Gesamtschule Kempen „Zukunft der Schullandschaft darf kein politischer Spielball werden“

Kempen · In Kempen stehen richtungsweisende Entscheidungen an. Die WZ sprach mit Leiter Uwe Hötter über das Profil der Gesamtschule. Diese befinde sich auf einem sehr guten Weg. Sorgen bereitet weiterhin der hohe Bedarf an Räumen.

 2014 ist die Gesamtschule in diesem Gebäude an der Wachtendonker Straße an den Start gegangen.

2014 ist die Gesamtschule in diesem Gebäude an der Wachtendonker Straße an den Start gegangen.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

Am heutigen Montag geht es ab 18 Uhr im Rathaus um nichts weniger als die Zukunft der weiterführenden Schulen in Kempen. Seit Jahren gibt es Diskussionen, Gutachten und immer noch keine Ergebnisse zur baulichen und pädagogischen Ausrichtung der beiden Gymnasien und der Gesamtschule. Nun will die Stadtspitze – Bürgermeister Volker Rübo hat das Projekt zur Chefsache erklärt – den aktuellen Stand in Sachen Sanierungsbedarf verkünden. Die Ergebnisse der aktuellen Gutachten werden den Mitgliedern von Bau- und Schulausschuss präsentiert. Vor diesem richtungsweisenden Termin sprach die WZ mit dem Leiter der Gesamtschule und Vorsitzenden der Kempener Schulleiter-Runde, Uwe Hötter.

„Es ist festzuhalten, dass zwei Jahre ohne greifbare Ergebnisse ins Land gegangenen sind“, sagt Hötter. „Ich gehe aber davon aus, dass nun Verlass auf Politik und Verwaltung ist. Mein Eindruck ist, dass nun alle etwas anschieben wollen.“ In den politisch recht aufgeregten Zeiten rund um die Bürgermeister-Kandidatur von Stadtsprecher Christoph Dellmans und der öffentlichen Kritik an Schuldezernent Michael Klee appelliert Hötter aber an die verantwortlichen Politiker: „Die Fragen der Kempener Schullandschaft dürfen nicht zum Spielball politischer Auseinandersetzungen werden.“

Aus Sicht der Gesamtschule scheint das drängendste Problem zumindest provisorisch gelöst. Damit der erste Oberstufenjahrgang der 2014 gegründeten Schule im Sommer 2020 an den Start gehen kann, hat sich die Stadt zu einer Container-Lösung unweit des Luise-Duesberg-Gymnasiums entschieden (die WZ berichtete). „Mit der Lösung können wir leben. Zumal klar ist, dass diese Modulbauten in den nächsten Jahren auch von anderen Schulen genutzt werden müssen, wenn große Umbauten anstehen“, so Hötter.

Ab dem nächsten Schuljahr sind mehr als 1000 Schüler dabei

Damit ist es aber in der Gesamtschule nicht getan. „Wir haben erhöhte Raumbedarfe über den Bestand hinaus“, sagt der Direktor. Derzeit nutzt die Schule mit ihren 874 Schülern und 84 Lehrern das Gebäude an der Wachtendonker Straße sowie weite Teile der Realschule, die im Sommer von der letzten Abschlussklasse verlassen wird. Das reiche aber mit Blick auf die vielen unterschiedlichen Fächerangebote und auch auf das Thema Inklusion nicht aus. Hötter hofft deshalb, dass alsbald die Sanierung der ab Sommer völlig leerstehenden Hauptschule beginnen kann.

Rund fünf Jahre nach dem Start sieht Uwe Hötter die Gesamtschule auf einem „sehr, sehr guten Weg“. Dabei sprechen die Zahlen für sich. Für das Schuljahr 2019/20 gibt es mit 189 Kindern einen Anmelderekord. Ausnahmsweise muss die Gesamtschule daher sieben Eingangsklassen bilden (die WZ berichtete). „Das kann nur eine Ausnahme bleiben“, sagt Hötter mit Blick auf diese Herausforderung. „Wir stehen aber zu der Verantwortung, dass alle Kempener Kinder einen Platz bei uns bekommen.“ Ab Sommer werden etwa 1070 Schüler die Gesamtschule besuchen.

Die in Kempen noch junge Schulform habe in den vergangenen Jahren schon ein deutliches Profil entwickelt. Unter anderem durch den Schwerpunkt „Darstellen und Gestalten“, der sich künftig auch in anderer Form in der Oberstufe wiederfinden soll. „Für die Oberstufe arbeiten wir im Kollegium intensiv an Konzepten. Es macht große Freude, mit den vielen jungen Kollegen im Leitungsteam an der Zukunft zu arbeiten“, sagt Hötter, der in dieser Woche 63 Jahre alt wird.

Angedacht sei zum Beispiel ein sportlicher Schwerpunkt. Für bedeutend hält das Leitungsteam auch die sogenannten MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik). Ebenso werde der linguistische Schwerpunkt aus der Sekundarstufe 1 in der Oberstufe fortgesetzt. Dabei könnten auch die Sprachen Spanisch und Niederländisch eine Rolle spielen.

Die Gewichtung der einzelnen Schwerpunkte hängt nach Angaben von Hötter letztlich auch mit dem Personal zusammen, das zur Verfügung steht. Den viel zitierten Fachkräftemangel gebe es auch bei Lehrern. Am sprachlichen Beispiel: Für das Fach Spanisch sei es noch vergleichsweise einfach, Lehrer zu finden – bei Niederländisch sehe das deutlich anders aus.

Inklusion ist ein wichtiger Baustein des Schulprofils

Um möglichst viele Kurs-Konstellationen für die Kempener Oberstufen-Schüler hinzubekommen, wünscht sich Hötter Kooperationen mit Thomaeum und Luise-von-Duesberg-Gymnasium (LvD). Die beiden Gymnasien kooperieren ohnehin schon seit vielen Jahren. Aus Sicht von Hötter ist die Gesamtschule eine gute Ergänzung. Gespräche mit den Kollegen in den Gymnasien stehen bald an.

Ein wichtiger Baustein der Gesamtschule ist nach Angaben des Leiters auch die Inklusion, die nach Anweisung des FDP-Schulministeriums nun nicht mehr in den Gymnasien stattfinden soll. „Das bedauere ich schulpolitisch sehr. Aber wir in der Gesamtschule stellen uns dieser Verantwortung“, so Hötter. Denn bei allen Herausforderungen sei die Inklusion eine Bereicherung für die Schule. Durch die Kehrtwende auf Landesebene werden im nächsten Schuljahr voraussichtlich 18 sogenannte Inklusions-Kinder auf die Gesamtschule gehen, bislang seien es zwölf.

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