Lokale Wirtschaft Firma Heiss aus Oedt: Die Caterer-Hoffnungen ruhen auf 2021

Oedt · Die Corona-Krise ist für das Catering-Geschäft von Familie Heiss aus Oedt eine Katastrophe – fürs nächste Jahr sind die Auftragsbücher voll.

 Simon Heiss konnte in diesem Jahr corona-bedingt weit weniger Essen auftischen als geplant. Das Oedter Unternehmen hofft, 2021 wieder durchstarten zu können.

Simon Heiss konnte in diesem Jahr corona-bedingt weit weniger Essen auftischen als geplant. Das Oedter Unternehmen hofft, 2021 wieder durchstarten zu können.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

Auf den ersten Blick erscheint es paradox: Das Auftragsbuch für 2021 von Heiss Catering in Oedt ist „pickepackevoll“, wie Junior-Chef Simon Heiss erzählt. Allein 65 Hochzeiten sind eingetragen. Eine derart hohe Zahl an Buchungen hatte der Betrieb im Frühherbst noch nie. Wie kann das sein? Gerade jetzt, wo die allgemeine Corona-Verunsicherung durch steigende Infektionszahlen wieder zunimmt. Die Antwort ist simpel: Es handelt sich vor allem um verschobene Feiern, die in diesem Jahr wegen Corona nicht stattfinden konnten. „Einige Brautpaare mussten sogar ins Jahr 2022 ausweichen, weil sie für nächstes Jahr schon keine Location mehr finden konnten – alles ausgebucht“, sagt Simon Heiss.

Für viele Catering-Betriebe war und ist die Krise eine Katastrophe. Auch die Heiss’ waren und sind betroffen. Zum Glück verfügen sie mit ihrer Metzgerei an der Hochstraße über ein zweites Standbein. Mutter Elisabeth Heiss und drei Mitarbeiterinnen kümmern sich um den Verkauf. „Hier haben wir in den vergangenen Monaten sogar etwas höhere Umsätze gemacht, die aber die Verluste im Catering nicht gänzlich auffangen konnten“, sagt Simon Heiss, der das Catering im großen Stil vor einigen Jahren in den Betrieb brachte.

Der 32-Jährige ist wie sein Vater und Geschäftsinhaber Ernst Heiss Metzgermeister. Zudem verfügt er über einen Bachelor-Abschluss in BWL. Während seine jüngeren Brüder den Lehrer- und Arztberuf ergriffen, führt er die Familientradition fort: Schon sein Großvater war Fleischermeister.

Das Liefern von Speisen für Feiern aller Art und die Zubereitung vor Ort (Grillen, „Live Cooking“ etc.) läuft laut Simon Heiss in normalen Zeiten sehr gut. Von April bis Mitte Oktober gebe es so gut wie kein Wochenende ohne Hochzeit. „Manchmal sind es bis zu vier Feiern an einem Samstagabend.“  Für die Menüs sorgen die beiden Fleischermeister, ein Geselle sowie drei Köche in Teilzeit am Herd und auf den Veranstaltungen. Zum 1. Oktober wird ein neuer Koch angestellt. Allein dieser Schritt zeigt, welche Hoffnungen auf dem kommenden Jahr ruhen.

Typische Veranstaltungsorte für das Heiss-Team sind der Lenkeshof in Vinrath (wo Simon und Yasmin Heiss selbst Hochzeit gefeiert haben), der Kirsch-Hof in Süchteln, Gut Krusshof in Forstwald und Haus Milbeck in Hinsbeck. Manchmal fahren die Oedter auch bis nach Neuss, wo sie ihre Menüs mit Blick auf den Hafen und das Quirinusmünster servieren.

Fleisch, Aufschnitt oder Feinkost-Salate verkauft der Familienbetrieb nicht nur am eigenen Standort in Oedt. Auch der St. Töniser Obsthof führt Produkte aus der Nachbargemeinde. Simon Heiss nennt außerdem Raiffeisen-Märkte im Kreis Kleve und einen Bäcker aus Lüllingen, der mit mehreren Verkaufswagen am Niederrhein unterwegs ist. Grob geschätzt erzielen Produktverkauf und Catering jeweils 50 Prozent der Erlöse – in diesem Corona-Jahr ist es natürlich anders.

Vor wenigen Tagen musste die Familie Heiss eine schwere Entscheidung treffen: Es ging um die zweite Hochzeitsmesse im Lenkeshof von Markus Funken Anfang Januar. Die Premiere im vergangenen Jahr mit mehr als 20 Ausstellern war ein voller Erfolg gewesen (die WZ berichtete). „Wir haben den Termin am 9. Januar abgesagt“, so Mitveranstalter Simon Heiss. Für derart aufwändige Planungen sei die Situation einfach noch zu unsicher.

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