Mögliche Gründe dafür sind, dass sich die Versorgungssituation verbessert hat und es eine schnellere und bessere Betreuung gibt“, vermutet Mertens. Bei rund der Hälfte der psychischen Erkrankungen handelt es sich um Depressionen. Zwei Drittel der Betroffenen sind Frauen.

Untersucht man den Krankenstand nach Branchen, dann ist die allgemeine öffentliche Verwaltung besonders betroffen. Dabei gehe es aber nicht um die Beamten, sagt Mertens. Vielmehr habe dies damit zu tun, dass es in den Verwaltungen besonders viele AOK-Mitglieder gebe, die harte körperliche Arbeit verrichten müssen — zum Beispiel im Baubetriebshöfen und bei Grünflächenämtern. Auch seien die psychischen Belastungen dort teilweise sehr groß. Das gelte unter anderem für die Mitarbeiter in Kindertagesstätten sowie die Betreuer der Menschen in den Alten- und Pflegeheimen.

Die AOK versucht durch Vorsorge, die Zahl der Kranken weiter zu verringern. Eine immer wichtigere Rolle spielen dabei Betriebe, die sich zunehmend um Gesundheitsförderung und -management kümmern. „Viele Arbeitgeber erkennen, wie wichtig das ist“, sagt Mertens. Die Verantwortlichen in den Unternehmen erkennen immer mehr, dass sie nur dann wirtschaftlichen Erfolg haben können, wenn sie gesunde Mitarbeiter beschäftigen, die sich dafür bei ihrer Arbeit mit Motivation und Engagement bedanken. Das Thema wird auch vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung immer aktueller. AOK-Regionaldirektor Heinz Frohn nannte die Kempener Unternehmen Lackwerke Peters und den Süßwarenhersteller Griesson-de Beukelaer sowie die Schönmackers Umweltdienste, die in der gesamten Region tätig sind.

Frohn erwähnt auch die Zusammenarbeit mit der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein, durch die weitere Unternehmen für die Gesundheitsvorsorge motiviert werden sollen.

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