Seit 35 Jahren am Hospital zum Heiligen Geist in Kempen Seit 35 Jahren hören die Grünen Damen in Kempen zu

Kempen · Sie wissen nie, was beim nächsten Patienten auf sie zukommt: Seit 35 Jahren gibt es am Hospital zum Heiligen Geist in Kempen die „Grünen Damen“. Sie betreuen Patienten, auch das Schweigen mit Schwerkranken gehört dazu.

 Die aktiven Grünen Damen des Krankenhauses: Ute Schmitz, Ulrike Göttlich, Ruth Wagemann, Ulrike Ellinghaus, Agnes Schubert und Claudia Kandels.

Die aktiven Grünen Damen des Krankenhauses: Ute Schmitz, Ulrike Göttlich, Ruth Wagemann, Ulrike Ellinghaus, Agnes Schubert und Claudia Kandels.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

Zuhören können – das sei das Wichtigste, sagen Claudia Kandels und Ulrike Göttlich. Sie sind „Grüne Damen“ am Hospital zum Heiligen Geist in Kempen. Ihr Erkennungsmerkmal ist der lindgrüne Kittel, den sie bei ihrem Einsatz immer tragen. Die Damen – es dürfen übrigens auch Herren sein – besuchen ehrenamtlich Patienten und schenken Zeit. Zeit, die im hektischen Krankenhausalltag oft fehlt. Zeit für ein Gespräch, für eine Geste menschlichen Miteinanders.

In diesem Monat gibt es die Gruppierung seit 35 Jahren in Kempen. Dies wird Ende November im Rahmen eines Empfangs mit allen Aktiven und Ehemaligen in der Krankenhauskantine gefeiert werden. Die Geschichte der Grünen Damen in Kempen begann im Jahre 1986.

Claudia Kandels ist
von Anfang an dabei

Gruppenleiterin Claudia Kandels ist von Anfang an dabei. Sie war damals gerade nach Kempen gezogen, hatte viele Jahre mit ihrer Familie in Entwicklungsländern gelebt und suchte nach einer neuen Aufgabe. „Mit der tatkräftigen Unterstützung von Schwester Oberin Ernestine konnten Frau Kessler, Frau Sylvester und Frau Köppel eine Gruppe von zehn Damen dafür begeistern, den Fürsorge-Dienst im Kempener Krankenhaus aufzunehmen“, erinnert sie sich.

Damals gehörten die Grünen Damen noch der Ökumenischen Krankenhaushilfe (ÖKH) an, seit drei Jahren sind sie Mitglied im Verein Evangelische Krankenhaushilfe Berlin. Elf Frauen machen aktuell bei den Grünen Damen in Kempen mit. Die jüngste ist 59 Jahre alt. Die Altershöchstgrenze liegt bei 80 Jahren. Seit einigen Jahren gehört auch die Kempenerin Ulrike Göttlich dazu. Sie war 2017 selbst erkrankt und lag längere Zeit als Patientin im Kempener Krankenhaus. „Ich habe mich immer richtig auf den Besuch der Grünen Damen gefreut“, sagt sie. Und dass sie damals die Idee hatte, nach ihrer Genesung dort mitzumachen. Bereut hat sie ihre Entscheidung bis heute nicht. Einmal in der Woche hat sie an einem Vormittag für rund drei Stunden Dienst.

Die Damen sind festen Abteilungen zugeordnet. Durch die mittlerweile sehr kurzen Verweilzeiten im Krankenhaus wechseln die Patienten schnell. „Das ist jedes Mal ein Abenteuer. Ich habe ja keine Ahnung, wer mich hinter der Tür erwartet“, sagt Ulrike Göttlich. Sie klopfe an und trete mit einem fröhlichen „Ich habe die Lizenz zum Quatschen“ ins Zimmer, erzählt sie. Jeder habe seine individuelle Art, auf die Menschen zuzugehen, sagt Claudia Kandels. Wenn die Patienten kein Gespräch wünschten, sei das selbstverständlich in Ordnung und werde sofort akzeptiert. „Das nehmen wir nicht persönlich“, sagt sie. Und manchmal zählen auch nicht die Worte, sondern die kleinen Gesten. Etwa wenn man einem schwerkranken Patienten nur die Hand hält. „Einfach mit jemanden ausharren“, so beschreibt sie es.

Manche Schicksale sind auch für die grünen Damen belastend

Oft ist es nur ein alltägliches Plaudern, doch manchmal geht es in Grenzsituationen: eine schwierige OP, eine negative Diagnose, Schicksalsschläge aller Couleur. Das ist dann auch belastend für die ehrenamtlichen Helferinnen. Da hilft dann das gute Team. „Ich kann immer bei Claudia anrufen“, sagt Ulrike Göttlich, die sich im ganzen Team gut aufgehoben weiß.

Einmal im Monat findet ein Teamtreffen statt, einmal im Jahr eine Fortbildung. „Die Teilnahme daran ist sehr wichtig und verpflichtend“, betont Claudia Kandels. Denn ohne die Fürsorge für die eigene Person, kann auch die für andere kaum gelingen. „Optimal ist es, wenn jemand mit sich selbst im Reinen ist“, findet sie. Denn die eigene Person muss im Gespräch zurückstehen, der Patient und seine individuellen Bedürfnisse stehen absolut im Mittelpunkt. „Ungefragt Ratschläge geben, das geht gar nicht“, betont sie. Trotzdem sei die Arbeit ein ständiges Geben und Nehmen: „Ich habe unendlich viel Schönes und berührende Momente erlebt.“

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