Grefrath Helfer in der Ausnahmesituation

Der 36-jährige Christian Kleinings übt den eher ungewöhnlichen Beruf des Bestatters aus. Er freut sich über viel Dankbarkeit.

Grefrath: Helfer in der Ausnahmesituation
Foto: Friedhelm Reimann

Grefrath. Auf die Frage, was Christian Kleinings an seinem Beruf besonders gut gefällt, muss er nicht lange nach einer Antwort suchen: „Ich kann Menschen helfen und erfahre dafür oft viel Dankbarkeit.“ Der 36-Jährige ist allerdings nicht im Medizin- oder Pflegebereich tätig, sondern als Bestatter. Und als solcher hat der Mitarbeiter des Grefrather Unternehmens Camps jüngst seinem Meisterbrief bekommen.

„Das ist in diesem Bereich äußerst selten“, sagt Kleinings’ Chef Andreas Camps, der nach eigenen Angaben selbst keinen Meister gemacht hat. „Alle im Unternehmen sind sehr stolz, dass Christian das neben der täglichen Arbeit geschafft hat.“ Stolz ist der Bestatter-Meister selbst auch, dennoch geht er im Gespräch zurückhaltend mit so viel Lob um. Er bekräftigt, dass der Umgang mit den und die Hilfe für die Angehörigen der wichtigste Aspekt in seinem Job ist. „Die Menschen kommen in einer hilflosen Situation zu uns. Wir sehen uns als Dienstleister, der den Angehörigen so viele Aufgaben wie möglich abnehmen will“, sagen Camps und Kleinings unisono.

Diese Dienstleistung hat sich in den vergangenen Jahren sehr verändert. „Die Angebotspalette ist unheimlich vielfältig geworden. Die Bestattungskultur hat sich weitreichend verändert“, sagt Camps, der aus diesem Grund eigens die alte Grefrather Friedhofskapelle in ein modernes Kolumbarium mit Platz für Urnen umgebaut hat. „Alles ist individueller und spezieller geworden“, so Kleinings. Das beginne bei der Frage, ob es eine „eher klassische“ Bestattung im Sarg sein soll oder eben eine Urne. Ferner sei es den Angehörigen wichtig, wie zum Beispiel die Zeremonie abläuft — alles abgestimmt auf das Leben und möglicherweise den Willen des Verstorbenen.

Sich im Sinne der Angehörigen um möglichst viele Aspekte zu kümmern und diese zusammenzufügen, bereitet Christian Kleinings trotz des ernsten Themas „viel Freude“. Individuelle Trauerkarten aus der hauseigenen Camps-Druckerei, Zeitungsanzeigen, die Musik bei der Trauerfeier — das sei nur ein kleiner Teil der Dinge, die das Unternehmen für und mit den Angehörigen klärt.

„Bei allem muss ich mir immer bewusst sein, dass sich die Menschen, die zu uns kommen in einer Ausnahmesituation befinden“, sagt der 36-jährige Hinsbecker. Diese können unterschiedlicher Ausprägung sein. „Ohne Zweifel ist der Tod von Kindern eine ganz spezielle Situation — auch für mich selbst“, sagt Kleinings. Gleiches gelte zum Beispiel für die Opfer von Verkehrsunfällen. „Das ist schlimm, das geht einem nah und das nimmt man dann auch schon mal mit nach Hause.“ Gespräche mit Freunden, Familie und Kollegen helfen Kleinings dabei, das zu verarbeiten. Und manchmal auch noch sein langjähriges Hobby Fußball. Dann ist er „Kleini“ auf dem Sportplatz von Rhenania Hinsbeck.

Zum Beruf des Bestatters kam Christian Kleinings über seinen Chef Andreas Camps. „Ich habe hier zunächst eine Ausbildung zum Tischler gemacht, später auch als Schreiner gearbeitet. Und dann bin ich hin und wieder mal mit den Bestattern mitgefahren“, so Kleinings. Er und sein Chef hätten dann festgestellt, „dass es passt“. Und nach und nach sei er dann aus der Schreinerei Camps ins Bestattungshaus gewechselt. „Ich bin sehr froh, dass das so gelaufen ist“, sagt der frischgebackene Meister. Dankbar sei er auch Wolfgang Kox, dessen Hinsbecker Bestattungsunternehmen vor einigen Jahren unter dem Camps-Dach integriert worden ist: „Von ihm habe ich viel gelernt“, sagt Kleinings über den Kollegen.

Kurz nach diesem Satz im Gespräch mit dem Redakteur erfährt Kleinings dann vor dem Bestattungshaus an der Schaphauser Straße einen Dank von Menschen, die gerade ihren Angehörigen zu Grabe getragen haben. „Danke für alles. Sie haben das sehr schön gemacht“, sagt eine Frau zum Bestattermeister. Kleinings lächelt, er hat geholfen.

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