Grefrath: Anlieger fürchten Erweiterung

Die Gemeinde Grefrath hat die alte Bahntrasse gekauft und an Firmen verpachtet. Ist nun bald kein Platz mehr für Schrebergärten?

Grefrath. Die Anlieger der Straße "Am Nordkanal" sind besorgt- und verärgert. Der Grund ist die stillgelegte Bahntrasse hinter ihren Häusern.

Denn die Gemeinde hat die Parzelle nicht nur von der Deutschen Bahn gekauft, sondern das Stück zwischen Lobbericher Straße und Auf dem Feldchen inzwischen auch verpachtet - und zwar an Firmen, die seit Jahren nach Expansionsmöglichkeiten suchen. Und genau davor haben die Anwohner Angst.

Als auf der Bahnstrecke zwischen Kaldenkirchen und Grefrath, die bis 1983 auch bis nach Kempen führte, noch Züge unterwegs waren, haben die Anwohner den Bereich zwischen ihren Grundstücken und dem Gleisstrang als Schrebergarten genutzt.

"Meine Großmutter hat da Gemüse angebaut und einen Komposthaufen angelegt", sagt Frank Markus. Und das sei auch bei den Nachbarn so gewesen. Schriftlich fixiert wurde diese Nutzung nicht, aber es habe über Jahrzehnte eine Absprache mit der Bahn gegeben.

Doch im vergangenen Jahr hat der Grefrather Amtsschimmel gewiehert - um sich mit der Ende 2008 gekauften Bahntrasse auf rechtlich sicheres Terrain zu begeben: Die Parzellen wurden Firmen angeboten, deren Grundstücke an das mit Gestrüpp und Unkraut zugewucherte Areal grenzen. In diesen Tagen wurden die meisten Pachtverträge unterschrieben; Laufzeit: ein Jahr.

Darin ist genau festgelegt, was die Pächter dürfen- nämlich fast nichts. Sie dürfen die Ex-Bahntrasse lediglich gärtnerisch nutzen. Zur Erweiterung des Firmen-Areals dürfen die Parzellen nicht genutzt werden.

Denn die Bahntrasse soll eine Pufferzone zwischen Gewerbegebiet und Wohnbebauung sein. "Genau das war das Ziel meines Vorgängers - da habe ich Verständnis für", sagt Bürgermeister Manfred Lommetz über die Verträge, die unter Herbert Kättner eingestielt wurden.

Doch Lommetz stößt etwas anderes auf: "Ich hätte mit den Anliegern gesprochen und ihnen die Parzellen zur Pacht angeboten."

Das wäre auch im Sinne von Frank Markus (42) und seinen Mitstreitern gewesen: "Klar haben wir Interesse zu pachten." Denn: "Wir haben Angst davor, dass die Firmen näher an unsere Häuser und Gärten heranrücken.

Dann befürchten wir einen Wertverlust unserer Immobilien", sagt der Immobilien-Ökonom. Außerdem ärgert ihn, dass der Platz für den Schrebergarten hinterm Haus wegfällt.

Nun suchen die Anlieger das Gespräch. "Wir möchten uns mit den Gewerbetreibenden und den Verantwortlichen in der Gemeinde an einen Tisch setzen. Denn wir wollen eine einvernehmliche Lösung für die weitere Nutzung", sagt Frank Markus. Damit es auch in Zukunft Platz für Komposthaufen und Schrebergarten gibt...

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