Kempen Graffiti auf dem Deutsch-Lehrplan

Armin Kaster hat aus „Street-heart“ vorgelesen. Das Buch wird nun von Schülern analysiert.

Kempen: Graffiti auf dem Deutsch-Lehrplan
Foto: Kurt Lübke/dpa

Kempen. Die Hausbesitzer dürfte es freuen: Das schmucke Kempen ist in Sachen Graffiti Diaspora — anders als beispielsweise das Hamburger Schanzenviertel. Deswegen konnten die Schüler des Luise-von-Duesberg-Gymnasiums auch nicht wirklich mit lokalen Beispielen dienen, als sie von Armin Kaster danach gefragt wurden. Der Autor aus Düsseldorf war am Freitag an der Schule zu Gast, um aus seinem aktuellen Jugendbuch vorzulesen: „Street-heart“, erschienen im Buch Verlag Kempen (BVK).

Armin Kaster, Autor, über Sprayer

Wie der Titel schon verrät, geht es darin um Streetart, also Straßenkunst. Und auch die Gefühlswelt junger Menschen spielt eine Rolle. Das Mädchen Feli entdeckt eines Tages, dass ihr Abbild an zig Wände und Bahnwaggons gesprüht wurde. Doch wer steckt dahinter? Auf der Suche nach dem Unbekannten mit den Spraydosen lernt sie FAK-E kennen, der selbst in der Szene aktiv ist.

Auch Feli genießt den Nervenkitzel des illegalen Handelns: Ihr Markenzeichen ist ein zerbrochenes Herz, ein „street-heart“ eben. Auf ihrer gemeinsamen Suche entstehen Gefühle zwischen Feli und FAK-E — was dem unbekannten Dritten in der Geschichte überhaupt nicht gefällt.

Der 46-jährige Armin Kaster, der selbst in einer Familie mit drei Kindern lebt, trifft den Ton der Generation Smartphone recht genau und scheut auch vor drastischeren Ausdrücken nicht zurück. Das Buch steht ab sofort auf dem Lehrplan der 9a, die — zusammen mit einer achten Klasse — eine Stunde lang die Vorlesung verfolgte. Im Deutschunterricht werden die Schüler nun Felis Geschichte genauer analysieren.

Grundinformationen zum Thema Graffiti bekamen sie bereits durch Autor Kaster, der einige Sprayer kennt. „Es ist eine schlaflose Szene mit einer hohen Adrenalinausschüttung“, sagte er mit Blick auf die zumeist nächtlichen und unerlaubten Aktivitäten. Mittels Notebook und Beamer warf er besonders beeindruckende Beispiele aus aller Welt an die Klassenwand. Darunter ein 70-Meter-Graffiti an einer Hochhauswand in Südkorea sowie Kunst auf einem Mehrfamilienhaus in Berlin und aus einem Flüchtlingslager in Jordanien. Mit „Banksy“ stellte er einen weltbekannten und zugleich unbekannten Vertreter der Szene vor.

Bei aller Sympathie für das Thema, die bei Armin Kaster hörbar mitschwang, gab er seinen jungen Zuhörern doch diese Warnung mit auf den Weg: „Illegales Sprayen ist teuer — wegen der Reinigung und der Anzeige.“

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