Hochleistungssport an der Flöte

„Aus dem letzten Loch pfeifen“ — darum geht es heute in der WZ-Serie „Unsere Sommerlöcher“.

Hochleistungssport an der Flöte
Foto: Tina Hirop

Kempen. Dem einen geht nach dem Ironman-Wettkampf auf Hawaii die Puste aus, dem anderen vielleicht schon, wenn er übers Treppenhaus im zweiten Stock angekommen ist. Beide pfeifen dann aus oder auch auf dem letzten Loch. Doch woher kommt diese Redensart, die besagt, dass jemand kaum noch Atem hat?

Inspiriert für den Spruch hat anscheinend die Blockflöte, deren oberstes Loch einen pfeifenden Ton von sich gibt, vor allem, wenn dieser nicht richtig getroffen wird. Interpretiert wird dies unter anderem so: Nach oben geht kein Ton mehr und der letzte Atemzug eines Menschen kann ähnlich klingen. So viel zur Redewendung, die uns in dieser Folge zum Thema „Sommerloch“ zu einer besonderen Art der Blockflöte führt, der Querflöte, deren Löcher nicht mit den Fingern bedeckt, sondern mit Klappen geschlossen werden.

Zügig waren weitere Mitstreiterinnen gefunden, so dass die Gruppe aus elf Musikerinnen besteht. „Alle zwei Jahre geben wir ein Konzert in Kempen“, sagt Landmann. Die Ausnahme von der Regel war der Auftritt anlässlich des Geburtstages von Kempen Klassik im Mai. Ihr Mann Peter hatte vor 20 Jahren den Verein mit gegründet und ist heute dessen künstlerischer Leiter. Regulär spielen die elf Damen wieder im nächsten Jahr und feiern dabei ihren zehnten Geburtstag. Landmann: „Das Konzert wird im Herbst sein. Details müssen noch ausgearbeitet werden.“

Zurück zum Werkzeug der Flötistinnen. Die Querflöte gibt es in verschiedenen Größen von der kleinsten, Piccolo- über Alt-, Bass- bis hin zur Kontrabassflöte, die jeweils tiefere Töne als die vorher genannte hervorbringen können.

Wie viele Löcher hat denn so eine Querflöte? Da musste Landmann zunächst passen: „Die habe ich noch nie gezählt.“ Was sie für die WZ flugs nachgeholt hat. Hier ihre Antwort: „Es gibt 17 Löcher, die durch Klappen verschlossen werden müssen. Da auch Flötisten nicht mehr als zehn Finger haben, geschieht dies zum Teil dadurch, dass sich zwei Klappen auf einmal schließen oder durch insgesamt elf verschiedene Hebel. Der rechte kleine Finger ist zum Beispiel für fünf verschiedene Hebel zuständig.“ Da muss man beziehungsweise Frau ganz schön fingerfertig sein.

Wer jetzt denkt, dass es mehr Löcher gibt je größer die Querflöte ist, der liegt laut Landmann falsch. Jedes der Instrumente hat die gleiche Anzahl, nur die Löcher sind größer. Und wie groß? Das hat die Musikerin noch nicht nachgemessen. Doch sie schätzt, dass je nach Länge des Instruments die Löcher beispielsweise einer Bassflöte Tischtennisball groß sein können. Bei der Kontrabassflöte sogar noch größer.

„Querflöte spielen ist Hochleistungssport“, weiß Bettina Landmann. Und damit dem Musiker nicht die Puste ausgeht, wird viel trainiert: Kondition, Kraft, Atmung und Beweglichkeit. „Wenn man in einem Orchester spielt, muss man über drei bis vier Stunden mit hoher Präzision den Ton halten.“

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