Im Von-Broichhausen-Stift können nicht alle Zimmer belegt werden

Die Stiftung kämpft mit mehreren Baustellen. Zum einen mangelt es an Personal im Pflegebereich. Zum anderen wird die Quote beim Einzelzimmeranteil verfehlt. Das Ministerium kündigt Konsequenzen an.

Im Von-Broichhausen-Stift können nicht alle Zimmer belegt werden
Foto: Reimann

Kempen. In der jüngsten Sitzung des Sozialausschusses hieß es noch, dass Kempen mit Blick auf die Anzahl der Altenpflegeplätze gut aufgestellt sei (die WZ berichtete). Was das Von-Broichhausen-Stift am Heyerdrink angeht, droht allerdings kurzfristig Ungemach. Denn die Einrichtung wird den von der Landesgesetzgebung geforderten Umbau, um die Anzahl der Einbettzimmer auf einen Anteil von 80 Prozent zu erhöhen, nicht bis zum 1. August schaffen. Schließlich liegt noch nicht mal eine konkrete Planung für das Projekt vor. Landesweit will das zuständige Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales den Trägern genau auf die Finger schauen. Und somit auch der Stiftung Hospital zum Heiligen Geist als Trägerin des Kempener Stifts. Das geht aus einer Antwort aus dem Ministerium auf eine Anfrage der WZ hervor.

„Grundsätzlich gilt: Für Einrichtungen, die die am 31. Juli 2018 ablaufende 15-jährige Frist zur Umsetzung der Einzelzimmerquote von 80 Prozent nicht einhalten, bedeutet dies keine Schließung zum 1. August 2018. Und es wird auch keine pflegebedürftige Person auf die Straße gesetzt“, heißt es in der Antwort aus Düsseldorf. Aber: „Ab dem 1. August 2018 werden die für die Heimaufsicht zuständigen Behörden (in diesem Fall der Kreis Viersen) einen Wiederbelegungsstopp verhängen, bis die überzählige Zahl an Doppelzimmern nur noch mit einer Einzelbelegung genutzt und die Einzelzimmerquote dadurch sichergestellt wird.“ Das könnte im Klartext bedeuten: Wenn ein Platz in einem Doppelzimmer des Von-Broichhausen-Stiftes frei wird, darf die Kempener Stiftung bis auf weiteres den Platz nicht weiter vergeben.

Damit setzt das Ministerium um, was Minister Karl-Josef Laumann (CDU) schon Ende August in einem Interview mit der WZ angekündigt hatte: „Die Übergangszeit betrug 15 Jahre. Das ist eine lange Zeit und niemand kann mir erzählen, das sei von heute auf morgen gekommen. Da bin ich klar aufgestellt und lasse mich auch nicht erpressen. Wie soll ich denn den 80 Prozent der Heime, die schon heute entsprechend der Vorgabe umgebaut haben, erklären, dass sich die restlichen 20 Prozent nicht mehr daran halten müssen? Politik hat auch etwas mit Verlässlichkeit und Vertrauen zu tun. Im Übrigen: Die Kritiker dieser Vorgabe können sich ja mal fragen, ob sie in einem Zwei-Bett-Zimmer liegen möchten, wenn sie pflegebedürftig geworden sind.“

Jürgen Brockmeyer, Geschäftsführer der Kempener Stiftung, sieht den Druck aus Düsseldorf eher gelassen. „Da es bis zu einer endgültigen Entscheidung über die von der Stiftung zu treffenden Maßnahmen tatsächlich noch ein wenig dauern wird, stehen wir zur Thematik selbstverständlich mit der Heimaufsicht in Kontakt“, so Brockmeyer auf Anfrage der WZ.

Der sogenannte Wiederbelegungsstopp sei im Von-Broichhausen-Stift gar nicht erforderlich, ergänzt der Geschäftsführer. Das Haus stelle sein Belegungskonzept bereits „sukzessive“ um. Das hat allerdings in erster Linie mit „der allgemein wenig zufriedenstellenden Situation auf dem Personalmarkt für Pflegefachkräfte“ zu tun, wie Brockmeyer einräumt. „Wir betreuen grundsätzlich nicht mehr Bewohnerinnen und Bewohner, als es unser vertraglich vorgeschriebener Personalschlüssel zulässt. Derzeit haben wir leider nicht alle Stellen bei den Pflegefachkräften besetzt, insofern könnten wir eine vollständige Belegung nicht realisieren“, so der Geschäftsführer der Stiftung.

Einen neuen Stand gibt es bei den Umbauplänen derzeit nicht. Das hatte Brockmeyer der WZ schon Anfang der Woche bestätigt. Derzeit verfügt das Haus über 145 Pflegeplätze, wenn die Personaldecke denn ausreichend wäre. Die Einzelzimmerquote liegt bei 48 Prozent. Sollte die Stiftung an den im Juni 2017 vorgestellten Grobplanungen festhalten, soll es nach einem Umbau nur noch Einzelzimmer geben — für 141 Senioren. In einem Pressegespräch im vergangenen Sommer präsentierte die Heimleitung den Plan, dass der mittlere Bauteil zwischen den beiden Pflegehäusern Thomas und Martin abgerissen wird. Dieser Erdgeschoss-Komplex soll einem viergeschossigen Neubau weichen, der sich dann zwischen die bestehenden Gebäude einfügen wird. Ferner sollen die Häuser Thomas und Martin kernsaniert werden.

Wenn es beim Ideenstand von Juni 2017 bleibt, soll zunächst der mittlere Teil am Heyerdrink abgerissen werden. Dann folgt der Neubau. Danach geht es zunächst an die Kernsanierung des Martin-Hauses, zum Schluss folgt der Thomas-Komplex. So sei der Umbau im laufenden Betrieb zu koordinieren.

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