Katholische Einrichtungen Gegen „Handy-Sprache“ in der Kita

In den katholischen Einrichtungen in Grefrath erhalten Erzieherinnen eine Fortbildung.

Katholische Einrichtungen: Gegen „Handy-Sprache“ in der Kita
Foto: Kurt Lübke

Oedt. Der fünfjährige Jonathan saust mit offenen Schnürsenkeln über den Kita-Flur. Eine Erzieherin sieht das und ruft: „Schuhe zu“. Dieses fiktive Beispiel soll ein Phänomen verdeutlichen, das Monika Münks am liebsten ganz aus Kindertagesstätten verbannen möchte. „Handy-Sprache“ nennt es die Krefelderin. Diese hat in ihren geschulten Ohren keinen guten Klang.

Stattdessen plädiert die gelernte Erzieherin, Sprachtherapeutin und psychologische Beraterin für ganze Sätze mit Subjekt, Prädikat, Objekt. Im Falle Jonathans könnte ein idealer Satz wie folgt lauten: „Bitte setz’ Dich hin und binde Dir die Schuhe zu.“

Monika Münks ist ausgebildete „Multiplikatorin für die alltagsintegrierte Sprachförderung in NRW“. In dieser Eigenschaft war die freiberufliche Referentin zu Gast in der katholischen Kita St. Vitus an der Oedter Oststraße (60 Kinder, drei Gruppen).Insgesamt 15 Erzieherinnen, die Kolleginnen aus Vinkrath waren auch dabei, nahmen an der 16-stündigen Fortbildung teil. Ein zweiter Block für die katholischen Einrichtungen in Mülhausen und Grefrath ist für Mitte Dezember vorgesehen.

Manfred Wolfers jun., im Kirchenvorstand von St. Benedikt für den Kita-Bereich zuständig, erklärt den Hintergrund: „Die Sprachförderung hat durch zahlreiche Veränderungen eine noch stärkere Bedeutung im Alltag der Kindertageseinrichtungen bekommen.“ Dabei gehe es insbesondere um die Anforderungen im überarbeiteten Kinderbildungsgesetz NRW, bekannter als Kibiz. Gemeinsam hätten sich Vertreter aller vier Kitas in St.-Benedikt-Trägerschaft dafür ausgesprochen, diesen Ansprüchen noch stärker zu entsprechen und die bisherige pädagogische Arbeit weiter zu optimieren.

Die Bewerbung um eine Förderung beim Land lief über das Kreisjugendamt. Die katholischen Kitas in Grefrath sind die ersten Einrichtungen im Zuständigkeitsbereich der Behörde, die diesen Schritt gehen.

Die daraus resultierende Fortbildung der Mitarbeiterinnen besteht unter anderem aus Gruppenarbeit und Rollenspielen. Immer wieder betont Münks, wie wichtig aufmerksames Zuhören ist. „Kinder geben uns ganz viele Infos“, sagt sie. Man muss sich Zeit lassen, die Hektik ablegen.“ Blickkontakt während des Gesprächs sei sehr wichtig.

Während Sprachförderung im Kindergarten möglich ist, sind Therapien, zum Beispiel bei bestimmten Formen des Stotterns, Sache von Logopäden. Deswegen geht es Monika Münks auch darum, dass ihre Zuhörerinnen ihre Grenzen kennen und Eltern gegebenenfalls auf die Möglichkeiten einer Therapie hinweisen.

„Viele Kinder verbringen mehr als die Hälfte des Tages in einer Einrichtung“, sagt die Multiplikatorin. „Und das in einer Phase, in der sie sich die Sprache aneignen.“

In Oedt beispielsweise werden bereits Jungen und Mädchen ab einem Jahr betreut.Ein wesentlicher Teil der sprachlichen Anleitung findet also in der Kita statt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort