Jazz-Workshop am Kempener Gymnasium LvD-Jazzer finden richtigen Schwung

Kempen · Ein Workshop vor dem Jazzkonzert brachte Schülerinnen und Schülern vor dem Konzert richtig in Schwung.

 Höchste Konzentration beim Workshop: Alle Bandmitglieder wollen ihr Spiel stetig verbessern. Und das war mit Erfolg gekrönt.

Höchste Konzentration beim Workshop: Alle Bandmitglieder wollen ihr Spiel stetig verbessern. Und das war mit Erfolg gekrönt.

Foto: Uli Rentzsch

(ure) „Ihr müsst die Eins mitdenken. Und spielt entspannt, nicht mit so viel Kraft.“ Lars Schuster gibt Tipps, die auf offene Ohren stoßen. Kurz vor dem Konzert am vergangenen Freitag nehmen zwei der insgesamt neun Big Bands des Luise-van Duesberg-Gymnasiums (LvD) in Kempen an einem Workshop teil: Die „United Horns“ und die „Dicke Lippe“. Dabei stehen sie im Austausch mit dem Jugendjazzorchester in Nordrhein-Westfalen (JJO). Einige JJO-Musiker haben sich schon am Nachmittag in Kempen eingefunden. Und vor allem: Geleitet werden die beiden Workshops von Lars Schuster, Mitglied des JJO und Student im Fach Posaune in Köln, und von Stephan Schulze, Mitglied im Leitungsteam des JJO.

„Wir drehen hier nichts komplett auf links“, sagt Schulze nach dem Workshop mit den „Dicken Lippen“. Denn die mitunter jahrelange Vorarbeit habe Markus Türk geleistet. Der Berufsmusiker aus Grefrath gibt am LvD Musikunterricht und kümmert sich vor allem um die Big Bands. Von denen gibt es derzeit neun am Gymnasium – angefangen mit den Mini-Big-Bands der Jahrgangsstufen fünf und sechs und dann weiter aufsteigend bis hin zu den Abiturienten. Die Instrumente können gegen eine geringe Leihgebühr zur Verfügung gestellt werden. Schulleiter Benedikt Waerder ist sichtlich angetan von den musikalischen Interessen seiner Schülerschaft: „Wir nutzen die Freiheiten im außerunterrichtlichen Bereich, um unserer Schule ein Profil zu geben.“ Am LvD seien der naturwissenschaftliche und eben der musikalische Bereich ausgearbeitet worden: „Wenn Lehrkräfte sich engagieren wollen, den Schülerinnen und Schülern ein Lernerlebnis zu vermitteln, dann unterstützen wir das.“ Nicht zu vergessen sei der Förderverein der Schule, der sich neben anderem um die Instrumente kümmert. Zurück in die Aula: Lars Schuster lässt der Band beim ersten Stück freien Lauf. Nachdem „Birdland“ verklungen ist, werden detailliert und umfangreich Korrekturen vorgenommen: Saxofon, Posaune, Querflöten, Gitarren – alles wird in harmonische Stimmung gesetzt.

Detailarbeit ist kein Problem
für die United Horns

Auch das Tempo wird angesprochen. Mit Erfolg. „Vertraut nicht nur Euren Stimmgeräten“, sagt er, „Ihr müsst aufeinander hören.“ Auch Schlagzeuger Ilyas bekommt Tipps: „Spiele an dieser Stelle Rimshots.“ Der Schlagstock trifft hier nur die Kante der Snaretrommel. Dann zählt der Bandleader wieder an – one, two, one, two, three, four. Und die United Horns haben verstanden. Sie grooven, was das Zeug hält. Lars Schuster wird sie später loben: „Sehr homogen, die Band ist auf einem guten Weg.“ Auch Detailarbeit ist kein Problem für die United Horns. „Wir beginnen vier Takte vor der 71“, und alle wissen genau, wann sie einsetzen sollen.

Richtig in die Tiefe der Songs geht auch Stephan Schulze, der mit den „Dicken Lippen“ probt. „Ain’t No Mountain High Enough“ – ein wunderschöner Soul-Klassiker, der im Refrain dynamisch aus den Fesseln springt, gelingt bis zum letzten Takt. Vorher schon hatte die junge Pianistin intensive Aufmerksamkeit erfahren. Sie spielt einen typischen Count-Basie-Schluss, drei Akkorde, die sich anhören wie das Ende der Sportstudio-Erkennungsmeldodie. Schulze gibt dazu auch den geschichtlichen Hintergrund, nennt Namen wie eben Count Basie und Duke Ellington, erklärt kurz den Werdegang dieser bedeutenden Jazz-Musiker, die den Weg von bloßer Begleitmusik bis hin zu echten Jazz-Konzerten ebneten. Schon wird umgeblättert: „I Heard It Through the Grapevine“. Schulze erzählt die Story hinter dem Song, aber gesungen wird hier nicht.

Markus Türk, der die Bands am LvD leitet, spielt beim Workshop den Bass. Er hatte zusammen mit Fachleiter Stefan Lindner das Konzept der Mini-Big-Bands entworfen. „Inzwischen lernen vier Eingangsbands in der fünften Jahrgangsstufe am Instrument“, sagt Türk.

Aber schon muss er wieder an seinen Platz: zweiter Teil des Workshops, dann eine kurze Pause, dann der Soundcheck und schließlich das Konzert – mit den „Dicken Lippen“, den „United Horns“ und dem JJO.

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