Fliegende Oldtimer noch bis Sonntag in Grefrath

Fest in Oldie-Hand präsentiert sich der Flugplatz Niershorst. Dort machen zurzeit die Rhönsegler Ka 6 Station.

Fliegende Oldtimer noch bis Sonntag in Grefrath
Foto: Kurt Lübke

Grefrath. „Alle Ka 6 Flieger melden sich bitte am Tower“, schallt die Stimme von Thomas van de Ven über das Flugfeld des Flugplatzes Grefrath Niershorst. Zwischen den Segelfliegern vor dem Tower kommt Bewegung auf. Piloten tauchen auf. Letzte Absprachen laufen, dann geht es los. Van de Ven greift zur Schleppstange und koppelt den bereits von der Grasfläche gezogenen Rhönsegler Ka 6 mit der Kennung PH-397 an das Auto an. „PH steht für prima Holländer“, scherzt Frits Urselmann, der ebenfalls zu den Startern zählt. Das PH auf den Rümpfen ist weit verbreitet, denn es sind, bis auf wenige deutsche Segelflieger, nahezu alles Piloten aus den Niederlanden, die sich hier eingefunden haben.

Fliegende Oldtimer noch bis Sonntag in Grefrath
Foto: Kurt Lübke

Zum ersten Mal findet das traditionelle Treffen der Ka 6 Flugzeuge, das der Niederländer van de Ven seit Jahren organisiert, in Grefrath statt. „In Holland war es in diesem Jahr schwierig, das Treffen durchzuführen. Also habe ich Heiko Meertz vom Luftsportverein Grenzland gefragt, ob wir mit unseren Rhönseglern hierhin kommen dürfen“, sagt van de Ven, der selber Mitglied beim Grefrather Luftsportverein ist. Meertz war begeistert. „Das ist Geschichte pur“, bemerkt er mit Blick auf die rein aus Holz gebauten Flugzeuge.

Mehr als 20 Röhnsegler aus den 50er und 60er Jahren sind da. Spannweiten von durchschnittlich 15 Metern und Gewichte von 190 Kilogramm heben sich von den modernen Maschinen mit 18 bis 22 Metern Spannweite und rund 400 Kilogramm Gewicht deutlich ab. Die Ka 6 war für den Leistungs- und Streckenflug entwickelt worden. Flugzeuge dieses Typs eroberten in den 50er und 60er Jahren regelmäßig Spitzenplätze bei Segelflug-Weltmeisterschaften. „Bei der Weltmeisterschaft 1960 gewann eine Ka 6“, berichtet Andrew Gardiner, der mit Britta Harnisch zu den Startleitern des Events gehört. Mit ihrer Spannweite kann die Ka 6 aus 1000 Meter Höhe rund 33 Kilometer weit gleiten. Eine seinerzeit unglaubliche Leistung.

Konstruiert hat den Röhnsegler der renommierte Ingenieur Rudolf Kaiser. Gebaut wurde sie in der Wiege der Segelfliegerei in der Röhn bei Alexander Schleicher Segelflugzeugbau. Mehr als 1000 Stück wurden hergestellt. Heute sind allein in Deutschland noch 440 Exemplare im Einsatz. Zwei davon besitzt der Luftsportverein Grenzland.

„Die Ka 6 ist Philosophie, ein stückweit Lebenshaltung. Man besitzt sie nicht, sondern übernimmt Verantwortung und Pflege“, so Meertz. Die Rhönsegler stellten alte Handwerkskunst dar. Es sei Fachwissen gefragt, um sie zu restaurieren und flugtüchtig zu halten.

Für die Besucher gibt es so derzeit auf dem Niershorst einiges zu sehen. Auf dem Startfeld an der Winde ist es derweil voll geworden. Die Ka 6 stehen an und werden Stück für Stück mit der Winde hochgezogen, um dann, in 300 Meter Höhe ausgeklinkt, ihren Flug anzutreten. „Wenn die Thermik stimmt, trägt sie uns auf 1500 Meter hinauf. Wenn es nicht klappt, dann sind wir in vier Minuten wieder unten und es gab nur eine Platzrunde“, bemerkt Harnisch, während sie den ersten Rhönseglern hinterherschaut, die am Himmel kleiner und kleiner werden.

Besucher können die fliegenden Oldtimer bis Sonntag auf dem Flugplatz Niershorst erleben. Der Eintritt ist frei.

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