Bildung Gesamtschule Kempen: Besonderer Abschluss in ganz besonderen Zeiten

Kempen · In diesen Tagen wird in Kempen der erste Zehner-Jahrgang der Gesamtschule verabschiedet.

 Am letzten Schultag der Zehner gab es Besuch vom Eiswagen auf dem Schulhof. Abteilungsleiterin Birgit Hegemann und Schulleiter Uwe Hötter begleiteten den ersten Abschluss eines Jahrgangs auf der Kempener Gesamtschule.

Am letzten Schultag der Zehner gab es Besuch vom Eiswagen auf dem Schulhof. Abteilungsleiterin Birgit Hegemann und Schulleiter Uwe Hötter begleiteten den ersten Abschluss eines Jahrgangs auf der Kempener Gesamtschule.

Foto: Reimann, Friedhelm (rei)

Anstehen mit Abstand. So läuft es in der Regel bei bestem Wetter vor der Eisdiele auf dem Buttermarkt. So lief es aber auch am vergangenen Freitag auf dem Schulhof der Gesamtschule. Die Zehner hatten ihren letzten Schultag. Und um in Corona-Zeiten ein wenig Feierstimmung aufkommen zu lassen, hatte die Schule kurzerhand einen Eiswagen bestellt. Die 170 Schüler nahmen die Erfrischung dankend an und wirkten auch unabhängig davon optimistisch.

„Natürlich ist das alles sehr schade, dass wegen Corona nicht richtig gefeiert werden kann. Aber wir machen das Beste draus“, sagt Celine Prutscher kurz vor Bekanntgabe der Abschlussnoten. Für die 16-Jährige war es am Freitag auch kein richtiger Abschied. Denn sie wird nach den Sommerferien dem ersten Oberstufenjahrgang der Gesamtschule angehören. „Ich bin hier sehr zufrieden und will nun noch mein Abitur machen.“

Für Uwe Hötter sind die letzten sechs Jahre „wie im Flug vergangen“. „Ich weiß noch ganz genau, wie das war, als die Gesamtschule an den Start gegangen ist. Dass das schon sechs Jahre her ist, ist kaum zu glauben“, sagt der Schulleiter. Aus seiner Sicht waren das sechs Jahre, die sich sehen lassen können. „Ich finde immer interessant, wie sich die Schüler entwickeln. Wie ihre Persönlichkeiten reifen. Das habe ich schon früher an der Realschule als spannend empfunden.“

Von den 170 Schülern werden 90 auf ihrem Zeugnis eine Oberstufen-Qualifikation stehen haben. „Und 70 von ihnen werden unsere erste Oberstufe bilden“, so der Direktor. Heißt auch, dass 20 Schüler an einer anderen Schule weitermachen oder eine Ausbildung beginnen. Nach Angaben von Hötter planen etwa 40 Schülerinnen und Schüler gleich im Anschluss eine Berufsausbildung. „Ich bin vor allem sehr erfreut darüber, dass hier kein Abschluss mehr wert ist als der andere“, sagt Hötter. So seien auch 37 Jugendliche dabei, die nun mit dem Hauptschulabschluss ihren Weg gehen werden. „Das Modell Gesamtschule in Kempen greift“, so der Schulleiter.

Der Zehner-Abschluss-Jahrgang 2020 ist also aus vielerlei Sicht ein besonderer. Es ist der erste Gesamtschul-Abschluss-Jahrgang in Kempen. Zudem unter besonderen Umständen – Stichwort Corona. „Klar, das hat uns allen sehr zugesetzt“, sagt Hötter. Der Schulleiter sieht den etwa dreimonatigen Unterrichtsausfall aber auch nicht als Drama an. „Schüler, Eltern und Lehrer waren bei uns sehr kreativ. Alle haben mitgeholfen, dass es irgendwie weitergeht“, so Hötter. Sei es beim Thema Digitalisierung oder bei der Vorbereitung des eingeschränkten Unterrichts. „Alle haben bewiesen, dass wir willens und kreativ sind. Nun müssen aber von Schulträger und Land klare Strukturen für künftige Herausforderungen geschaffen werden“, gibt Hötter die Nach-Corona-Ziele aus. Insbesondere beim Thema Digitalisierung hätten die Politiker in Land und Bund nun gesehen, dass was passieren muss.

Bei den Feierlichkeiten bleibt es nun nicht bei einer Kugel Eis. Am kommenden Mittwoch und Freitag wird es in der Gesamtschule klassenweise die Zeugnisübergaben geben. „Wir haben dann an den beiden Tagen sechs kleinere Feiern. Es soll für die Schüler und ihre Eltern etwas Besonderes werden“, sagt Uwe Hötter. Mit der Stadt Kempen sei abgestimmt, dass pro Zeugnisfeier maximal 100 Personen dabei sind. Auch in diesem kleineren Rahmen wird es Musik und Reden geben. Als Ort dafür hat sich das Kollegium die Mensa ausgesucht. „Das Gebäude ist groß genug und war in den vergangenen Jahren für die Schüler eine Art zentrale Anlaufstelle. Ich denke, dass dieser Rahmen gut passen wird“, sagt der Schulleiter.

Das klingt bei aller Corona-bedingten Aufregung der vergangenen Monate nach einer entspannten Haltung auf der Gesamtschule. Was Schüler Janis Waldow bestätigt: „Am Anfang hatten wir schon ein bisschen Sorge, was aus unseren Prüfungen werden soll. Aber mit der Zeit haben unsere Lehrer uns sehr gut vorbereitet“, sagt der 17-Jährige. Für ihn geht es nach den Sommerferien weiter am Berufskolleg. Er will dort das Abitur machen. Aber groß gefeiert werden kann jetzt nicht, oder? „Irgendwas wird uns jetzt schon einfallen“, sagt der Kempener augenzwinkernd. Denn einen Zehner-Abschluss macht man schließlich auch nicht alle Tage.

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