„Notlüge“ einer jungen Frau Vergewaltigung auf Sportplatz in Grefrath war erfunden

Grefrath · Die junge Frau, die angab, am Sportplatz vergewaltigt worden zu sein, zog die Anzeige zurück. Sie habe gelogen, „um eine private Situation erklären zu können“.

 Die Frau gab zunächst an, am Grefrather Sportplatz vergewaltigt worden zu sein. Das war laut Polizei gelogen.

Die Frau gab zunächst an, am Grefrather Sportplatz vergewaltigt worden zu sein. Das war laut Polizei gelogen.

Foto: WZ/Tobias Klingen

Es war eine erschütternde Nachricht, die die Polizei da am Montag dieser Woche veröffentlicht hat. Eine junge Frau aus Grefrath soll in der Nacht zu Freitag, 21. Juni, von zwei Männern an der Stadionstraße sexuell belästigt und anschließend vergewaltigt worden sein. Sofort nach der Berichterstattung herrschten große Bestürzung und Mitgefühl in Grefrath.

Am Freitag dann die überraschende Wende: Wie die Polizei mitteilte, hat die junge Frau die Tat frei erfunden. „Sie hat sich bei uns gemeldet und glaubhaft versichert, dass sie die Geschichte als Notlüge erfunden hatte, um eine private Situation erklären zu können“, heißt es in einer Mitteilung der Polizei. Daher seien die Ermittlungen seitens der Polizei nun eingestellt worden.

Mit weiteren Details hält sich die Pressestelle der Polizei zurück. So werde man zum Beispiel das Alter der Grefratherin nicht veröffentlichen – wegen des Schutzes ihrer Persönlichkeitsrechte. Bei der Begründung für die Notlüge blieb die Polizei auch auf Nachfrage bei der vagen Formulierung „um eine private Situation erklären zu können“.

Vortäuschung einer Straftat? Ermittlungen sind möglich

Zurückhaltung ist nach Angaben der Polizei auch deshalb geboten, weil die Staatsanwaltschaft nun möglichweise Ermittlungen gegen die Grefratherin einleiten wird. Die Unterlagen seien der Staatsanwaltschaft Krefeld zur weiteren Prüfung übergeben worden. „Wenn die Akten hier eintreffen, werden wir uns damit befassen“, bestätigt Oberstaatsanwalt Axel Stahl auf Anfrage der WZ. Möglicherweise komme der Vorwurf „Vortäuschung einer Straftat“ in Betracht. Das müssten aber die Prüfungen zeigen. Die Staatsanwaltschaft werde sich aber intensiv mit dieser „Notlüge“ befassen. „Schließlich wurde dadurch ein enormer Ermittlungsdruck und auch eine Verunsicherung in der Öffentlichkeit ausgelöst“, so Stahl.

Die Frau hatte in der Anzeige der mutmaßlichen Vergewaltigung geschildert, dass sie in der Nacht zum 21. Juni an der Bushaltestelle am Eisstadion von zwei unbekannten Männern angesprochen und verbal sexuell belästigt worden sei. Die beiden hätten die Frau anschließend gegen ihren Willen über den Parkplatz des Eisstadions bis zum dahinterliegenden Sportplatz des SSV Grefrath geschleppt. Dort sei die vergewaltigt worden. Am Nachmittag des 21. Juni habe sie sich einer Freundin anvertraut. Dann sei die Anzeige erfolgt.

Gegenüber der Polizei gab die Frau auch detaillierte Täterbeschreibungen ab: Die erfundenen Täter wurden als etwa 1,95 Meter groß und etwa Mitte 20 beschrieben. Einer habe einen Dreitagebart gehabt. Beide  hätten „Deutsch mit Akzent“ gesprochen.

Letzteres führte übrigens in den sozialen Medien zu diversen populistischen und rassistischen Äußerungen. So hieß es beispielsweise von einem User in der Gruppe „Aktuelles aus Grefrath“, dass dies wohl wieder diese „Kultur-Bereicherer“ gewesen sein müssten.

Dass Frauen eine Vergewaltigung erfinden, kommt immer wieder vor, wie ein Polizeisprecher bestätigt. Zur Häufigkeit entsprechender Fälle im Kreis Viersen konnte er am Freitag keine Angaben machen. Dazu gebe es keine belastbaren Zahlen.

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