Niers-Geflüster Grefrath: 900 Kilometer im Gleitflug

Grefrath · Im Niers-Geflüster geht es um einen Flug-Rekord, ein Textildenkmal und eine Ausstellung zum Thema Kirmes.

 Ein Blick aus dem Flugzeug von Rekordflieger Max Milstrey.

Ein Blick aus dem Flugzeug von Rekordflieger Max Milstrey.

Foto: Max Milstrey

Thermik und Aufwinde sind wichtige Voraussetzungen, damit Segelflugzeuge in der Luft bleiben. Wenn man also plant, einen längeren Flug zu unternehmen, lohnt sich ein Blick auf die Flugwetterkarte. Und der bestätigte Max Milstrey (26), dass der 4. August ein prima Tag sein würde, um einen Langstreckenflug zu absolvieren. „Max konnte die weiteste, je vom Niershorst geflogene Strecke mit einem Segelflugzeug fliegen: 900 Kilometer von Grefrath motorlos“, ist Heiko Meertz vom FPG Grenzland begeistert. Um 11 Uhr sei der Süchtelner Milstrey von Grefrath aus gestartet. Zunächst in Richtung Eifel.  In Daun sei aufgrund des Wetters eine Wendung gen Norden notwendig geworden. Es ging an Grefrath und Weeze vorbei weit in die Niederlande hinein. Auch dort wurde die Thermik wieder schlechter und Milstrey musste umkehren. Der Streifen Niederrhein/Weeze Richtung Dahlemer Binz habe sich dann als bester Weg  des Tages erwiesen. Dieses Mal zeigte sich die Eifel nicht so ungnädig und bescherte dem Segelflieger ein Gleiten bis nach Trier. Meertz: „Von dort aus trat Max wieder den Rückweg nach Norden an. Es wurde jetzt schwieriger, weil die Thermik spät am Nachmittag langsam nachließ. Er hat sich daher erstmal bis zum Kraftwerk Fortuna vorgearbeitet, da dort wieder Thermik über dem Kühlturm zu erwarten war. Von dort ging’s weiter nach Langenfeld und dann zurück in Richtung Aachen.“ Auch dort habe die Industrie und die von ihr entwickelte Thermik beim Weiterflug geholfen. Ein großes Feuer in Hückelhoven habe Milstrey weiter Aufwind verschafft, so dass er gut nach Grefrath gekommen sei. Nach zehn Stunden, um 21.07 Uhr, sei er sicher gelandet. „900 Kilometer von Grefrath motorlos.“

Ein Denkmal für die
Weberei wird 20 Jahre alt

Die Textilindustrie hat Grefrath einst zu Größe verholfen, weshalb ihr im Jahr 2000 ein Denkmal durch den Grefrather Heimatverein gesetzt wurde. Es steht an der Schanzenstraße. „Die drei abgeschrägten, aufrecht stehenden Basaltbeton-Elemente mit den eingelassenen runden Öffnungen stehen für die seit der Gründung der Samtbandweberei Ebels & Schwartz die Hauptsäulen der Grefrather Textilindustrie waren“, heißt es in einem Infoblatt des Heimatvereins, das anlässlich der Einweihung vor 20 Jahren herausgegeben wurde. Die abgeschrägte Form soll an die Scheddach-Konstruktion des ehemaligen Gebäudes erinnern. Die Edelstahlstangen sollen die Kettfäden darstellen, die auf der einen Seite die zwei übereinander liegenden Ebenen der Betonformen durchdringen und auf der anderen Seite als zwei Metallbahnen hervortreten. „Das soll den Vorgang des Doppelwebens von Samt- und Plüschweben darstellen“, sagt Herbert Küsters, der viele Jahre lang Vorsitzender des Heimatvereins war. Dazu sind die Edelstahlbleche so gebogen, dass sie für den Betrachter einen Bezug zum Stoff herstellen sollen. Zudem werden beim Umrunden der Beton-Elemente unterschiedliche räumliche Einblicke gewährt – besonders beim Blick durch die runden Fensteröffnungen.

Die großen
Drei der Textilindustrie

Kommen wir noch kurz zur Firma, die Johann Peter Ebels und aus Mönchengladbach und Rudolf Schwartz aus Krefeld in Grefrath 1869 gegründet hatten. Bereits 1923 wurde sie Teil der Grimes-Gruppe. Der Produktionsstandort in Grefrath wurde immer weiter abgebaut und schließlich aufgegeben. Der Gebäudeabriss erfolgte 1998. Die Schwartzstraße erinnert heute an die Firma. Neben Ebels & Schwartz waren weiter die Plüschweberei und Grevelour die beiden anderen großen Textilunternehmen.

Museum auf der
Suche nach Erinnerungen

Für die Ausstellung „Die Kirmes kommt!“ ist das Niederrheinische Freilichtmuseum auf der Suche nach Stücken und Geschichten rund um die Kirmes. Museumleiterin Anke Petrat würde sich über Dinge freuen wie „Lebkuchenherzen, die an die erste Liebe denken lassen, geschossene Plastikrosen oder auch Fotos, in denen das ausgelassene Treiben festgehalten wurde“. Sie erinnert an den Ursprung der Kirmes als kirchliches Fest und wurde meist zum Gedenktag des jeweiligen Kirchenpatrons veranstaltet. „Im Mittelalter wurde die ,Kirchmesse’ dann zu einem zunehmend weltlichen Volksfest. Bis heute haben Riesenrad, Geisterbahn und Co. ihre große Anziehungskraft bei Jung und Alt nicht verloren. Die Ausstellung im Freilichtmuseum möchte auf die Anfänge der Kirmes blicken und sich dabei insbesondere den Schaustellern widmen, die die Kirmes in die Städte und Dörfer brachten“, sagt Petrat. Die Ausstellung wird am 11. Oktober eröffnet und läuft bis zum 28. Februar 2021. Wer seine Erinnerungsstücke als Leihgabe anbieten möchte, kann Kontakt zu Museumsleiterin Petrat aufnehmen. Und zwar per Telefon unter 02158/917313 oder per E-Mail:

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