Mensch & Stadt Grefrather saßen auf der Aida fest

Grefrath. · Birgit und Jürgen Claßen durften wegen eines Corona-Verdachts ihr Kreuzfahrtschiff nicht verlassen – Zeit für Homeoffice.

 In Kapstadt wurde der Check-in für den Rückflug nach München auf das Rollfeld verlegt.

In Kapstadt wurde der Check-in für den Rückflug nach München auf das Rollfeld verlegt.

Foto: Claßen

Als Jürgen und Birgit Claßen in der Nacht zum Dienstag, 24. März, in ihr Haus in Grefrath zurückkehrten, war die Erleichterung groß. Am 2. März waren sie von Düsseldorf nach Südafrika geflogen und traten am nächsten Tag von der Hauptstadt Kapstadt aus ihre Traumreise mit dem Kreuzfahrtschiff Aida Mira an. Doch aus der geplanten Rückreise wurde 14 Tage später nichts. Als das Schiff wieder im Hafen von Kapstadt anlegte, durften die 1400 Passagiere wegen Corona nicht von Bord, weil sich auf dem Schiff sechs Personen mit Verdacht auf den Sars-CoV-2-Virus befanden und getestet werden mussten. „Der Kapitän sagte dann durch, dass es 24 bis 48 Stunden dauern wird, bis feststeht, ob die Personen vom Virus erwischt wurden. Daher war unser Rückflug natürlich weg. Den musste ich dann stornieren“, berichtet Claßen.

Tatsächlich dauerte es dann auch zwei Tage, bis die Testergebnisse vorlagen, die negativ waren: „Da war an Bord die Erleichterung groß. Bei infizierten Personen hätten wir wahrscheinlich zwei Wochen auf dem Schiff bleiben müssen und unsere Kabine nur selten verlassen dürfen. Aber trotzdem bekamen wir in Kapstadt keine Einreisegenehmigung, weil wir aus Namibia kamen.“ Das Schiff wurde stark bewacht. „Eine ältere Frau hat sich an Bord bei einem Sturz einen Oberschenkel gebrochen. Sie wurde ins Krankenhaus gebracht, ihr Mann durfte aber nicht mit“, erzählt der Grefrather.

Der Rückflug ging über
eine umständliche Route

 Vor dem Corona-Verdacht herrschte Urlaubsstimmung: Jürgen Claßen radelt durch Durban.

Vor dem Corona-Verdacht herrschte Urlaubsstimmung: Jürgen Claßen radelt durch Durban.

Foto: Claßen

Erst am Freitag kam dann die Information, dass die 1400 Deutschen und Österreicher an Bord mit vier Flugzeugen nach Hause geflogen werden: „Die erste Maschine flog dann am Samstag, zwei am Sonntag und eine am Montag, mit der wie dann nach Hause durften. Wer wann fliegen durfte, war Zufall. Wir wären gerne mit einer der beiden Maschinen, die nach Frankfurt gingen, mitgeflogen. So aber mussten wir erst nach München und dann weiter mit dem Zug nach Frankfurt. Dort hat uns unser Sohn Timo abgeholt.“

Den Zwangsaufenthalt auf der Aida nutzte Claßen, kaufmännischer Angestellter einer Immobilienfirma in Düsseldorf, zum Homeoffice: „Zum Glück war die Internetverbindung gut, weil das Schiff im Hafen glücklicherweise genau vor dem Abfertigungsterminal festgemacht hatte und so die WLAN-Verbindung möglich war. Allerdings gab es nicht immer Internet, weil einmal der Blitz eingeschlagen hatte.“ Probleme mit dem Arbeitgeber, für den auch Birgit Claßen halbtags arbeitet, gab es nicht: „Ich arbeite schon 37 Jahre dort und konnte ja auch vom Schiff aus arbeiten.“

 Mitarbeiter des Kreuzfahrtschiffs trugen Schutzkleidung beim Verladen des Gepäcks der Passagiere.

Mitarbeiter des Kreuzfahrtschiffs trugen Schutzkleidung beim Verladen des Gepäcks der Passagiere.

Foto: Claßen

Da die Corona-Tests negativ waren, durften sich die Claßens auf dem Schiff weiter frei bewegen. „Die komplette Crew war sehr nett und der Service prima. Auch wenn das etwas aufs Gemüt ging, weil man nicht vom Schiff konnte und nicht wusste, wann es zurück geht, fühlten wir uns insgesamt noch wohl, wenn man bedenkt, was auf anderen Kreuzfahrtschiffen wegen Corona los war. Es gab hauptsächlich Ältere, die nicht so gut mit der Situation umgehen konnten und nervös waren. Wir haben ein nettes Paar aus Amern kennengelernt. Der Mann ist wie ich Fan von Borussia Mönchengladbach“, berichtet der 59-Jährige, der in der hiesigen Fußballszene als langjähriger Obmann des Bezirksligisten SSV Grefrath bekannt ist.

Vor ihrer Abreise nach Kapstadt hatten das Ehepaar natürlich von dem Coronavirus erfahren und sich auch so ihre Gedanken gemacht. „Aber zu diesem Zeitpunkt waren die weltweiten Auswirkungen hierzulande nicht abzusehen. Es gab auch vom Veranstalter keine Hinweise“, sagt Claßen. Nur sein Schwiegersohn hatte schon eine Vorahnung: „Der hat uns am Abend vor der Abreise noch jedem einen Mundschutz vorbeigebracht. Den haben wird aber erst benutzt, als wir mit den Flugzeug in München gelandet sind.“ Auch wenn die Traumreise am Ende zu einem Zwangsurlaub wurde, überwogen beim Ehepaar am Ende die tollen Eindrücke von ihre ersten langen Kreuzfahrt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort