Grefrath Familienglück auf 25 Quadratmetern

In Oedt hat die Gemeinde Wohnraum für Flüchtlinge angemietet. Die WZ konnte sich exklusiv dort umschauen.

Grefrath: Familienglück auf 25 Quadratmetern
Foto: Kurt Lübke

Oedt. Mohammad Osman ist glücklich: „Meine Frau und mein Sohn sind da. Die Leute hier sind nett.“ Vor sieben Monaten ist der Mann aus Aleppo über die Türkei per Schiff nach Griechenland über den Balkan, Ungarn und Österreich nach München und von dort nach Grefrath gelangt. Er hat einen Sprachkurs gemacht, zunächst bei einer Dame in einer kleiner Wohnung gelebt und nun ein Zimmer in einem Haus an der Süchtelner Straße 22 bezogen. Dieses hat die Gemeinde für Flüchtlinge angemietet. Vor einem Monat ist auch seine Frau mit dem einjährigen Sohn über einen ähnlichen Weg nach Oedt gekommen.

Gleich das erste Zimmer links in dem Haus wird von den Dreien bewohnt. Zwei Betten, ein Kinderbett, ein schmaler Kleiderschrank aus Stoff, Tisch, Stuhl, Teppich und kleiner Fernseher — Osman ist zufrieden, dieses 25 Quadratmeter große Zimmer bewohnen zu können. Über den schmalen Flur an einem Bobbycar vorbei gelangt man in die Küche, Eiche rustikal im Landhausstil. „Wir waren froh, dass wir die übernehmen konnten“, sagt Sozialamtsleiter Volkmar Josten, der exklusiv der WZ einen Einblick in eines der angemieteten Objekte für Flüchtlinge gewährt. An seiner Seite ist Frank Mynert, der sich als Hausmeister um die Asylunterkünfte kümmert.

Seit geraumer Zeit versucht die Gemeinde Grefrath, ihre Flüchtlinge in Privathäusern unterzubringen. Vor allem vor dem Hintergrund, dass die Gebäude Am Reinersbach heruntergekommen sind.

Zurück zur Küche an der Süchtelner Straße. Diese wird gemeinsam mit einer weiteren Familie aus Damaskus mit zwei Kindern von sechs und zwei Jahren genutzt. Ebenso wie ein Gemeinschafts-Esszimmer und das Bad mit Dusche, Wanne, Toilette und Waschtisch. Ein weiterer, langer Flur verbindet die beiden Wohnbereiche der Syrer. Dieser beherbergt eine Waschmaschine und ist Abstellbereich für Fahrräder und Kinderwagen.

Eine sehr steile Treppe führt in das Obergeschoss. Das ist noch unbewohnt, kann aber bei Bedarf neun Menschen beherbergen. Betten und Kühlschränke stehen schon bereit. Wegen des Abkommens mit der Türkei gibt es im Moment keine neuen Flüchtlinge in Grefrath. Es werden sogar weniger, da Menschen vom Balkan wieder in ihre Heimat zurück mussten. Josten: „Wir haben zurzeit 255 Flüchtlinge.“

Zum Schluss der Besichtigung lädt Osman zu einer Tasse arabischen Kaffee ein, den seine Frau aus Syrien mitgebracht hat. Er erzählt in gutem Deutsch von seiner zerstörten Heimatstadt Aleppo, in der einst sieben Millionen Menschen gewohnt haben. Nun seien es nur noch eine Million. Seine Familie ist verstreut, lebt in Beirut oder in der Türkei. „Mit meinen Eltern habe ich jeden Tag Kontakt über Whats App“, sagt Osman. Er möchte mit seiner Familie in Oedt bleiben. In Aleppo hat er bei einem Pharma-Unternehmen gearbeitet und zuletzt zwei Jahre in einer Apotheke. Das wäre auch sein Traum für die Zukunft, zumal er nun eine Büma-Bescheinigung (siehe Kasten) hat. Seine Frau ist Krankenschwester und würde ebenfalls gerne in diesem Bereich wieder arbeiten.

Der nächste Besichtigungsort ist die Johannes-Girmes-Straße 32. Sollte es Neuzugänge geben — vor allem alleinreisende Männer — so hat die Gemeinde dort Unterbringungsmöglichkeiten. Wo zuletzt noch Elektrogeräte ausgestellt wurden, entsteht auf etwa 80 Quadratmetern eine Gemeinschaftsküche mit Aufenthaltsraum. Jeder Bewohner hat einen eigenen Herd, Kühlschrank und Schrank.

Im hinteren Bereich gibt es fünf Zimmer, in denen je fünf Menschen wohnen können: Fünf Betten, fünf Spinde, fünf Stühle, fünf kleine Tische sowie eine Steckdose für jeden haben auf den gut 20 Quadratmetern Platz. Alles riecht noch sehr neu. Das liegt an der kompletten Renovierung der Räume sowie an den neuen Waschmaschinen und Bädern. In denen es je eine Steh-Toilette gibt, wie es die Menschen aus Nordafrika gewohnt sind.

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