„Holiday on Ice“ verbaut 18 Tonnen Technik

Die Uhr tickt in Grefrath. Bis zur Premiere wird am Aufbau der eisigen Showbühne gefeilt, werden Sound und Licht eingestellt. Die Stars in „Time“ haben feste Probenzeiten.

„Holiday on Ice“ verbaut 18 Tonnen Technik
Foto: Kurt Lübke

Grefrath. In der Eishalle herrscht Helmpflicht. Ohne Arbeitshandschuhe darf auch niemand auf die Eisfläche. Und Spezialschuhe sind vorgeschrieben. Sie haben Stahlkappen, aber keine Kufen. Denn ins Schlittern und Rutschen kommen sollte auf dem glatten Parkett möglichst nichts und niemand.

Grefrath baut auf. „Holiday on Ice“ steht nicht mehr nur vor der Tür. Die Crew ist längst da. Die für Bühnenaufbau, für Licht und Ton und die für die schönen Bilder auf dem Eis — ohne Helm, mit Kufen.

Peter Koschmieders Funkgerät knarzt. Ein Mitarbeiter fragt auf Englisch nach Holzplanken. „Er findet sie nicht. Geh’ du doch mal gucken“, bittet der Produktionsleiter aus Nürnberg den zuständigen Kollegen vor Ort, Roland Lenzen, in Grefrath verantwortlich für die Veranstaltungstechnik.

Kleine Fragen, kurze Wege, kaum Zeit — in Grefrath tickt die Uhr, bis „Time“ aufs Eis kommt — die neue Show, die Weltpremiere der Produktion im Grefrather Eissport und Eventpark.

Sonntagabend hat Peter Koschmieder (43) sein Zimmer im Grefrather Hof bezogen. Seitdem hat der gelernte Industriekaufmann, der seit 21 Jahren für Holiday arbeitet, wenig Freizeit gehabt.

30 Stunden Aufbau mit seiner angestammten 17-Leute- Crew und den für die Premieren-Installation eingekauften 50 Kräften fordern ihn. „Langweilig wird’s hier nicht.“ Der Produktionsleiter ist zum zwölften Mal in Grefrath.

Seit ein paar Jahren setzt er in der beschaulichen niederrheinischen Gemeinde erstmalig den kompletten Aufbau der neuen Show zusammen, die zuvor im niederländischen Utrecht entwickelt und in Teilen umgesetzt worden ist.

Mehrere Kilometer Kabel werden verlegt, ein Geflecht an Aluminium-Traversen zusammengebaut, mit Motoren unter die Decke gefahren und dort an speziellen Haltepunkten befestigt. 18 Tonnen Gewicht, um Scheinwerfer, Lautsprecher, die 18-Meter-Leinwand, Seile, Haken und Ösen zu fixieren, die die Show auf und über dem Eis ins richtige Licht und den besten Ton setzt.

Sobald Koschmieder die Aufbaupläne fertig hat und an Lenzen schickt, prüft der noch einmal akribisch die Statik. Beim Aufbau messen Waagen die Belastung der 50 Haltepunkte im Bereich der Deckenkonstruktion. Die Technik bedeckt am zweiten Aufbautag noch den gesamten Hallenboden samt Eisfläche — in Quadrate unterteilt. Die Arbeiter steigen über die Traversen und in kramen in Containerkisten. Bald wird die Technik acht Meter über den Kufen hängen.

„Rigg fährt“ ist das Kommando für den Dienstagabend, an dem zum ersten Mal die Technik in die Höhe fährt und der Eismaschine Platz macht, die den Untergrund für die Eislaufstars vorbereiten muss.

Am Dienstag trainierten sie noch in Utrecht, seit Mittwoch laufen sie über das Grefrather Eis. Wer wann in die Halle darf, ist seit Montagmorgen bis zum Premierentag (24. November) minutengenau getaktet.

Am Tag der ersten Vorstellung wird Koschmieders Platz in seinem Büro sein — dann sollte Grefrath laufen. Rostock, die zweite Station der Showtour, schiebt sich dann bereits in den Blick. Es sei denn, die Routine einer Weltpremiere wird trotz aller Erfahrung gestört. „Weißt du noch“, sagt Roland Lenzen, „als wir vor Jahren eineinhalb Stunden vor der Show einen Stromausfall hatten?“ Dann heißt es: Ruhe bewahren, aber keine Zeit verlieren, Erfahrung bündeln, Helm auf und Problem beheben. „Time out“ ist in Grefrath nicht vorgesehen.

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