Große Defizite beim Rettungsdienst im Kreis Viersen
Ein Gutachten besagt, dass die Rettungsdienste im Kreis Viersen zu lange brauchen, bis sie am Einsatzort sind. Die Kreisverwaltung schlägt nun erhebliche Veränderungen vor, mit weitreichenden Folgen für die Kommunen.
Kempen/Kreis Viersen. „Deutlich“ und „massiv“ — mit diesen Begriffen beschrieb Thomas Heil am Mittwoch die Defizite und Probleme des Rettungsdienstes im Kreis Viersen. Gemeinsam mit Landrat Andreas Coenen und Gutachter Holger Behrendt präsentierte der Ordnungsdezernent des Kreises die Ergebnisse einer Analyse des Rettungsdienstes in den neun kreisangehörigen Kommunen. Mit zum Teil schlechten Ergebnissen — und weitreichenden Folgen.
Ganz oben auf der Problemliste steht, dass im Kreis Viersen teilweise die Hilfsfrist von acht Minuten in städtischen Lagen nicht eingehalten wird. Als „städtisch“ werden im Kreisgebiet Alt-Willich, Kempen, St. Tönis, Viersen und Dülken angesehen. Innerhalb dieser Bereiche muss ein Rettungswagen acht Minuten nach der Alarmierung am Einsatzort sein. Die Gesetzgebung sieht vor, dass diese Frist in 90 Prozent der Fälle eingehalten wird. Der Kreis Viersen als Träger des Rettungsdienstes erreicht laut Gutachten nur 82,3 Prozent. Am massivsten seien die Probleme in St. Tönis und Dülken. „Das ist eine Sache, die so nicht geht“, sagte Heil. Dort müsse die Behörde als verantwortlicher Träger des Rettungsdienstes nun einschreiten.
Die übrigen Teile des Kreisgebietes — zum Beispiel Grefrath, St. Hubert und Nettetal — gelten als „ländlich“. Dort werde die vorgeschriebene Zwölf-Minuten-Frist immer erreicht.
Zur Ursache für die Verzögerungen in den Acht-Minuten-Bereichen stellt das Gutachten vor allem fest, dass acht Rettungswachen-Standorte fünf Bereiche versorgen. „Da sieht man schnell, dass etwas nicht stimmen kann“, so Heil. Deshalb empfiehlt das Gutachten der Bonner Firma Forplan, die Gemeindegrenzen im Bereich des Rettungsdienstes aufzulösen. „Wir empfehlen nun eine Abgrenzung nach schnellster Erreichbarkeit“, so Holger Behrendt.
Womit wir bei den weitreichenden Folgen für die Kommunen wären. Denn das neue Soll-Konzept, das Thomas Heil am Mittwoch auch den Dezernenten der Kommunen und der Kreispolitik vorstellte, sieht vor, dass sich künftig sieben Rettungswachen um sieben Bereiche des Kreises Viersen kümmern. Im Klartext soll die erst im vergangenen Jahr eröffnete — und somit neue — Wache in Willich-Anrath wieder aufgeben werden. Zugunsten einer neuen Rettungswache in Vorst. Von dort aus seien künftig St. Tönis, Vorst, Anrath und Oedt binnen acht Minuten erreichbar.